Der buddhistische Mönch
seinem Triumph über das Leck im Bad, dem Sieg über den Sicherungskasten, dem gewonnenen Kampf gegen die leere Batterie und so weiter zu beglückwünschen. Aber am Ende langweilte er Nong so sehr, dass sie sich eine schreckliche Krankheit für ihre Mutter ausdenken musste, damit wir nach einer Woche nach Hause fahren konnten. Wieder in Bangkok, nahm ich seine flehenden Anrufe entgegen, weil Nong es einfach nicht schaffte, mit ihm zu reden. Ich war damals zwölf.) Die Schnecken machen mir weniger Sorge als der somtan- Salat, auf dem der Blick von Kimberley nun ruht.
»Gib wenigstens ein bisschen Klebereis dazu und roll ihn zu einer Kugel. So.« Sie sieht mich missbilligend an, weil sie sich inzwischen mit Gewürzen auszukennen glaubt, taucht dann aber wie ich ihre Reiskugel in die Sauce und beginnt ohne sichtbare Reaktion zu kauen. »Köstlich.« Ich erwähne nicht, dass sich an diesem Ende des Salats keine Chiliteile befinden.
»Wir glauben, dass er sich in Kambodscha aufhält«, erklärt die FBI-Frau mir. Wir führen übrigens immer noch einen Eiertanz der gegenseitigen Freundlichkeit auf und meiden das Thema Lek tunlichst.
»Wer?«
»Kowlovski, der Maskierte. Seine biometrischen Daten wurden vor ungefähr einer Woche bei der Einreise am Flughafen von Phnom Penh erfasst. In der Zwischenzeit hat die Polizei von Los Angeles auch eine ganze Reihe Hintergrundinformationen. Der Typ sitzt in der Falle wie eine Fliege im Netz.« Eigentlich traut sie den Schnecken nicht, aber um das Gesicht nicht zu verlieren, probiert sie eine. »Wie isst man die?«
»Man saugt sie aus.«
Sie folgt meinen Anweisungen, und die Schnecke schnellt aus ihrem Haus in Kimberleys Mund. Den Würgereiz unterdrückt sie heldenhaft.
»Geld?«
Die Hand vor den Lippen, antwortet sie: »Letztlich ist es ein Teufelskreis, besonders in Kalifornien. Um sich selbst vermarkten zu können, muss man Glamour haben, wozu man hip sein sollte, und dafür braucht man Geld, zu dem man bloß kommt, wenn man sich selbst vermarkten kann.«
»Kokain?«
»Alles, was die Mode hergibt. Der Typ ist ein wandelndes Klischee und denkt wie eine Nutte: Was auch immer ich für Geld tun soll – sorgt dafür, dass ich gut dabei rüberkomme. Er hat Schulden bei Dealern und Kredithaien. Außerdem wären da noch rückständige Unterhaltszahlungen für eine Exfrau und zwei Kinder in Kansas sowie Raten für einen Geländewagen, den er nie fährt, weil er sich das Benzin nicht leisten kann. Von überallher kommen Drohungen. Das haben die Kollegen in den Staaten ziemlich schnell rausgefunden. Die Pornobranche kennt keine Geheimnisse.«
»Aber warum Kambodscha? Wenn er für den Film so viel gekriegt hat, wie wir glauben, hätte er doch seine Schulden begleichen und sich wieder dem Mainstream-Porno zuwenden können.«
Die FBI-Frau zuckt mit den Achseln. »Darüber wissen wir nichts. Nur eine Zeugin hat ihn in den letzten Wochen gesehen, eine alte Freundin, mit der er nach wie vor in Kontakt steht. Sie behauptet, die einzige Person zu sein, auf die er sich mehr als nur oberflächlich eingelassen hat, und hält ihn für eine gequälte Seele, für einen Menschen, der Probleme verdrängt. Das passt auf alle Prostituierten, egal, ob männlich oder weiblich.«
Kimberley rollt eine weitere Kugel Klebereis und taucht sie tief in den somtan- Salat . Ich wage es nicht, ihr Folgendes zu erläutern: Der intensive, aber zum Glück flüchtige Schmerz, den sie sich damit selbst zufügt, steht in direktem Zusammenhang mit der zu starken Stimulierung ihres zweiten Chakra, das für ihre Lek-Leidenschaft verantwortlich ist.
»Hat sie sonst noch was gesagt?«
Die Antwort bleibt aus. Kimberley bekommt einen Schluckauf; Schweiß steht auf ihrer Stirn; ihr Gesicht wird krebsrot. Kaltes Wasser nützt in einem solchen Fall überhaupt nichts, doch sie nimmt einen Schluck direkt aus der Flasche, bevor sie in Richtung Toilette hastet. Ich esse somtan-Salat und ein paar Schnecken, während ich auf sie warte. Der Chili im Salat harmoniert gut mit meinem eiskalten Kloster-Bier. Nach einer Weile marschiert die FBI-Frau mit entschlossenem Gesichtsausdruck zu unserem Tisch zurück.
»Ja. Offenbar ist er vor ein paar Wochen ziemlich niedergeschlagen und schweigsam von einer Auslandsreise heimgekommen und dann ganz verschwunden. Sie war überrascht, dass er überhaupt genug Tiefe für Depressionen besitzt. Ich glaube, ich möchte jetzt keine Schnecken und keinen somtan-Salat mehr.«
»Sie braten dir bestimmt
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