Der buddhistische Mönch
und in der Zelle hin und her zu gehen beginne. »Verstehe. Das heißt also, dass Sie die Clips eigentlich nicht auf Ihrem Laptop hätten speichern dürfen, stimmt’s?«
»So könnte man das ausdrücken«, antwortet er.
»Und warum haben Sie’s dann gemacht?«
»Opportunismus, seit jeher mein Problem. Ich bin ein toller Taktiker, hab aber einfach überhaupt kein Durchhaltevermögen und keine Disziplin. Wenn ich die hätte, wär ich ein reicher, freier Mann.«
»Sie dachten, wenn Sie die Clips behalten, hätten Sie was in der Hand, wenn Ihnen einer an den Kragen will?«
»Genau.«
»Kennen Sie den Thai chinesischer Abstammung auf den Clips?«
»Ich weiß nur, dass er ein hohes Tier ist, ein jao paw. «
»Ja, ein Pate. Sie sollten also die Aufnahmen von der Festplatte löschen und ihr die DVD geben, damit sie nach Bedarf Druck ausüben konnte. Warum haben Sie nicht getan, was sie wollte?«
Baker wendet den Blick ab. »Wem kann man in dieser Stadt schon vertrauen?« Dann fügt er hinzu: »So genau hab ich mir das alles nicht überlegt. Wie Sie richtig sagten: Ich wollte ein Druckmittel für den Fall der Fälle haben, mehr nicht.«
»Sie sind ein ziemlich hohes Risiko eingegangen für eine ungewisse Sicherheit. Angst? Ja, das könnte ich nachvollziehen. Möglicherweise kannten Sie einfach ihre Launen und ihren Sadismus zu gut und behielten deshalb die Clips. Und dann war da noch der Engländer. Den hat sie vermutlich auch erpresst, oder?«
Er zuckt mit den Achseln. »Ach, das war bloß so ein geiler Yuppie, keine große Herausforderung, nicht für sie.«
Ich lege nachdenklich einen Finger an die Nase: Der Engländer hat in Bakers Abwesenheit zweimal dessen Haus aufgesucht, bis einer der Wachleute ihm verriet, dass dieser im Gefängnis ist. Das weiß ich, doch der Instinkt sagt mir, dass ich es besser verschweige. »Und der jao paw – der war anders?«
Fast beginnt Baker zu kichern. »Er verunsicherte sie, das sehen Sie ja auf dem Clip. Ich hab sie wirklich oft bei der Arbeit erlebt, aber nie zuvor eine solche Vorstellung.« Unvermittelt bedenkt Baker mich mit einem entschlossenen Blick. »Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Sie können mir keine Angst einjagen wie er, wer er auch immer sein mag.«
Das, was ich als nächstes sagen muss, wird mich Überwindung kosten, aber mir bleibt nichts anderes übrig.
»Sie war keine Frau, sondern eine Seuche«, erkläre ich, immer noch auf und ab gehend, »eine Krankheit, die das Blut der meisten Männer vergiftete, mit denen sie etwas hatte.« Er sieht mich mit großen Augen an. »In ihren Händen wurde der Körper des Mannes zu einem Instrument, auf dem sie ihre eigene Melodie spielte. Aber letztlich ging’s ihr nicht nur um seinen Körper, sondern auch um sein Herz, nicht wahr? Sie wusste genau, wie sie es zum Glühen bringt. Sie war eine Sucht, schlimmer als die nach Crack, yaa baa oder Heroin. Haben Sie das nicht selbst so ausgedrückt bei unserem ersten Treffen? Wie hat sie das angestellt? Ist der Sextrieb bei Männern tatsächlich so stark? Oder reden wir von etwas Grundlegenderem? Hatte sie etwas erkannt, das andere Frauen nur ahnen? Konnte sie das Gefühl vermitteln, sie besitze die Fähigkeit, uns die Lebensangst zu nehmen? Zwischen ihren Schenkeln sei der Friede zu finden, nach dem wir uns alle sehnen? Sie verstehe einen wirklich? War sie mit anderen Worten der heilige Gral, den kein Mann je entdeckt?« Ich sehe Baker an. »War’s der Sex, Dan, dem Sie verfielen, oder nicht vielmehr diese unheimliche Begabung, Sie zu beruhigen, als könnte sie in Ihre Seele blicken?«
Er starrt mich verwundert an. Vielleicht sollte ich jetzt aufhören, aber wenn man den Pfad der Selbstgeißelung erst einmal beschritten hat, gibt es kein Zurück mehr. »Natürlich entpuppte sich die Erfahrung am Schluss als das genaue Gegenteil dessen, was man am Anfang erwartete: Man holte sich eine tödliche Dosis Herzschmerz, als man merkte, dass sie einfach nur höchst professionell mit einem gespielt hatte, nicht wahr? Wie leid tut es Ihnen, dass sie tot ist?«
Seine Miene hat sich deutlich verändert; ich lese Schadenfreude darin. »Dann waren es also doch Sie. Fast hab ich’s mir schon gedacht. Sie sind der Cop, der sich mit Haut und Haaren in sie verliebte, stimmt’s?«
»Ich will ihre Mörder finden, Dan«, antworte ich, seinem Blick ausweichend. »Selbst wenn Sie an der Sache beteiligt waren, zählen Sie bestenfalls als Komplize. In dem Fall spielten Geld und Verbindungen
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