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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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schob das Knie zwischen seine Schenkel und sagte heiser: »Kein Geflecht, Grünauge. Die ganze Nacht, Karidon. Und viele Nächte. Weil du ein Fremder bist und doch einer von uns – deswegen will ich dich.« Sie drehte sich in seinen Armen und beugte den Nacken. »Knote den Wesech auf.«
    »Ich gehorche, Herrin.«
    Im dämmerigen Raum, der nach schwelendem Antyharz roch, brannten drei Öllämpchen. Die Flammen züngelten wie Lanzenspitzen und sonderten dünne Rußfäden ab. Döschen, Krügelchen und Goldgefäße auf dem Schminktisch funkelten. Es war totenstill; Karidon hörte nur Hathor-Merits und seine eigenen Atemzüge. Klirrend fiel der Schmuck zu Boden, die Prinzessin zog die Reife von den Handgelenken und die Ringe von den Fingern und hielt Karidons Hände fest, bis er neben ihr auf dem Lager saß. Ihr Atem roch nach Wein. Sie streifte die Sandalen ab und öffnete die Gürtelschnalle.
    »Meinen Schmuckkragen kann ich selbst aufknoten«, murmelte Karidon und streichelte ihre Arme. »Du weißt, was es bedeutet, eine Grenze zu überschreiten?«
    Ihre Zunge spielte in seinem Ohr; Hathor-Merit keuchte und schlang ein Bein um seinen Schenkel.
    »Niemand weiß es besser als ich. Tu, was ich sage. Vertrau mir.«
    Sie schlüpfte aus dem schweißnassen Kleid, half ihm, den Schurz abzulegen, und streckte sich, die Arme im Nacken verschränkt, auf den Fellen und Leintüchern aus. Karidon legte sich neben sie, stützte sich auf den Ellenbogen und legte seine Hand auf ihre Stirn, fuhr über ihr Gesicht und ihren Hals, strich über ihre Brüste und murmelte, als die Finger ihre feuchte Scham berührten:
    »Die Nacht und viele andere, Tama-Hathor-Merit. Schönste. Geliebter für heute, für eine Nacht. Aber ... später?« Ihre silbernen Fingernägel stachen in seine Schultern. Die Spitzen der Brüste richteten sich auf und wurden hart zwischen seinen Lippen. »Ich will nicht, dass ich für wenige Stunden mit mondelangem Leid zahlen muss.«
    Ihre Finger streichelten sein Geschlecht, schmerzend zärtlich, als wär es der Rand eines Blütenkelchs. Hathor-Merit bewegte langsam den Kopf hin und her; Schweiß und Leidenschaft schienen ihr Flüstern zu ersticken.
    »Vergiss Chakaura. Ich lasse Mauern errichten zwischen uns und der Welt. Deine Finger, Karidon ... ja. Weiter. Tiefer. Es-ist-wunder-schön ... sprich nicht, Liebster. Leg deine Arme um mich, und liebe mich.«
    Die Zeit raste dahin, während Hathor-Merits Finger Karidons Körper zur Lust drängten. Ihre erregten Glieder zitterten; schweißschimmernd glitt Hathor-Merit über ihn, schob die Arme unter seinen Nacken und küsste ihn gierig.
    Ihre Zärtlichkeiten wurden glühender; Augenblicke, die sich in Karidons Bewusstsein einbrannten. Er vergaß, dass sie ihn verführt hatte wie einen verschüchterten Sklaven. Das Keuchen und die verzückten, leisen Schreie Tama-Merits, sein Stöhnen, der süße Schweiß atemloser Erschlaffung, die Berührungen zwischen Einschlafen und Halbwachen verzauberten Karidon, der mit schmeichelndem weißen Tuch Schminke und Mesdemetstreifen von Tama-Hathor-Merits Wangen wischte, aus dem schmalen Gesicht, dessen Lächeln ihm galt. Einmal glaubte er, Augen, Lippen und Finger Nefer-Tefnachts, seiner ersten Liebe, träfen ihn; als er Hathors zuckende Schenkel in seinem Rücken spürte, sagte sie ihm leise, stockend, dass sie ihn liebe. Er vermochte es nicht zu glauben. Hathor wimmerte, erschauerte, zog ihn an ihre Brüste und hielt ihn fest.
    »Unsere erste Nacht, Unbeschnittener«, flüsterte sie später und ergriff die Trinkschale mit beiden Händen, wartete, bis er getrunken hatte, kniete sich hinter ihn und kreuzte die Arme vor seiner Brust. »Es soll so bleiben, Horus meines Herzens. Ja?«
    Karidon nickte und hob ihre Finger an seine Lippen. Hathor-Merit schlief, den Kopf in seinem Schoss, als ihn die ersten Strahlen der Sonne blendeten. Er stand auf, ohne sie zu wecken, schob die heruntergefallene Kopfstütze zur Seite, kleidete sich an und blieb neben dem zerwühlten Lager stehen. Tama-Hathor-Merits Gesicht war gelöst, sie atmete tief, lächelte in einem Traum, die Hand zwischen den Schenkeln. Karidon spürte über dem Magen ein seltsames Ziehen. Der Wachtraum, der ihm zuflüsterte, die leidenschaftlichen Stunden mit einer Göttin verbracht, ihren Körper besessen zu haben, wollte nicht weichen. Er schob das zerknitterte Laken über ihre Brüste und nahm seine Sandalen. Jenseits der Befriedigung und der Müdigkeit, über dem Geruch von

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