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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Aber Thais reagieren nicht sonderlich gut auf Sarkasmus, und so brummt er nur etwas Unverbindliches, bevor er das Gespräch beendet. Ich setze mich mit Vikorn in Verbindung, der verspricht, der Ausländerbehörde Feuer unterm Hintern zu machen – schließlich ist er derjenige, der Baker verhaftet wissen möchte.

11
    Ich dachte, Vikorn würde seinen Bentley benutzen, was nur beweist, wie wenig kultiviert und raffiniert ich bin. Natürlich spricht er als bescheidener Polizist bei Khun Tanakan vor, soll heißen, dass wir in einem besonders ramponierten Streifenwagen unterwegs sind. Zum Glück dauert die Fahrt nur zehn Minuten, denn sehr viel länger würde Vikorn es auf dem zerfetzten Rücksitz nicht aushalten. Er sieht adrett aus in seinem braunen Uniformrock mit den goldenen Epauletten. Seine subtilen Gedankengänge illustriert er mit seltsamen, eleganten Handbewegungen. Ich folge ihm in den riesigen Eingangsbereich der Bank, wo er bei der Rezeptionistin seinen Charme spielen lässt, die daraufhin zum Telefonhörer greift. Ihrem Blick beim Auflegen nach zu urteilen, lautet die Anweisung, uns so schnell wie möglich in ein privates Besprechungszimmer zu dirigieren. Ein mit Eichenvertäfelung und grünem Leder ausgestatteter Aufzug bringt uns zu einem Konferenzraum ziemlich weit oben, wo wir an einem großen Tisch Platz nehmen und das Auftauchen einer Sekretärin erwarten. Aber Tanakan hätte seine Position vermutlich nicht erlangt, wenn er nicht alle Spielregeln beherrschen würde. Die Tür geht auf, und herein tritt er selbst. Der Colonel und ich erheben uns, um ihn mit einem ehrfurchtsvollen wai zu begrüßen. Der Khun demonstriert seine Bescheidenheit, indem er es mit einem ebenso ehrfurchtsvollen wai erwidert.
    Chinesisches Blut wird in der thailändischen High Society, besonders im Finanzwesen, als selbstverständlich erachtet. Khun Tanakans Porzellanhaut, seine kleinen dunklen Augen – mit denen er uns eindringlich mustert und die eine ausgeprägtere Lidfalte haben als thailändische – seine pechschwarzen Haare, ausgezeichneten Manieren sowie sein perfekt geschnittener Anzug zeugen von seiner Zugehörigkeit zur höchsten Klasse thailändisch-chinesischer Magnaten. Und einen weiteren Pluspunkt kann Tanakan für sich verbuchen: Seine Vorfahren stammten mit Sicherheit nicht aus der Swatow-Region mit ihren klein gewachsenen Chiu-Chow-Fischern, denn er ist über einsachtzig groß, was auf Ahnen aus dem Norden, vielleicht aus der Mandschurei, hinweist. Sich zügellose Leidenschaft bei diesem Mann vorzustellen, fällt schwer, aber ich habe Bakers DVD gesehen. Tanakan ist Anfang Fünfzig und nennt einen durchtrainierten Körper sowie – auch das weiß ich von der DVD – ein glattes, helles Glied von respektablen Ausmaßen sein eigen.
    »Darf ich Ihnen meinen Assistenten Detective Jitpleecheep vorstellen?«, fragt Vikorn. Als der Banker mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung der Augen reagiert, fügt Vikorn hinzu: »Während wir uns unterhalten, kann er hier warten oder auch in Ihrem Vorzimmer.«
    »Wie er möchte«, antwortet Tanakan mit einem Nicken. »Meine Sekretärin hat ein eigenes Zimmer. Er kann aber auch hierbleiben.«
    »Ich glaube, ihm ist die Gesellschaft Ihrer Sekretärin lieber«, erklärt Vikorn im Gedanken an die Reichweite unserer Ausrüstung.
    »Ja«, meint der Banker und wendet sich mir mit einem so freundlichen und einladenden Lächeln zu, dass man meinen könnte, ich sei sein Lieblingsneffe. Im Vorzimmer zu seinem Büro stellt er mich kurz seiner Sekretärin vor, während er Vikorn in sein Allerheiligstes dirigiert und die Tür schließt.
     
    Die Sekretärin ist ausgesprochen attraktiv. Wenn Tanakan sie bumst (und darauf würde ich die gesamte Wall Street verwetten), muss man sich fragen, wozu er Damrong brauchte.
    Ihr langes schwarzes Haar wippt wie in der Shampoo-Werbung bei jeder Bewegung geschmeidig, und sie trägt ein elegantes schwarzes Kostüm mit weißer Bluse sowie dezenten Schmuck. Mit Sicherheit ist es Van Cleef & Arpels, das da seinen subtilen Duft in Richtung Klimaanlage verströmt. Ihre an Schönheitsmagazinen geschulte Haltung wirkt ungemein weiblich; zu allem Überfluss scheint sie auch noch tippen zu können. Ich beginne zu begreifen: Damrong bot dem Herrn und Meister völlig andere Dienste als diese Frau, die die dunkleren Bedürfnisse des Khun vermutlich sofort ihrer Mutter gebeichtet hätte.
    Offenbar hat Tanakan sie angewiesen, mich zu umgarnen. Doch dies ist ihr erster

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