Der buddhistische Mönch
Aromatherapiestäbchen, Zahnpasta und -bürsten sowie Weihrauch. Der tambun- Gedankebesteht darin, Schätze für chart na anzuhäufen: Wenn du Blumen spendest, erhältst du Schönheit; wenn du Geld gibst, wirst du reich; wenn du Arzneien bringst, bleibst du gesund; wenn du Kerzen entzündest, erlangst du die Erleuchtung. Aber das nächste Leben ist mit fünfunddreißig noch in weiter Ferne.
Die Wirkung wird stärker, je höher gestellt die spendende Person ist, also suche ich den Abt auf, um ihm den Korb zu reichen, den er mit einem Nicken annimmt. Dann knie ich im Tempel vor dem großen goldenen Buddha nieder, erhebe meine zitternden Hände zu einem wai und bitte um Erbarmen. Meine Mutter Nong hat einmal in einer extremen Notlage eintausend gekochte Eier und ein paar gebratene Schweinsköpfe geopfert, aber ich gehöre einer anderen Generation an: Ich werde mir als Ehemann und Polizist und Lehrer für Lek und im Glauben mehr Mühe geben – ich tue alles, wirklich alles, um dieses DING loszuwerden.
Man weiß nie sofort, ob es funktioniert – das hängt alles vom unberechenbaren Mitgefühl des Buddha ab –, aber im Moment meine ich immerhin, alles Menschenmögliche getan zu haben. Ich versuche, zwanzig Minuten lang zu meditieren, um meinem Flehen mehr Nachdruck zu verleihen, und verlasse dann erschöpft den Tempel. Unterwegs zum großen Tor entdecke ich Lek mit Damrongs Bruder Phra Titanaka auf einer Bank unter dem Bodhi-Baum. Lek achtet darauf, den Kopf tiefer zu halten als der Mönch den seinen. Phra Titanaka spricht bedächtig, mit einem schönen, mitfühlenden Lächeln auf den Lippen.
Weißt du, farang, dass die Alten die Eifersucht als grünlichen, hornförmigen Eindringling des Astralkörpers in den materiellen betrachteten? Schon vor der Erfindung der Segelkunst war der gehörnte Ehemann überall auf der Welt bekannt: bei den Mayas, den alten Ägyptern, den Japanern und später den Elisabethanern in England. Das habe ich im Internet recherchiert.
Wieder im Taxi, wende ich mich den Ermittlungen zu. Allerdings stelle ich schon bald fest, dass die konventionelle forensische Analyse mir nicht wirklich weiterhilft: Ich finde keine Verbindung zwischen dem glatten Anwalt Smith sowie dem weniger glatten Pornographen Baker und dem Snuff Movie beziehungsweise dem Mord an Nok. Tanakan ist nur insofern involviert, als beide Verbrechen in seinem Privatboudoir geschahen – und diese Tatsache könnte er bestimmt mit einem Tausend-Baht-Schein wegdiskutieren. Als ich im Büro jedoch die unterste Schublade meines Schreibtischs aufschließe und den großen alten birmesischen Holzphallus mit der grellroten Spitze heraushole, der nur in extremen Notfällen zum Einsatz kommt, um ihn mit einem Amulett zu schmücken, das Lek angeblich von einem Khmer-moordu höchsten Ranges erhalten hat, die Augen vor dieser Art Altar schließe und die Gedanken fließen lasse, was entdecke ich da? Drei blinde Mäuse in engen, viele hundert Jahre zurückreichenden Karmaspiralen und eine schwarze Katze, die sich einen Spaß daraus macht, mit ihnen zu spielen.
Tja, soweit die Hellseherei; aber immerhin scheint die Übung mich zu einem diesseitigeren Gedankengang geführt zu haben: Ich überprüfe die Daten, die am Vormittag von der Einwanderungsbehörde gekommen sind. Merkwürdigerweise trafen Baker, Smith und Tanakan aus unterschiedlichen Richtungen alle am selben Tag in Bangkok ein, etwa vierundzwanzig Stunden nach Ende des Zeitraums, in dem laut Aussage der Gerichtsmedizin der Tod Damrongs eingetreten sein muss. Zufall oder die logische Reaktion von drei blinden Mäusen, die keinen Grund mehr hatten, sich an einem anderen Ort aufzuhalten, als die Katze tot war?
ZWEI
DER MASKIERTE
25
Die FBI-Frau starrt eine Terrine mit fetten, in ihrem eigenen Saft geschmorten Schnecken in brauner Sauce an. Wir essen im D’s gleich bei der Silom, einem bei den in den Bars von Pat Pong arbeitenden Mädchen beliebten Straßenlokal.
»Du musst nicht«, sage ich. »Wirklich nicht.«
»Ich will aber. Nach meinem ersten Aufenthalt hier hab ich in den Staaten meine Liebe zum Thai-Essen entdeckt.« Ich selbst probierte während meines einzigen Amerika-Besuchs die dortige Thai-Küche nicht. (Wir weilten in Florida, bei einem von Nongs Kunden, einem muskulösen Siebziger, der es gut mit uns meinte. Kräftige Hände sind mir in Erinnerung geblieben, die immer etwas reparierten, und die vielen Stunden, die Mum und ich ihm dabei zusahen, um ihn anschließend zu
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