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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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mich zu einer Straßenlaterne zieht, damit ich mir sein gequält verzerrtes Gesicht genauer ansehen kann. Dann klopft er auf die Waffe in meiner Tasche.
    »Warum bringen Sie mich nicht um? Sie würden mir damit einen Gefallen tun.« Er schluckt. »Meine Frau und meine Tochter arbeiten als Bedienstete bei ihm zu Hause. Er behandelt sie gut, und weil sie beide nicht schön sind, lässt er die Finger von ihnen. Aber ich bin sein Sklave. Ich hoffe, Sie verstehen.«

20
    »Eine Leiche, auf die Ihre Beschreibung von gestern Nacht passt, ist heute Morgen um sechs hier bei mir eingetroffen«, sagt Dr. Supatra, während ich mich anziehe. Chanya weilt im wat und bittet den Buddha, über ihre frühere Tätigkeit hinwegzusehen sowie für ein gesundes und glückliches Baby zu sorgen.
    »Wer hat sie gebracht?«
    »Detective Inspector Kurakit.«
    »Wo, sagt er, wurde die Leiche gefunden?«
    »In der Mietwohnung der Verstorbenen.«
    »Man hat Sie nicht zur Spurensicherung dorthin gebeten?«
    »Nein.«
    Ich bedanke mich und lege auf. Dann rufe ich Vikorns Sekretärin Manny an, die mich zu ihrem Chef durchstellen soll. Sie scheint bereits Bescheid zu wissen. »Er ist in einer Sitzung.«
    »Ist er nicht.«
    »Er hat viel zu tun. Ich glaube nicht, dass er heute noch Zeit für Sie erübrigen kann.«
    »Ich möchte wissen, warum man mich nicht auf den neuen Mordfall von heute Morgen angesetzt hat.«
    »Soll ich ihn für Sie fragen?«
    »Nein. Dann sagt er. ich hätte sowieso schon alle Hände voll zu tun. Ich will persönlich mit ihm sprechen.«
    »Mal sehen, was ich tun kann.«
    Natürlich ruft er nicht zurück. Es ist, als hätte er eine Reise zum Mond unternommen – ich habe keine Chance, an ihn heranzukommen, wenn er das nicht möchte. Was bedeutet, dass ich mich an Kurakit wenden muss. Ausgerechnet an ihn.
    Wir hassen einander nicht, weil man jemanden auf irgendeiner Ebene verstehen muss, um ihn hassen zu können, doch ich verwirre Kurakit genauso sehr wie er mich. Seiner Ansicht nach bin ich ein Volltrottel, der nie eine Stelle bei der Polizei hätte erhalten dürfen. Für einen gläubigen Buddhisten und früheren Soldaten wie Kurakit und Millionen andere wie ihn gestaltet sich das Leben sehr einfach: Such dir einen ordentlichen Job, mach, was der Chef sagt, und akzeptier die Beförderungen, die dann automatisch folgen. Die Komplexität meiner Psyche interpretiert er als Wahnsinn. Natürlich hat man ihn vorgewarnt, dass ich anrufen würde.
    »Wie geht’s?«, frage ich bemüht jovial.
    »Ganz gut«, antwortet er argwöhnisch.
    »Ich hab gehört, dass heute Morgen ein neuer Fall hereingekommen ist.«
    »Woher?«
    »Warum, ist das ein Geheimnis?«
    »Es ist mein Fall. Colonel Vikorn hat mich morgens um vier daheim angerufen. Sie sind ohnehin schon überlastet.«
    »Ich hab auch nicht vor, Ihnen den Fall wegzunehmen. Aber er könnte mit etwas in Verbindung stehen, an dem ich gerade arbeite – vielleicht sollten wir uns zu einem Brainstorming zusammensetzen.«
    »Zu einem was? Der Fall hat keinerlei Bezug zu irgendetwas, womit Sie sich beschäftigen.«
    »Hat er Ihnen verraten, wer der Mörder ist?«
    »Nein.«
    »Aber er hat Ihnen gesagt, wer’s nicht gewesen sein kann, oder?«
    »Vielleicht.«
    »Hat er Ihnen eingeschärft, dass ein gewisser Banker namens Tanakan nichts damit zu tun hat?«
    »Ja. Nein. Ich hab keine Lust, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten.«
    Er legt auf. Ich rufe ihn ein zweites Mal an. »Geben Sie mir wenigstens die Adresse der Wohnung, in der sie gefunden wurde.«
    »Nein, das darf ich nicht.«
    Diesmal lege ich auf und wähle die Nummer von Dr. Supatra, um sie um die Adresse auf dem Einlieferungsformular zu bitten, das Kurakit ausgefüllt haben muss. Sie verspricht, mir das Formular zuzufaxen, auf dem sich auch Noks Ausweisnummer sowie ihre Heimatadresse befinden. Während ich auf das Fax warte, ruft die FBI-Frau an.
    »Sonchai, weißt du was? Ich halte das, was du da tust, für böse. Ein besserer Ausdruck fällt mir dafür nicht ein. Es ist wie im Mittelalter, als würde man Chorknaben kastrieren. Er möchte das bloß machen, um hinterher seinen Körper feilbieten zu können, oder?«
    »Ich hab dir schon erklärt, warum er es will.«
    »Das glaub ich dir nicht; das ist wieder so eine asiatische Finte. Allmählich kapier ich, was ihr macht: Ihr redet euch das Hässliche schön, um’s leichter verkaufen zu können.«
    »Nun, Werbung ist eine Erfindung des Westens. Du kennst doch die Spots für Zigaretten,

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