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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Philip Marlowe. Ich runzle die Stirn. Drei Verdächtige: Dan Baker, Tom Smith, Khun Tanakan. Verdächtig? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Damrongs Vertrag in Thailand gegen das Gesetz verstößt beziehungsweise ob es überhaupt einen solchen Vertrag gibt. Vielleicht wurde, abgesehen von dem Mord durch Kowlovski, gar kein Verbrechen begangen? Allerdings handelt es sich um eine unmoralische Aktion, die durchaus zu Verbrechen führte, zu dem Mord an Nok, der mir schwer auf der Seele lastet; zu dem an Pi-Oon und seinem extravaganten Liebhaber. So lautet wohl die Botschaft des Mönchs. Ich pflichte ihm bei, aber wem zuerst Angst einjagen? Baker oder Smith? Tanakan muss ich fürs Erste in Ruhe lassen, weil er unter dem Schutz Vikorns steht; wie ich das hinbekommen soll, weiß ich nicht. Ein Marlowe hätte sich vermutlich nicht in eine solche Sackgasse hineinmanövriert.
    Oberflächlich betrachtet, scheint Baker die erste Wahl zu sein, denn er ist schwach, gewöhnt an Deals mit Polizisten und vermutlich unfähig zu Loyalität. Ich habe mich praktisch schon für ihn entschieden, als ich es mir noch einmal anders überlege. Leider passt Baker nicht ins Bild; er beginnt, mich zu verwirren. Dies sind keine Schachteln, die sich ineinander schieben lassen, sondern Pyramiden. Tanakan und Tom Smith gehören einer großen Elitepyramide international Agierender an, Smith ziemlich weit unten, Tanakan ziemlich weit oben. Dan Baker hingegen, der Gelegenheitszuhälter, ist Teil einer völlig anderen kleinen Pyramide, in der er sich fast ganz unten befindet.
    Irgendetwas fasziniert mich an dem Anwalt Smith: die moderne britische Hysterie gleich unter der Oberfläche, die in krassem Widerspruch steht zu seinem scharfen Verstand und seiner Weltgewandtheit. Der Mann, der seiner Eifersucht wegen mehr als einmal den Kopf verloren hat, könnte ihn wieder verlieren. Ich beschließe, mich in seinem Büro umzusehen – und überlege es mir noch einmal anders.
    In Kriminalromanen und Thrillern ist von Bedenken für gewöhnlich nicht die Rede: Wie soll ein kleiner, bescheidener Dritte-Welt-Cop es anstellen, einen cleveren, mächtigen, gebildeten, angesehenen Anwalt mit besten Verbindungen unter Druck zu setzen? Ja, man nennt das Minderwertigkeitskomplex, und sich wie ein Opfer vorzukommen, bedeutet noch lange nicht, dass man davor gefeit ist, tatsächlich eines zu werden. Ich hätte gern ein paar konkrete Fakten, mit denen ich ihn konfrontieren könnte, doch wenn ich über seine Persönlichkeitsfacetten nachdenke, fügen sie sich zu nicht viel mehr als einer Fata Morgana. Vielleicht würde seine Vorliebe für Bordelle und Prostituierte in einer heuchlerischeren Gesellschaft als der unseren gegen ihn sprechen, aber hier zweifelt – unserer natürlichen Offenheit sei Dank – niemand daran, dass wir alle im selben Boot sitzen. Ich brauche mehr Selbstvertrauen, auch wenn ich ihn damit letztlich nicht drankriegen kann. Mühsam lege ich mir einen Plan zurecht. Es ist sechs Uhr abends, als ich endlich beschließe, Lek zu mir zu rufen.
    »Lek, hast du hier im Büro einen Rock?«
    »Natürlich nicht«, antwortet er mit einem spöttischen Grinsen. »Glauben Sie, ich hätte nicht schon genug am Hals?«
    »Tja, dann fahr heim und zieh deine besten Ausgehklamotten an, ein enges T-Shirt, damit man deine Brüste richtig gut sieht, dazu einen sehr kurzen Rock, Rouge, Mascara und Ohrringe – das ganze Programm. Sei aufreizend, aber nicht vulgär. Das Parthenon ist ein ziemlich schicker Schuppen.«
    »Was soll ich machen?«
    »Bewirb dich dort noch einmal um einen Job. Sorg dafür, dass sie dich ernst nehmen. Wenn du beim Hinausgehen am Wachmann vorbeikommst, gibst du ihm einen Zettel mit meinem Namen und meiner Handynummer. Flüstere ihm zu: Jederzeit, an jedem Ort, zu jedem Preis. «
    Dann lege ich die Füße wieder auf den Tisch und warte.

31
    »Chatuchak-Markt, morgen um zwanzig nach elf, Stand 398 in der nordwestlichen Ecke.« Dann legt die junge Anruferin auf. Ich denke: Clever, wirklich sehr clever. Chatuchak, jenes riesige, unergründliche Labyrinth aus überdachten Marktständen, ist praktisch eine Stadt aus Freilufthändlern, die von tropischen Fischen, leuchtend bunten Vögeln, exotischen Orchideen über Plastikeimer bis zu Grundstücken auf Inseln mit dubiosen Eigentumsverhältnissen einfach alles feilbieten. Während des Bummels kann man sogar seinen Toyota warten lassen. Heute ist Freitag, was heißt, dass Riesentrubel herrscht. Schwer zu sagen,

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