Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner
Brett, wenn der Rat eine andere Vorstellung davon hat. Auch kommt ihm vor, er sei dem einen oder anderen der Herren suspekt. So mancher Zeitgenosse verdächtigt die schwarzen Zunft immer noch der Magie.
Maria Barbisch eilt zu ihrem Mann in die Offizin. Am Markt erzählt man sich, Kanzler Biener sei verhaftet worden. Das war zu erwarten, stöhnt Wagner, ohne von der Presse aufzusehen. Seit dem Tod der Landesfürstin hängt Wilhelm Bieners Karriere an einem seidenen Faden. Voll Begabung zur Satire derbster Natur reitet er Spitzen gegen den Hof und die Geistlichkeit. Einmal soll er den Weihbischof von Brixen so sehr erzürnt haben, dass der ausrief: Die Klaue, die solches schrieb, verdient abgehauen zu werden. Solange Claudia jedoch ihre schützende Hand über ihn hielt, konnte Biener sich fast alles erlauben.
Tags darauf hört Wagner, man habe Schloss Büchsenhausen durchsucht und bei Biener belastende Schriften gefunden. Darunter Satiren. Ein Prozess wegen Hochverrats werde eingeleitet. Zwar kann er den Kanzler nicht leiden, zu oft hat er ihm Schwierigkeiten bereitet, aber muss man ihn deswegen gleich – Als Wagner aber von einem Spottgedicht auf die Landesfürstin erfährt, sieht er sich in seiner Meinung über den Kanzler bestätigt.
Biener wird zum Tod durch das Schwert verurteilt und nach Rattenberg verschleppt. Seine Frau wendet sich mit einem Gnadengesuch an den Kaiser. Der Monarch lässt Milde walten. Doch einer der Gegner Bieners fängt den kaiserlichen Boten ab.
Wagner ist fassungslos. Der Henker habe so kräftig zugeschlagen, dass nicht nur der Kopf Bieners, sondern auch die davor zum Gebet gefalteten Hände abgetrennt worden seien. In der Stadt regt sich Unmut. Und viele freuen sich, als Wochen nach der Hinrichtung bekannt wird, dass der Schurke, der den kaiserlichen Gnadenbrief abgefangen hat, vor den göttlichen Richter getreten sei. Der Frau Bieners ist das kein Trost mehr, der Schmerz hatte sie in den Wahnsinn getrieben. Sie stürzte sich von der Martinswand in die Tiefe.
Neun Kupferstichtafeln zeigen eine Königin. Auf 22 Seiten wird über den Ablauf ihrer Reise durch Tirol berichtet.
Erfreuliche Erzehlung Was gestalten Christiana, die Durchleuchtigste Königin aus Schweden, als sie anno 1655
–
Der Autor des Werks will anonym bleiben. Wagner blickt ihm nach, noch ist ein Zipfel der wehenden Kutte im Türrahmen der Offizin zu sehn.
Die Stadt steht Kopf. Wochenlang hat man sich auf die Ankunft der Schwedenkönigin vorbereitet. Dabei ist sie keine Monarchin mehr, müde der Regierungsgeschäfte hat sie abgedankt. Zuvor führte sie einen der prunkvollsten Höfe Europas, Künstler und Gelehrte aus aller Welt verkehrten dort. Nun will sie in Innsbruck öffentlich zum Katholizismus konvertieren. Wagner ist skeptisch, immerhin ist sie die Tochter des Löwen aus Mitternacht. Dennoch steht er mit seiner Frau in der ersten Reihe, als der königliche Tross in Innsbruck Einzug hält. Unglaubliches trägt sich zu, prächtig gekleidet sind die Gäste, kostbar geschmückt ihre Pferde. Fahnenschwenkendes Fußvolk säumt die Innufer, Geschütze werden in Position gebracht. Wagners Frau Maria zuckt zusammen unter dem „Orglwerk der Artiglerie, welche durch die Losprennung sich haben hören lassen.“
Glanzvoller Höhepunkt des Besuchs ist die zu Ehren der Königin gegebene Prunkoper
L’Argia
. Komponiert hat sie der bekannteste italienische Musiker seiner Zeit: Pietro Antonio Cesti. Mit dessen Librettisten hat Wagner viel zu tun, druckt ihre Operntexte. Dem Maestro begegnet er ebenfalls oft. Seit einigen Jahren lebt Cesti in der Stadt. Man zieht voreinander den Hut, weiß sich verbunden. Auch Cesti wird vom Hause Medici protegiert. Mit leuchtenden Augen erzählt Wagner seiner Frau, der kleine Italiener scheue die Inszenierung nicht, selbst seine Bescheidenheit verkaufe er als Zier.
Der Maler beiße nicht, sie solle sich nicht zieren! Unwillig nimmt die Barbischin neben Wagner Platz. Der wirft sich in Pose, heißt den Künstler anfangen. Später werden auch die Kinder portraitiert. Es wird Frühling, Sommer, Herbst –
Vor dem Winter graut Wagner jedes Jahr ein bisschen mehr. Erblickt er im September den ersten Schnee auf den Bergen, kühlt seine Liebe zu Innsbruck ab. In den Sommermonaten ist im Haus gut leben, in der kalten Jahreszeit indes – Doch Wagner hat nicht vergessen, was der Apostel Paulus einst gepredigt hatte, und dankt dem Herren. ER allein weiß, warum er ihm Innsbruck zugemutet hat. Wiewohl
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