Der buddhistische Mönch
meinen Geschmack ein wenig theatralisch. »Ich wünschte, ich könnte dem Colonel glauben. Was als offene Verhandlung zwischen Ehrenmännern begann, scheint …«
»Nicht auf meine Veranlassung hin, Khun Tanakan. Würde Khun Tanakan es als Beweis meiner Aufrichtigkeit deuten, wenn ich sage, dass ich bereit bin, den Wert der Vase niedriger anzusetzen?«
Tanakan erhebt sich und tritt hinter seinem Schreibtisch hervor.
»Von nun an hat sie keinerlei Wert mehr, Vikorn. Falls ich noch einmal etwas über diese Vase hören sollte, aktiviere ich über Handy den Besitzer eines Motorrads und seinen bewaffneten Assistenten in einem anderen Teil der Stadt. Das versteht der Colonel doch sicher, oder? Natürlich lässt man sich immer gern auf ein Spiel ein, um Blutvergießen zu vermeiden, aber wenn der Partner beginnt, gegen die Regeln zu verstoßen, muss man bereit sein, ein Risiko einzugehen. Ich habe einen Ruf zu verteidigen und verstand unsere Unterhaltungen so, dass Sie mir dabei helfen würden, und zwar an vorderster Front. Das ist nicht der Fall, Colonel. Sie erledigen Ihre Aufgabe nicht zu meiner Zufriedenheit.«
Vikorns Gesicht wird aschfahl, doch er fängt sich schnell wieder, neigt den Kopf, steht auf und dirigiert mich zur Tür. Tanakan ruft uns zurück, holt etwas aus einer Schublade und wirft es vor Vikorn auf den Schreibtisch: ein Elefantenhaararmband. »Das kam zusammen mit diesem abscheulichen Foto«, faucht er und dreht ihm den Rücken zu, um aus dem Fenster zu schauen.
Auf dem Rücksitz des ramponierten Streifenwagens hält Vikorn mir einen Vortrag:
»Siehst du, was passiert, wenn Amateure sich in die Arbeit von Profis einmischen? Tanakan wusste, dass er in der Falle sitzt, und hätte die Kohle rausgerückt, solange die Verhandlungen höflich und diskret und der Preis vernünftig geblieben wären. Aber jetzt hat irgend so ein Clown den Brunnen vergiftet. Ich möchte, dass du ihn aufspürst und mir die Adresse sagst. Du musst nicht dabei sein, wenn ich meine Männer hinschicke.«
Ich nicke.
Als ich wieder an meinem Schreibtisch sitze, klingelt das Telefon erneut.
»Sie haben sich die DVD angeschaut?«
»Ja.«
»Dann wissen Sie ja jetzt, was zu tun ist.«
»Was soll das heißen?«
»Die Befragungstechnik lässt sich an die Persönlichkeit des Gegenübers anpassen. Kowlovski war ziemlich dumm. Ich glaube, Sie werden mit Ihren Partnern mehr Spaß haben.«
Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstehe. »Was für Partner?«
»Die, die ich mit den Armbändern markiert habe.«
Mir fällt die Kinnlade herunter. »Und wie soll ich die vernehmen? Der eine ist ein wichtiger Banker, der andere ein eminenter Anwalt, der Dritte ein Trottel, und alle drei haben ein hieb- und stichfestes Alibi.«
»Nein, haben sie nicht.«
»Aber sie waren zum fraglichen Zeitpunkt doch gar nicht in Thailand. Sie hielten sich nicht einmal alle im selben Land auf. Einer war in den Vereinigten Staaten, einer in Angkor Wat und der andere in Malaysia.«
»Was für ein Zufall.«
»Tja, es mag verdächtig wirken, doch es beweist auch, dass keiner von ihnen unmittelbar an der …«, ich suche nach dem richtigen Wort, »Ermordung … beteiligt war.«
»Meine Schwester sagte, es habe Treffen gegeben, so etwas Ähnliches wie Hauptversammlungen der großen Geldgeber.«
»Woher wusste sie das?«
»Weil sie dazu gehörte.«
Ich bin schockiert. »Sie nahm an Besprechungen teil, bei denen ihr Körper und ihr Tod verhandelt wurden? Dafür brauche ich Beweise.«
»Geständnisse sind immer die besten Beweise, nicht wahr?«
»Solche Geständnisse bekommt man nicht freiwillig.«
»Freiwillig? Nun, daran arbeite ich.« Er beendet das Gespräch.
Ich wähle Vikorns Handynummer. »Ich habe nachgedacht und werde mir Baker und Smith vorknöpfen. Einer von beiden muss hinter dieser Elefantenscheiße stecken.«
»Warum die Mühe? Ich schicke einfach einen Motorradfahrer.«
»Nein, Colonel, ich bin mir nicht sicher, ob’s wirklich einer von ihnen war, weiß aber, dass ich über sie was rausfinden kann.«
»Wie du meinst. Doch vergiss nicht: Ich will Tanakan denjenigen, der das Foto geschickt hat, als hübsch verschnürtes Paket präsentieren.«
»Ich weiß.«
»Unserem Banker ist der Betreffende lebend sicher lieber, damit er noch seinen Spaß mit ihm haben kann.«
»Tja, stimmt wahrscheinlich.«
Ich kipple mit dem Stuhl zurück, lege die Füße auf den Schreibtisch und falte die Hände. Ein bisschen komme ich mir vor wie
Weitere Kostenlose Bücher