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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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langes, pechschwarzes Haar streicht. Dann holt er einen yaa-dum- Aromatherapie-Inhalator aus der Tasche und steckt ihn ins linke Nasenloch.
    »Bei dem heißen, stickigen Wetter bin ich den ganzen Tag Hinweisen nachgegangen«, erklärt er, während er zum rechten Nasenloch wechselt. »Die Nutte war wirklich überall, ist aber nirgends lange geblieben. Die Informationen von ihrem Exmann Baker stimmen im Großen und Ganzen. Sie hat sich Schritt für Schritt nach oben gearbeitet.«
    »War sie zum Zeitpunkt ihres Todes für eine Bar tätig?«
    »Darauf wollte ich gerade kommen. Anfangs war sie in der Soi Cowboy, im Nana-Viertel und in Pat Pong beschäftigt und gehörte zu den erfolgreichsten Mädchen der Straße. Dann ist sie in den Parthenon Club gewechselt.« Er mustert mich schweigend.
    »Der Parthenon Club«, wiederhole ich schluckend. Tja, wo sonst? Aber einfacher macht das den Fall nicht.
    Lek versucht mit einem Blick zu ergründen, ob ich mir der Implikationen für weitere Ermittlungen bewusst bin.
    »Und? Mit wem hast du dich dort unterhalten?«
    »Nun, ich brauchte eine Tarnung.«
    »Lek, was hast du gemacht?«
    »Ich hab so getan, als suchte ich Arbeit. Wie sollte ich denn sonst jemanden dazu bringen, mit mir zu reden? Wenn ich denen gesagt hätte, dass ich Polizist bin, säße Ihnen jetzt die männliche Hälfte von Bangkoks High Society im Nacken.«
    »Werden denn dort katoys beschäftigt?«
    Er schürzt stolz die Lippen. »Natürlich. Keine Bar ist heutzutage ohne uns vollständig.«
    »Und mit wem hast du gesprochen?«
    »Mit einer mamasan aus der zweiten Riege. Ich hab ihr erzählt, dass Damrong meine Cousine ist und ich über sie einen Job möchte. Von ihr weiß ich, dass Damrong die letzten beiden Monate ihres Lebens dort tätig war. Sie hatte keine Ahnung, warum Damrong in letzter Zeit nicht mehr in die Bar kam – ihrer Meinung nach hatte sie sich einen potenten Gönner geangelt. Genau danach suchen ja alle Mädchen und Jungs im Parthenon.«
    »Weißt du, mit wem sie dort zusammen war? Oder ob’s jemand Besonderen in ihrem Leben gab?«
    »Ich musste das Ganze ja auf der Klatschebene halten und immer wieder auf den erstaunlichen beruflichen Erfolg meiner Cousine zurückkommen. Die mamasan wollte zuerst nicht so recht mit der Sprache rausrücken, aber am Ende hab ich ihr dann doch herausgekitzelt, dass Damrong die Lieblingsnutte von zwei Club-Mitgliedern war.«
    » Farang oder Thai?«
    »Ein farang und ein Thai.«
    »Hast du ihre Namen?«
    »Nein. Wenn ich so etwas gefragt hätte, wäre meine Tarnung aufgeflogen.«
    »Stimmt.«
    »Übrigens: Diese farang gestern im Taxi … hat die noch alle Tassen im Schrank?«
    »Die FBI-Frau? Warum?«
    »Sie hat sich meine Nummer übers Revier besorgt, weil sie sich angeblich für Geschlechtsangleichungen interessiert und sich bei einem Essen mit mir über das Thema unterhalten möchte. Ich hab ihr erklärt, dass die Umwandlung von Frau zu Mann ziemlich kompliziert ist und so gut wie nichts mit dem zu tun hat, was ich gerade praktiziere, aber als sie nicht locker lassen wollte, hab ich aus greng jai Ihnen gegenüber zugesagt.«
    Ich blinzle einige Male kurz hintereinander. »Wann seid ihr verabredet?«
    »Morgen.«
    »Ich erwarte einen vollständigen Bericht«, erwidere ich, ohne ihm in die Augen zu sehen.
     
    Ich grüble darüber nach, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, in den Parthenon Club hineinzukommen, ohne beruflichen Selbstmord zu begehen, und ob der Fall Damrong meinen Märtyrerkomplex zum Vorschein bringen wird, während ich die Treppe zu den Zellen hinuntergehe. Der Gefängniswärter versichert mir, der farang Baker sei reif für eine Vernehmung.
    Er sitzt in merkwürdiger Haltung auf dem Fußende seiner Pritsche, die Stirn so fest gegen die Gitterstäbe gepresst, dass man meinen könnte, sie sei darangeschweißt.
    »Er hat sich seit Stunden nicht bewegt«, erklärt der Wärter mir. »Er isst und trinkt nichts mehr. Ich glaube, wir haben seinen Willen gebrochen.«
    Ich signalisiere ihm mit einem Nicken, dass er die Zellentür aufschließen und offen lassen soll, damit er es hört, falls der farang gewalttätig wird. Wenn eine Persönlichkeit sich auflöst wie bei Baker, weiß man nie so genau, wohin die einzelnen Partikel fliegen.
    Ich betrete die Zelle und damit die Psyche ihres Insassen, strecke die Hand aus, um Bakers Haare zu ergreifen, und ziehe ihn von den Gitterstäben weg. Er zittert und zuckt wie ein verängstigtes Kaninchen. Zur Beruhigung

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