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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Ja. Warum wäre sonst so viel Scheiße auf der Welt? «
    » Ach! Solche Gedanken haben Sie aber noch nicht allzu lange, oder? «
    » Sie und Ihre Schwester – Sie sind sich so was von ähnlich, Sie könnten ein und dieselbe Person sein. «
    » Dann haben Sie sich vor dem Erdrosseln doch mit ihr unterhalten? «
    » Sagen Sie das nicht immer wieder. Wenn Sie den Film gesehen hätten, wüssten Sie es. «
    » Was? «
     
    Schweigen; Kowlovski leckt sich über die trockenen Lippen.
     
    » Sie hat mich bei der Stange gehalten. Ich stand mehrfach kurz davor, mich zu verdrücken. Eigentlich sollten wir den Film in weniger als zwei Stunden im Kasten haben, aber ich war einfach nicht dazu in der Lage. Wegen dem Viagra musste ich ständig kacken und furzen. Und bei dem Stress konnte ich mit meiner Erektion nichts anfangen. Ich bin alle paar Minuten in Tränen ausgebrochen und irgendwann fast zusammengeklappt. Sie wollten das Projekt abblasen, doch sie. bestand darauf weiterzumachen. Es war unglaublich. «
    » Was? «
    » Ihr Wille. Der asiatische Wille ist wirklich erstaunlich. «
    » Der hat nichts mit Asien zu tun, sondern mit der Dritten Welt. Zweihundert Jahre Elend und Erniedrigung können durchaus Stärke erzeugen. «
    » Sie hatte den stärksten Willen, der mir je untergekommen ist, einfach übermenschlich. Sie sind ein Mensch, sie war es nicht. «
    » Ich bin es seit ihrer Erdrosselung durch Sie auch nicht mehr. «
    Kowlovski kreischt: » Ich hab sie nicht ermordet. Sie wollte es selber! Können Sie das denn nicht begreifen? «
     
    Schweigen.
     
    » Sie klappten also zusammen, die Unsichtbaren dachten an Schadensbegrenzung und wollten das Projekt abblasen, aber sie nahm das Heft in die Hand. Erzählen Sie mir mehr davon. «
    » Sie versprach ihnen, das Ganze am nächsten Tag noch mal anzugehen. Weil sie die Einzige mit einem Lösungsvorschlag war, stimmten sie zu und baten sie, mit mir zu reden, mich mit nach Hause zu nehmen, mit mir zu schlafen. Das Nötige zu tun. «
     
    Langes Schweigen.
     
    Mönch: » Verstehe. Sie verbrachten die Nacht mit ihr. «
     
    Die Stimme des Mönchs klingt mitfühlend. Kowlovski, der den Blick hebt, wirkt vorübergehend ein wenig ruhiger.
     
    » Stimmt. Ich hab die Nacht mit ihr verbracht. «
    » Und sie stellte etwas mit Ihnen an, damit Sie durchhielten. Was? «
    » Sie erklärte mir die Welt, wie sie sie sah. Bis dahin kannte ich niemanden – weder Frau noch Mann –, der das gekonnt hätte. Was sie uns in der Kindheit einbläuten übers Christentum, war Scheiße, wie alles andere auch. Aber das, was sie mir sagte, ich weiß nicht, woher sie das hatte, das war keine Scheiße. Es passte. «
    » Passte? «
    » Zu allem, was ich erlebt hatte. Zu der Mutter, die letztlich keine Mutter war, sondern eine Fremde aus einer Seifenoper und nicht wusste, was sie mit mir anfangen sollte. Zu dem Vater, der zwar anwesend, aber nicht da war. Sie sagte, die Unsichtbaren kontrollierten die Welt. Ihrer Ansicht nach ist das Elend des Westens dem des Ostens ähnlich und gleichzeitig sein genaues Gegenteil: Der Westen hat einen hohen Lebensstandard, dafür kein Herz; im Rest der Welt wird das große Herz von der Armut aufgezehrt. Eine überzeugendere Theorie hatte ich noch nie gehört. «
    » Und? «
    » Alles ein Riesenschwindel, meinte sie. Und der schlimmste Fehler sei es, das Leben zu schätzen. «
     
    Kowlovski wendet den Blick ab, als er folgenden Satz Damrongs zitiert:
     
    » Sobald du aufhörst, leben zu wollen, wirst du frei. «
    Nun sieht er den Mönch wieder an. » Das war der beste Sex, den ich je hatte. Aber dafür musste ich ihr versprechen, sie umzubringen. Wie Sie sich denken können, war ich am Morgen hoffnungslos in sie verliebt. «
    » Sie haben es trotzdem gemacht? «
    » Schließlich hatte ich es ihr versprochen. Und nach dieser Nacht ist sogar mir aufgegangen, dass ich keine andere Wahl hatte. «
    » Sie gab Ihnen etwas, das Ihnen helfen sollte? «
    » Heroin. Das hatte ich zuvor noch nie probiert. Ich dachte, es neutralisiert das Viagra. War nicht der Fall. «
     
    Sehr langes Schweigen, dann plötzlich sagt Phra Titanaka mit leiser Stimme:
     
    » Sie träumen von ihr, stimmt’s? «
    » Jede Nacht, Mann. «
    » Aber es sind keine Träume. «
    » Was reden Sie da? «
    » Ihnen ist klar, dass das keine Träume sind. Sie scheint von innen heraus zu strahlen, wenn sie Sie besucht, nicht wahr? «
    » Woher wissen Sie das? «
    » Und sie bumst Sie. Sie kommen im Schlaf.

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