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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Haut, das Kopfüberhängen, während man von jemandem im weißen Kittel einen Klaps aufs Hinterteil bekommt, und dann, wenn man beschließt umzukehren, weil man merkt, dass die körperliche Existenz doch nicht das Richtige für einen ist, wird einem die Sauerstoffmaske übergestülpt: Nein, Freundchen, du hast keine Wahl, das hier ist nicht freiwillig. Pichai scheint sich allerdings in seiner kleinen Welt noch ganz wohl zu fühlen. Laut Ultraschalluntersuchung beweist er durch sein Strampeln mit Beinchen und Ärmchen lobenswertes Vertrauen in die Zukunft. In meinen weniger zuversichtlichen Momenten fürchte ich, dass ein sportbesessenes Monster aus ihm wird. Widerwillig beschließe ich, Leks moordu einen Besuch abzustatten, sobald ich Zeit dazu finde.
     
    »Möchtest du irgendwas zur Beruhigung?«, fragt Kimberley, als ich mich auf ihrem Sofa in der Suite des Grand Britannia niederlasse. »Ich hab kein Koks, aber vermutlich könnte man das irgendwo kriegen. Wie wär’s mit einem Single-Malt-Scotch? In der Minibar sind ein paar Fläschchen.«
    Sie holt zwei und reicht mir eines. Wir öffnen die Schraubverschlüsse und prosten einander zu. »Viel Glück«, sagt die FBI-Frau. Ich ziehe die DVD aus meiner Jackentasche und gebe sie ihr.
    Anfangs glaube ich noch, meine Objektivität zurückgewonnen zu haben. Es gelingt mir, das ausgedehnte Vorspiel mit einer gewissen Distanz und professionellem Blick mitzuverfolgen, obwohl Damrong wirklich alle Register zieht. Sie hat die Fellatio zu einer Kunstform voller Eleganz, Romantik, Humor und Spannung entwickelt. Auch der Maskierte versteht sein Handwerk. Er begreift, dass er bei dieser außergewöhnlichen Performance der Statist ist, und hält sein Ego heraus. Besonders ritterlich wirkt Kowlovski kniend während der Cunnilingus-Szene. Modernste Kameratechnik erlaubt es dem Zuschauer, die Bewegungen seiner Zunge sowie Damrongs Lust aus nächster Nähe mitzuverfolgen. Kimberley hält den Film an der Stelle an, an der Damrong, die Augen halb geschlossen, mit der Zungenspitze ihre Oberlippe berührt. »Madonna-Phänomen«, konstatiert die FBI-Frau. »Letztlich hat sie ein Alltagsgesicht, aber das verstärkt offenbar ihr erotisches Charisma. Ein Paradox, allerdings beginne ich zu begreifen, wie es funktioniert.« Kimberley betätigt den Knopf, der Damrong wieder zum Leben erweckt. »Schau, sie hat doch tatsächlich Spaß dran. Sie spielt nicht. Sie ist erregt.«
    Und genau diese Erregung ertrage ich nur schwer. Dass sie kaum zehn Minuten vor ihrem Tod echte Lust empfindet, stellt etwas mit meinem Kopf an. Damrong hat nicht die geringste Angst; im Gegenteil: Sie befindet sich in einem Zustand der Ekstase. Ich bitte Kimberley, das Gerät abzuschalten, doch sie weigert sich.
    »Keine Chance, mein Lieber«, knurrt sie. »Du bleibst mir bis zum bitteren Ende bei der Stange.«
    »Dann gib mir wenigstens noch was zu trinken.«
    Sie hält den Film an, um vier weitere Fläschchen aus der Minibar zu holen. Das Standbild gibt mir Gelegenheit, den Hintergrund etwas genauer zu betrachten. Ja, es ist ein Regal mit wertvollen Kunstgegenständen zu sehen, darunter der liegende Jade-Buddha. Jetzt, da ich weiß, wonach ich suche, fällt es mir leicht, Tanakans Raum im Parthenon Club zu identifizieren. Sobald die Fläschchen geleert sind, setzt Kimberley mich wieder dem Streifen aus.
    »Warte«, sage ich. Sie hält den Film mit fragendem Blick an.
    »Nach dem Schluss werde ich mir das Ding nicht mehr ansehen können, also sollten wir es jetzt noch mal von Anfang an durchspulen. Ich möchte mehr über diesen Kowlovski erfahren, aber leider trägt er die Maske.«
    »Achte auf seine Hände«, rät Kimberley mir.
    Wir wiederholen das Vorspiel in Zeitlupe. Die FBI-Frau hat recht – der einzige Hinweis auf die Psychologie des Maskierten liegt in der Art und Weise, wie er die Hände bewegt.
    »Siehst du?«, fragt Kimberley und drückt den Stopp-Knopf, als er Damrongs linke Brust berührt.
    »Was?«
    »Das Zittern. Das erkennt man auf dem Standbild nicht. Schau.«
    Sie hat recht – wahrscheinlich ist ihr dieses Zittern gleich beim ersten Durchlauf aufgefallen, während mich Damrong zu sehr ablenkte. »Das beweist gar nichts«, sage ich.
    »Stimmt, aber mehr haben wir nicht. Aus Virginia sind ein paar Pornostreifen mit ihm aus der Zeit kurz davor gekommen. In der Mainstream-Branche war er ein Meister.«
    »Ohne Zittern der Hände?«
    »Ja.«
    Wieder hält die FBI-Frau den Film an, und wir sehen drei Finger,

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