Der buddhistische Mönch
Gepflogenheiten dieses Landes ausgesprochen gut.
»Ihr werdet zusammenarbeiten«, teilt Vikorn mir mit. Ich runzle die Stirn, doch der Colonel bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich schweigen soll.
»Mit Vergnügen«, sagt Smith in einer kuriosen Mischung von Akzenten: ein bisschen BBC, ziemlich viel Londoner East End, ganz hinten noch ein Hauch authentisches Cockney, dazu ein klein wenig Los Angeles. »Mit großem Vergnügen.«
Vikorns alles andere als subtilem Nicken folgend, versichere ich: »Ich freue mich schon darauf.« – Was ein Strahlen Smiths zur Folge hat.
»Nun, Colonel«, meint Smith, »mehr werden wir heute wohl nicht mehr regeln können. Schön, mit Ihnen gesprochen zu haben.«
Als Smith weg ist, gönnt Vikorn sich ein triumphierendes Grinsen. Etwas Vergleichbares habe ich seit seinem letzten Sieg über seinen Erzfeind General Zinna nicht mehr gesehen.
»Sie lieben es, Sonchai«, erklärt er, sich die Hände reibend.
»Wer liebt was?«
»Die Mitglieder des Syndikats, das die internationalen Hotelketten beliefert und als dessen hiesiger Anwalt Smith agiert. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit in Kalifornien besitzt er die besten Verbindungen. Er ist beeindruckt von Yammys Professionalismus und sagt, sein Film sei der beste Porno, den er in seinen zehn Jahren in der Branche gesehen habe. Gott sei Dank haben wir Yammy ins Boot geholt.«
»Stimmt«, pflichte ich ihm bei.
»Es soll eine Art Vertrag geben, und sie wollen eine Videokonferenz mit ihrem obersten Macker schalten. Ich hab ihm gesagt, dass du mich in allen Belangen vertrittst.«
»Was bedeutet, dass ich abgeschossen werde, wenn irgendwas schiefgeht, nicht Sie? Na, vielen Dank.«
Vikorn ermahnt mich mit strengem Blick, mich auf meine Verantwortung zu besinnen. Gefälligkeiten sind nicht nur Teil des Feudalsystems, sondern seine Grundlage. Hat er die Razzia im Parthenon etwa nicht aufgrund einer bloßen Laune von mir angeordnet? Jetzt muss er sich mit einem Dutzend Senatoren und Parlamentsmitgliedern, Bankern und Industriellen herumschlagen, die Angst davor haben, ins Rampenlicht zu geraten. Ich sage lieber nicht: Und die sind bereit, jeden Preis dafür zu zahlen, dass Sie ihre Namen aus den Medien heraushalten.
»Na schön«, meine ich.
»Mach einfach, was er will, überprüf ihr schriftliches Angebot, übertrag’s selber ins Thai, gibt’s keinem offiziellen Übersetzer. Und erstatte mir Bericht, sobald du mehr weißt.«
»Selbstverständlich, Sir. Aber könnten wir uns noch einen Augenblick über meine polizeiliche Tätigkeit unterhalten?«, frage ich.
»Natürlich. Du meinst die Razzia vergangene Nacht? Wie hoch soll dein Anteil sein?« Er stellt die Frage in ironischem Tonfall, weil er genau weiß, dass ich kein Geld nehme.
»Nein«, antworte ich. »Wissen Sie, dass der Mann, mit dem wir gerade gesprochen haben, Mitglied des Parthenon Clubs ist und eine Affäre mit Damrong hatte? Sie können ihn auf dem Filmclip bewundern, und er arbeitet als eine Art Vollstrecker für eine Snuff-Movie-Gang – ist Ihnen das klar?«
Vikorn erstarrt. »Wir müssen uns auf die wesentlichen Fragen konzentrieren«, erklärt er, sobald er sich gefangen hat, »und dürfen uns nicht von Nebensächlichkeiten ablenken lassen.«
»Nur noch eins: Ist Tanakan auch Mitglied im Parthenon Club? Steht sein Name auf der Liste?«
Vikorn befleißigt sich eines ernsten Tonfalls, den er normalerweise Gesprächen über Leben, Tod oder Geld vorbehält. »Ich würde mir an deiner Stelle die Finger nicht an der Sache verbrennen, Sonchai. Überlass Khun Tanakan mir.«
Sein Raubkatzengrinsen sagt mir, dass unsere Unterhaltung zu Ende ist.
Gegen elf Uhr morgens wird mir ein Computerausdruck mit etwa einhundertfünfzig Namen auf den Schreibtisch gelegt. Schon bald habe ich den Eintrag »Thomas Smith« sowie die zugehörige Kreditkartennummer darauf gefunden. Ich hole Smiths Visitenkarte aus meiner Tasche, auf der der Name der Kanzlei vermerkt ist: Simpson, Sirakorn & Prassuman. Ihre Website verrät mir, dass die Herren auf internationales Recht, Unternehmens-, Immobilien- und Handelsrecht, insbesondere Import- und Exportprojekte, sowie die Beschaffung von Krediten selbst unter schwierigsten Umständen spezialisiert sind. Ich will gerade den Telefonhörer des Festnetzapparats in die Hand nehmen, als mein Handy zu klingeln beginnt. Es ist Tom Smith. In ausgesprochen freundlichem, höflichem und salbungsvollem Tonfall beordert er mich mehr oder minder in
Weitere Kostenlose Bücher