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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Messingdamen identisch sind. Erst nach einer Weile gelingt es meinem Gehirn, die Ausstattung umfassender zu würdigen. – O-beinige Louis-XV-Chaiselongues, vergoldete Beistelltischchen, rote und goldene Samtquasten; eine gewölbte Decke mit feisten Putten auf der Jagd; die Venus von Milo und andere Statuen Amputierter auf Podesten; gestufte Balkons, die hinauf in den stundenweise zu mietenden Himmel der Zimmer führen. Und es gibt eine momentan leere Bühne mit flackernden blauen Neonlichtern, die gut und gerne die baldige Landung eines UFO ankündigen könnten.
    Jetzt taucht eine mamasan mit dicker Rougeschicht auf den Wangen und einer Art Ballkleid im Stil des achtzehnten Jahrhunderts auf. Der Körper, der darin steckt, dürfte nicht viel älter als siebenundzwanzig sein. Mittlerweile sitze ich auf einem der Sofas mit Blick auf die Bühne, und sie kniet neben mir nieder, darauf bedacht, dass ihr Kopf sich immer tiefer befindet als der meine. Da es sich bei dem Etablissement um einen Club handle, erklärt sie mir, müsse ich offiziell Mitglied werden, ein Vorgang, der sich innerhalb von fünf Minuten erledigen lässt und hauptsächlich im Kopieren meiner Kreditkarte besteht. Die mamasan versichert mir, dass die Mitgliederliste vertraulich bleibt und in kodierter Form auf einem einzigen Computer ohne Internet-Zugang geführt wird.
    Es ist erst kurz nach acht, was bedeutet, dass ich früh dran und das einzige männliche Wesen weit und breit bin. Doch nach meiner Aufnahme in den exklusiven Club erscheint schon bald meine Belohnung; in Null Komma nichts bin ich von hübschen Mädchen umringt. Vier sitzen bei mir auf dem Sofa, sechs weitere auf Stühlen, und alle beobachten mich und lauschen mir voller Respekt und Interesse, mit einem Blick, der sich sofort in Bewunderung verwandeln würde, wenn ich nur das kleinste Zeichen der Ermutigung gäbe. Sie tragen unterschiedliche Ballkleider mit gepudertem Ausschnitt, dazu Rouge und tiefroten Lidschatten. Während ich ihre Gesichter betrachte, denke ich an Damrong. Natürlich sind sie alle jung und schön, aber ihnen fehlt Damrongs Ausstrahlung. Nicht einmal der/die wie Marie Antoinette verkleidete katoy, den/die ich erst nach einer ganzen Weile entdecke, besitzt sie. Nur seine/ihre eigentümliche Befangenheit verrät ihn/sie – am Gesicht hätte ich ihn/sie nie erkannt. Ich weiß, dass in diesem Club feudal-hierarchische Prinzipien gelten, und winke die mamasan so diskret wie möglich heran, um nach oben zu deuten. Nach ein paar leise gesprochenen Worten von ihr verschwinden meine neuen Freundinnen. Auf der samtbelegten Treppe mit den vergoldeten Handläufen erwähnt sie mit gedämpfter Stimme, dass die Mädchen oben besonders hohen Wert besitzen, was bedeutet, dass sie das Doppelte kosten. Wieder findet eine Schönheitsparade für mich statt. Hier ist die Haut ein wenig heller, was auf einen größeren Anteil an chinesischen Genen verweist, und hinter den flatternden Augenlidern verbirgt sich deutlich mehr Lebhaftigkeit, aber Damrongs Ausstrahlung kann ich wieder nicht entdecken. Genausowenig wie katoys.
    Die mamasan, die meinen Mangel an Überzeugung bemerkt, signalisiert mir unauffällig, dass ich ihr ins oberste Stockwerk folgen soll. Auf dem Weg dorthin sehe ich sie mir genauer an: Sie wirkt energisch und fleißig, ist aber viel zu jung und attraktiv für diese Stelle als Platzanweiserin. Obwohl sie mein Interesse mitbekommt, reagiert sie nicht. In diesem Millionärsclub gelten die gleichen Regeln wie im bescheidenen Etablissement meiner Mutter: Es ist von großer hierarchischer Bedeutung, dass die mamasan sich im Hintergrund hält, bis alle anderen Alternativen erschöpft sind. Im obersten Stockwerk erwarten mich auf Chaiselongues fünf Primadonnen mit verdächtig perfekten Brüsten, Puppengesichtern und dem lasziven Gehabe von Filmstars. Hier führt der/die einzige katoy das Regiment; er/sie betrachtet mich von der Mitte der Gruppe aus mit provozierendem Blick. Die mamasan und ich nicken einander kaum merklich zu. Die Zimmer befinden sich nur ein paar Stufen von uns entfernt.
    Nok, so lautet ihr Name, hat sich ausgezogen und geduscht, tritt nun im Bademantel herein und macht sich daran, mir das Hemd aufzuknöpfen. Ich habe keinen richtigen Plan für mein weiteres Vorgehen und muss feststellen, dass ich hin und her gerissen bin. Mir ist klar, dass es Chanya nichts ausmachen würde, wenn ich sozusagen dienstlich mit Nok schliefe; vermutlich fände sie es nicht einmal

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