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Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Titel: Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W Bauer
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ändert sich und mit ihm der Buchmarkt. Blickt Wagner zurück auf seine Kindheit und Jugend, so dominierte in ihr die Gelehrtensprache Latein das Druckwesen. Nun setzt sich das Deutsche stetig durch. Die Frankfurter Messen gelten plötzlich als Hort der Rückständigkeit, als Umschlagplatz lateinischer, kaiserlich bevormundeter und vor allem katholischer Produktion. Mehr und mehr tritt die protestantische Konkurrenz in den Mittelpunkt, Leipzig.
    Hinter dem Arlberg tut sich Erfreuliches. Wagner sieht einen Verwandten der Barbischin Karriere machen. Der Sohn des Stadtgerbers Thomas Barbisch, Johann Georg sein Name, wird zum ersten Buchdrucker Feldkirchs ernannt.
    Barbisch druckt hauptsächlich für die Jesuiten, Andachtsbücher, Periochen, aber auch Kalender und versucht sich zudem in der Buchführerei. Gut ein Jahr, nachdem seine Tante, die
geweste Puechdruckerin zu Innsbruck
, in Bludenz stirbt, macht sich Barbisch nach Graubünden auf. Lange sieht Wagner ihn in der Bischofstadt Chur zu Werke gehen, dann im Bündner Oberland.
    Als Barbisch nach vielen Jahren in seine Geburtsstadt Bludenz zurückkehrt, ist er den Stadtoberen suspekt. Zu lange habe sich Barbisch in einem Land aufgehalten, in dem Katholiken und Protestanten die gleichen Rechte besitzen.
    Wahrscheinlich hat die Obrigkeit Angst, dass ihnen der inzwischen alt und kränklich gewordene Barbisch zur Last fallen könnte, denkt Wagner. Und er wundert sich, warum seine Maria in Bludenz gestorben ist. Das wird er seinen Sohn bei Gelegenheit einmal fragen.
    Trauer in der Kirchgasse. Wagner ist vor Schreck wie gelähmt. Jakob Christoph ist hinter der Druckerpresse zusammengebrochen und – die Färbung seiner Lippen ließ Wagner Böses ahnen. Doch dass es so schnell gehen musste! Und was wird aus der Offizin? Michael Alois ist noch nicht so weit. Soll die Firma im Witwenbetrieb weitergeführt werden? Schafft die Winklerin das?
    Der Schmerz über den Tod seines Sohnes macht Wagner nicht blind. Die Tochter seines alten Freundes Georg Winkler erweist sich als Frau, die es versteht, die Geschicke des Unternehmens umsichtig zu leiten. Ihre Kinder unterstützen sie tatkräftig, auch ihr Bruder spart nicht mit Rat und warnt sie vor falschen Einflüsterern, die sich sofort nach Jakob Christophs Tod in der Kirchgasse eingefunden haben.
    Der Verrat beginnt am Mund. Kaum öffnen sich die Lippen, weiß das Gegenüber Bescheid. Wie oft hat Wagner dies erfahren müssen. Jesuitendeutsch nennen sie heute noch seine Sprache, die im katholischen Süden, im Elsass und in den habsburgischen Ländern verwendet wird.
    Unter den Autoren herrscht erbitterte Konkurrenz. Jesuitendeutsche formieren sich gegen Lutherdeutsche, jene Schriftsteller, die das sächsische Meißnisch bevorzugen.
    Im protestantischen Norden entstehen erste Sprachgesellschaften. Sie sind nach einem Reinheitsgebot ausgerichtet, will es Wagner scheinen. Man wolle die edle Muttersprache, die durch fremdes Wortgepränge wässrig und versalzen worden sei, in ihre „uralte gewöhnliche und angeborne deutsche Reinigkeit, Zierde und Aufnahme“ zurückführen und sie „von dem fremd drückenden Sprachenjoch“ befreien.
    Zahlreiche Autoren treten den Gesellschaften bei, von Zesen, Harsdörffer, Moscherosch. Und natürlich Gryphius, Opitz, Weckherlin, die führenden Köpfe ihrer Zeit. Eine Stadt stärkt ihnen den Rücken, Leipzig. Seit Jahren rivalisiert die sächsische Metropole mit einem eigenen Messkatalog. Binnen Kurzem beherbergt sie mehr Buchhändler als Berlin und Wien zusammen. Gerade entwickelt sich in der Stadt ein neuer Buchhändlertypus – der Großverleger. Und der überschwemmt den Markt mit Büchern, verweigert zunehmend den Tauschhandel mit seinen Berufsgenossen.
    Ohne zu zögern stimmt Wagner einem Tübinger Kollegen zu, die Leipziger würden gute Sachen nehmen und dafür geben, was schlechten Abgang findet, klagt Johann Georg Cotta, und weiter: „Bei den Leipzigern heißt es: Wir habens Recht und Macht allein, wer ists, der uns solt meistern.“
    Wagner zieht die Stirn in Falten. Der konfessionelle Konflikt, der ihn zeitlebens begleitet hat, wird nun im Buchhandel ausgefochten. Und bald tritt eine Veränderung ein, die er nie für möglich gehalten hätte.
    Bücher werden Verkaufsware, Wagner kann es kaum fassen. Der entscheidende Anstoß zu dieser Entwicklung ist mit einem Namen verbunden: Philipp Erasmus Reich. „Fürst des deutschen Buchhandels“ nennen sie den gebürtigen Hessen, der Frankfurt

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