Der buddhistische Mönch
in dir drin, Schätzchen. Was bleibt dir fürs Crescendo, wenn du gleich mit ’nem Paukenschlag anfängst?« Er überprüft etwas auf seinem Laptop. »Außerdem bist du nicht ganz in Position«, erklärt er geistesabwesend und bewegt die Maus. »Die Bodenkamera kriegt deine Klitoris und den oberen Teil von deiner Muschi, aber so, wie du jetzt dastehst, bekommen wir beim Fick nur die Hälfte von Jocks Schwanz drauf. Schieb doch deinen Hintern ein ganz klein bisschen nach hinten, ja? Gut. Perfekt. Präg dir die Stellung bitte genau ein. Jock, was ist los? Wird er weich?«
»Nö, nö, ich bin bloß mal kurz auf Standby«, antwortet Jock mit einem Blick nach unten.
»Na schön. Nicht zu viel Kraft, wenn du in sie reingehst, sonst schiebst du sie aus der richtigen Position, und wir kriegen bloß deine haarigen Eier aufs Bild. Kein horizontaler Druck, verstehst du? Kontrollierte Stöße kommen auf Zelluloid am besten. Alles klar?«
»Klar«, sagt Jock.
»Prima.« Yammys Stimmung hat sich schlagartig verbessert; der prometheische Wille des echten Künstlers bezwingt die Verzweiflung. Er bedenkt mich mit einem Grinsen. »Wenn mein Schwanz bloß auch so zuverlässig wäre. Also gut, Marly, Schätzchen: Der gute Ed poliert dir den Arsch, als wär er ’ne Vase aus der Sung-Dynastie, und dir ist klar, was als Nächstes passiert, aber nicht, wann genau. Er lässt dich zappeln. Zeig uns mit deinem Gesicht, wie sehr du dich auf ihn freust. Prima. Und jetzt die Zunge – nein, nicht ganz raus; nur die Spitze zwischen feuchten Lippen. Perfekt. Okay, Take zwei.«
Take zwei, das ist die Penetration mit Jock. Ich sehe die FBI-Frau an. »Können wir gehen?«, fragt Kimberley heiser. »Ich brauch jetzt entweder ’ne kalte Dusche oder sofort ’nen Mann.«
An der Tür fällt mir zum ersten Mal der groß gewachsene, athletische, etwa vierzigjährige Engländer auf, der in adretter Freizeitkleidung am anderen Ende des Ateliers auf einem Plastikstuhl sitzt. Unter seinem offenen Kragen blitzt eine filigrane Goldkette hervor. Ich weiß bereits, wie er nackt aussieht, und dass er Tom heißt. Und ich werde eifersüchtig, als wäre Damrong noch am Leben.
Tom, du bist einfach der Wahnsinn. Den Gedanken, dass du mit einer anderen zusammen sein könntest, ertrage ich nicht.
Mach dir da mal keine Sorgen. Was hätte das denn für einen Sinn?
Wieso ist er hier?
Auf dem Rückweg zur Sukhumvit erkläre ich der FBI-Frau, dass ich Lek von seinem monatlichen Test im Krankenhaus abholen muss. Kimberley schließt daraus, dass Lek HIV-positiv ist, und überlegt, wie sie sich schützen kann, zum Beispiel, indem sie sofort das Taxi wechselt, aber ich teile ihr mit, dass Lek sich bester Gesundheit erfreut. Die Tests haben mit seiner Geschlechtsangleichung zu tun, in der es nicht primär darum geht, ihm die Eier abzuschneiden, sondern darum, ihm mit Hilfe von Östrogen allmählich zu einer neuen Identität zu verhelfen. Die Operation ist fast der letzte Schritt. Auf diese Information reagiert Kimberley mit unverhohlener Neugierde. Als Lek einsteigt und neben ihr auf dem Rücksitz Platz nimmt, starrt sie ihn bewundernd an. »Mein Gott, bist du schön«, sagt sie mit einem Blick auf seine langen, schwarzen, mittelgescheitelten Haare, seine großen ovalen Augen mit dem Hauch Mascara, seine hohen Wangenknochen und seine jugendlich geschmeidigen Bewegungen.
» Lork? « , fragt Lek in meine Richtung.
Als Kimberley vor dem Grand Britannia aussteigt, flüstert sie heiser: »Mein erster Engel.«
Im Revier muss ich an den Engländer Tom denken. Ich überlege gerade, was er in Yammys Atelier verloren hatte, als mein Handy zu klingeln beginnt.
»Das lasse ich nicht zu«, sagt die FBI-Frau.
»Was?«
»Das darf nicht sein. Ich hab Albträume wegen dem Messer, und das noch vor dem Schlafen. Mein Gott!«
»Natürlich macht er das. Für einen echten Transsexuellen ist der Tag der Operation der wichtigste in seinem Leben, der Tag, an dem sein wahres Ich geboren wird.«
»Nein«, sagt die FBI-Frau entschlossen, als hätte sie vor, die Zukunft mit Bomben in die Knie zu zwingen. »Er ist einfach zu schön. Gib mir seine Telefonnummer.«
»Nein«, sage ich meinerseits und klappe das Handy zu.
15
Am nächsten Tag sucht Lek mich gegen vier Uhr nachmittags an meinem Schreibtisch auf. Ihn umgibt die Aura des müden Profis, die er, unterstützt von einem Hauch Rouge, durch eine feminine Geste abmildert, indem er sich erschaudernd mit beiden Händen durch sein
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