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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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sagte Jammie: »Was wirst du jetzt mit deinem Leben anfangen, wo du nicht mehr ins College gehst?«
    »Was? Aber ich gehe doch noch. Ich bin nur nicht besonders oft in den Vorlesungen. Laß uns über etwas anderes reden, dieses Thema deprimiert mich. Was willst du machen?«
    Sie wurde ganz aufgeregt. »Ach, keine Ahnung, jedenfalls nicht rumhängen, auch wenn es so aussieht. Ich bereite mich wirklich auf etwas vor. Ich weiß bloß noch nicht genau, was es ist. Ich spüre nur, daß ich bestimmte Dinge wissen muß und daß sie mir eines Tages sehr dabei helfen werden, die Welt zu verstehen.«
    Wir liebten uns noch einmal, und dann sind wir wohl müde geworden, denn es kann höchstens zwei Stunden später gewesen sein, als ich aufwachte. Mir war kalt. Jamila schlief fest, ein Laken bedeckte ihren Unterkörper. Noch benommen, kroch ich aus dem Bett, um die Decke aufzuheben, die auf den Boden gefallen war, als ich ins Wohnzimmer blickte. In der Dunkelheit sah ich Changez auf dem Feldbett liegen und mich beobachten. Sein Gesicht war ausdruckslos, vielleicht ernst, aber eigentlich eher geistesabwesend. Er sah aus, als hätte er dort schon lange auf seinem Bauch gelegen. Ich schloß die Schlafzimmertür, zog mich hastig an und weckte Jamila. Ich hatte mich oft gefragt, was ich in einer solchen Situation machen würde, aber es war sehr einfach. Ich flüchtete aus der Wohnung, ohne meinen Freund anzusehen, überließ Ehemann und -frau sich selbst und fühlte mich, als wenn ich sie alle verraten hätte - Changez, Mum und Dad und mich selbst.
     

Kapitel acht

    »Du tust überhaupt nichts«, sagte Dad. »Du bist ein verdammter Tagedieb. Weißt du, daß du mutwillig dein Leben zerstörst? Es bricht mir das Herz.«
    »Schrei mich nicht so an, das ertrag ich nicht.«
    »Muß ich doch, Junge, wie soll ich es sonst in deinen dicken Schädel hämmern? Kein einziges Examen hast du bestanden. Wie hast du es nur geschafft, bei sämtlichen Prüfungen durchzufallen?«
    »Ganz einfach. Ich bin nicht hingegangen.«
    »Das hast du getan?«
    »Ja.«
    »Aber warum denn, Karim? Warum hast du mir gegenüber so getan, als ob du diese verdammten Prüfungen machen würdest? Du bist so voller Selbstvertrauen aus dem Haus gegangen. Jetzt weiß ich, warum«, sagte er bitter. »Wie konntest du das nur tun?«
    »Weil ich zum Studieren nicht in der richtigen Stimmung bin. Ich bin zu aufgewühlt von dem, was passiert. Daß du Mum verläßt und so. Ist ’ne große Sache. Die wirkt sich auf mein Leben aus.«
    »Wirf mir nicht vor, daß ich dein Leben ruiniert hätte«, sagte er. Aber ihm traten Tränen in die Augen. »Warum? Warum? Misch dich nicht ein!« herrschte er Eva an, die ins Zimmer kam, weil unser Geschrei sie erschreckt hatte. »Dieser Junge ist ein mieser Versager. Was willst du also machen, he?«
    »Ich will nachdenken.«
    »Denken, verdammter Narr? Wie willst du denken, wenn du kein Hirn im Kopf hast?«
    Ich hatte gewußt, daß dies geschehen würde; ich war fast darauf vorbereitet gewusen. Aber diese Verachtung warf mit der Sturmgewalt eines Taifuns alle meine Reserven und meine Selbstbeherrschung über den Haufen. Ich fühlte mich elender, als ich mich je zuvor gefühlt hatte. Danach ignorierte Dad mich einfach. Weil ich fürchtete, in Jamilas Wohnung Changez begegnen zu müssen, konnte ich dort nicht mehr übernachten, und so sah ich Dad jeden Tag und mußte seine Mißbilligung über mich ergehen lassen. Ich wuiß nicht, warum er es so verdammt persönlich nahm. Warum machte es ihm so viel aus? Es war, als gäbe es für ihn nur ein Leben, das wir uns beide teilten. Ich war die zweite Hälfte, eine Verlängerung seiner selbst, und statt ihn zu vervollkommnen, hatte ich ihn mit Scheiße überschüttet. Es kam deshalb wie eine große, befreiende Überraschung, als ich eines Tages Evas Haustür öffnete und Onkel Ted in seinem grünen Overall vor mir stehen sah, die Werkzeugtasche in der Hand und ein Grinsen auf seinem pausbäckigen Gesicht. Er marschierte in den Flur und begann mit fachmännischem Blick die Wände und die Decke zu begutachten. Eva kam und begrüßte ihn wie einen Künstler, der aus trostlosem Exil zurückkehrt, Rimbaud aus Afrika. Sie griff nach seinen Händen, und sie sahen sich in die Augen.
    Von Dad hatte Eva gehört, wus Ted für ein Künstler unter den Handwerkern sei, wie er sich gewandelt hätte und sich weigerte, den täglichen Trott weiterzuleben, und wie er jetzt sein Talent brachliegen ließ. Alarmiert bestellte Eva

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