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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Fest, wie? – dass wir großartige Dinge tun werden. Für Chakaura. Wisst ihr schon, was er von euch will ...?«
    Karidon packte den Kameraden aus der Schreiberschule an den gekreuzten Brustgurten und schüttelte ihn.
    »Nichts wissen wir. Fünf Jahre, Nachtmin, oder ist es länger her?« Er blickte in große, fast schwarze Augen. Eine weißliche Narbe, dünn wie eine Messerklinge, ging vom Haaransatz über die Wange bis zum Kinn. »Dank für deine rudernden Bewaffneten. Weißt du mehr?«
    »Noch nicht. Aber ich ahne etwas. Man hat die Macht angepackt und muss sie festhalten: Heut Nacht erfahren wir, was der Horus und Tatji Ikhernofret vorhaben. Das gilt auch für dich, Schönling.«
    Ptah legte den Kopf schräg und lächelte. Karidon sah, dass er die Hand einer jungen Schönheit hielt. Sie lehnte leicht an seiner Schulter. Der duftende Salbkegel über ihrer Stirn schmolz und verwischte die Mesdemethalbmonde der Augenlider und den dicken Lidstrich.
    »Kein Neid, großer Töter von Gaufürsten«, sagte Ptah-Netjerimaat leichthin. »Wenn du an unserer Seite bist, verblasst meine männliche Schönheit vor deiner Kraft, die mächtiger ist als die aller wilden Apisstiere zusammen. Es tut gut, dich wieder zu sehen.«
    Ptah packte Sokar-Nachtmins Handgelenk, drückte zu, und das breite Lachen im Gesicht des Heerführers wich. Er pfiff leise durch die Zähne. »Der Priester und der Zahnsüchtige sind wohl nicht hier, wie?«
    Ptah ließ Nachtmins Handgelenk los. Der Anführer schüttelte langsam den Kopf und sah hinter Nefer-Ihat her.
    »Merire ist im Ptahtempel, drüben, in Men-nefer. Und Herenptah langweilt sich an den Hapischnellen. Gute Leute, beide. Das heißt, vom Haarlosen mit den dünnen Fingern weiß ich's nicht so genau. Ah!« Er wirbelte herum, als habe er Augen im Hinterkopf und deutete mit der ausgestreckten Hand zum Podium. Chakaura sprach mit Palastdienern. »Es geht los. Auf der Dachterrasse. Man wird euch holen – ich muss dafür sorgen, dass niemand zuhört. Ich komm nachher zu euch, ja?«
    Er nickte ihnen zu und bahnte sich einen Weg zu den wehenden weißen Vorhängen. Er hatte recht gehabt; Diener baten die Männer leise, ihnen zur Treppe zu folgen. Ptah hob lächelnd die Hand der Frau und sagte: »Begrüße meinen Freund Karidon, Amenirdis-Khenso.«
    Karidon verbeugte sich vor ihr; sie sagte leise: »Du bist also der grünäugige Keftikapitän, der mit unserer Herrin sprechen soll.«
    Ein Teil des Palastes sprang weit nach Osten vor, in Gärten hinein und der Wüste entgegen; in achtungsvollem Abstand standen Palastwachen mit knisternden Fackeln. Nachtmin hastete von einem zum anderen und sprach leise mit ihnen. Sklaven stellten im Windschatten der Brüstung Hocker aus weißem Rohrgeflecht und Öllampen auf; in ihrem Licht sahen Karidon und Ptah einen schlanken Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, der eine schwere Perücke und einen goldverzierten Heka-Stab trug. Langsam gingen sie die Stufen hinauf und näherten sich ihm. Hinter ihnen lachten Mlaisso und Jehoumilq.
    »Ihr habt von mir, Tatji Ikhernofret, dem Gelobten des Königs, schon gehört. Von euch weiß ich vieles.« Er hob den Stab. »Ich war der Tatji des zweiten Senwosret, half dem jungen Herrscher während der fünfzig leeren Tage, und nun bin ich sein Tatji. Seit Senwosret oder Ni-Wosret-Rê – ihr wisst, dass jeder Gottkönig mit fünf Namen geehrt wird – in den Horizont eingegangen ist, haben sein Sohn und ich von euch gesprochen.«
    »Hoffentlich nur Gutes.« Karidon verbeugte sich. »Du willst uns einen Auftrag geben; wir zittern vor Erwartung.«
    »Glückliche Fremde!« Ikhernofret seufzte. »Von euch verlangt man nicht die Einhaltung von tausend Regeln, die das Gespräch mitunter schwerfällig machen wie den Gang eines hinkenden Ochsen.«
    »Uns reichen hundert Regeln«, sagte Karidon. Ptah stand schweigend und abwartend neben ihm. Holx-Amr stolperte auf den untersten Stufen, Jehoumilq und Mlaisso, der eine Karneolscheibe im Nasenflügel trug, stellten sich hinter den Hockern auf. Sokar-Nachtmin hastete die vielen Stufen herauf. Er atmete nicht einmal schwer.
    »Bist du zufrieden mit der Menge des Nechoschet-Metalls, das wir und die Händler gebracht haben?« Karidon stellte die Frage ohne Umschweife. »Gegen gut ausgerüstete Sepat-Fürsten helfen nur bessere Waffen.«
    »Dreizehn Schiffe und die Horus , gefüllt mit Zedernholz und dem neuen Metall. Der junge Horus klatscht vor Freude in die Hände und lobt euch. Die Händler

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