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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sieht aus wie … wie eine Mülltonne. Glaube ich. So eine schwarze Plastikmülltonne, wie’s die bei Tru-Value zu kaufen gibt. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Hier. Guck du mal.«
    Er reichte das Fernglas weiter, und nein, er irrte sich nicht. Was Curtis dort sah, war tatsächlich eine Mülltonne aus schwarzem Plastik, die wahrscheinlich während des Wolkenbruchs der vergangenen Nacht vom Trailerpark oben auf dem Felsvorsprung heruntergespült worden war. Es war kein schwarzer Mantel, und man fand auch nie einen schwarzen Mantel und auch keinen schwarzen Hut und auch nicht den Mann mit dem blassen Gesicht und der schwarzen Haarsträhne neben dem eigenartig geformten Ohr. Die Trooper mochten bezweifeln, dass es diesen Mann überhaupt gab – Ennis Rafferty entging die auf dem Pult liegende Inside View nicht, als er dann später zur weiteren Vernehmung mit Mr. Roach ins Kassenhäuschen ging –, aber den Buick gab es. Er stand dort zweifelsohne neben den Zapfsäulen in der Landschaft rum. Nur dass Ennis Rafferty und Curtis Wilcox, als dann der städtische Abschleppwagen kam, um ihn mitzunehmen, nicht mehr glaubten, dass es überhaupt ein Buick war.
    Da wussten sie mittlerweile überhaupt nicht mehr, was es war.
    Dienstältere Polizisten dürfen schon mal ihren Ahnungen folgen, und Ennis hatte so eine Ahnung, als er mit seinem jüngeren Partner zurück zu Brad Roach ging. Brad stand neben dem Roadmaster, der auf der einen Seite drei hübsch verchromte Bullaugen hatte und auf der anderen vier. Ennis’ Ahnung besagte, dass die Absonderlichkeiten, die ihnen bisher aufgefallen waren, nur die Schlagsahne auf dem Eisbecher waren. Wenn dem so war, konnte Mr. Roach später desto weniger ausplaudern, je weniger er jetzt sah. Und deshalb überließ er Curt den stehen gelassenen Wagen, obwohl er äußerst neugierig darauf war, und geleitete Bradley ins Kassenhäuschen. Von dort rief Ennis einen Abschleppwagen, der den Buick zur Troop D bringen sollte, wo man ihn vorläufig auf den Parkplatz hinter der Kaserne abstellen konnte. Außerdem wollte er Bradley vernehmen, solange dessen Erinnerungen noch verhältnismäßig frisch waren. Später, dachte Ennis, würde er noch ganz in Ruhe Gelegenheit haben, sich diesen seltsamen Fang anzusehen.
    » Der ist wohl nur ein bisschen umgebaut«, war alles, was er zu Curt sagte, ehe er mit Bradley ins Kassenhäuschen ging. Curt guckte skeptisch. Umbauen war eines, aber das hier war einfach verrückt. Ein Bullauge entfernen und das Loch so fachmännisch zuspachteln, dass man an der Stelle überhaupt nichts mehr sah? Das normale Buick-Lenkrad durch eines ersetzen, das aussah, als stammte es aus einem Kajütboot? Das sollten Umbauten sein?
    » Ach, schau ihn dir halt mal an, während ich das hier regle«, sagte Ennis.
    » Darf ich mir den Motor ansehen?«
    » Nur zu. Aber Pfoten weg vom Lenkrad, damit wir Fingerabdrücke nehmen können, wenn wir welche brauchen. Und sieh dich vor. Hinterlass nirgendwo deine eigenen Fingerabdrücke.«
    Sie waren wieder bei den Zapfsäulen angelangt. Brad Roach sah den beiden Polizisten gespannt entgegen; dem, den er zweiundzwanzig Jahre später umbringen würde, und dem, der noch an diesem Abend spurlos verschwinden sollte.
    » Und?«, sagte Brad. » Was meinen Sie? Liegt er da unten tot im Fluss? Ertrunken? Das ist er doch, oder?«
    » Nein, es sei denn, er wäre in die Mülltonne gekrochen, die da an dem umgestürzten Baum festhängt, und wäre da drin ertrunken«, sagte Ennis.
    Brad machte ein langes Gesicht. » Ach, du Scheiße. Ist da weiter nichts?«
    » Tut mir leid. Und für einen erwachsenen Mann wäre es auch ziemlich eng da drin. Trooper Wilcox? Haben Sie Fragen an diesen jungen Mann?«
    Da er noch in der Ausbildung war und Ennis ihn noch unterrichtete, stellte Curt Bradley ein paar Fragen, vor allem, um sicherzugehen, dass er nüchtern und zurechnungsfähig war. Dann nickte er Ennis zu, der Bradley auf die Schulter klopfte, als wären sie alte Freunde.
    » Gehen wir doch rein – was meinen Sie?«, schlug Ennis vor. » Trinken wir ’n Schluck Kaffee und schauen mal, ob wir schlau aus der Sache werden.« Dann geleitete er Brad hinein. Brad wollte eigentlich nicht gehen. Er wollte hier bleiben und Officer Wilcox dabei helfen, diesen eigenartigen Buick genauer zu untersuchen, wollte sehen, wie eigenartig er denn nun wirklich war. Doch das ließ Ennis natürlich nicht zu. Der Arm, den er Bradley Roach ganz freundschaftlich um die Schultern gelegt

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