Der Buick: Roman (German Edition)
Sandy Dearborn rufen. Sandy ist ein kluger Kopf.«
Sandy stand immer noch bei Jimmy’s auf dem Parkplatz, die Blitzpistole auf dem Schoß, als sich sein Funkgerät meldete. » Wagen vierzehn, Wagen vierzehn.«
» Wagen vierzehn, ich höre.« Wie jedes Mal, wenn er seine Wagennummer hörte, blickte Sandy auf seine Armbanduhr. Es war zwanzig nach sieben.
» Ah, komm zur Basis, vierzehn. Wir haben hier einen Code D. Ich wiederhole: Code D. Verstanden?«
» Ein Dreier?«, fragte Sandy. Die Drei bezeichnet bei den meisten Polizeieinheiten der USA einen Notfall.
» Nein, negativ, aber wir könnten Hilfe gebrauchen.«
» Verstanden.«
Er fuhr zehn Minuten vor dem Sarge auf den Hof, der in seinem Privatwagen kam, einem Pick-up von International Harvester, der noch älter war als Arkys Ford. Da hatte sich die Sache schon herumgesprochen, und Sandy sah eine regelrechte Trooper-Versammlung vor dem Schuppen B – viele Männer an den vielen kleinen Fenstern, und alle spähten sie hinein. Brundage, Rushing, Cole, Devoe und Huddie Royer. Arky Arkanian stapfte hinter ihnen im Kreis herum, die Hände tief in den Hosentaschen und Falten auf der Stirn, die aussahen wie Leitersprossen. Er wartete aber nicht darauf, dass ein Fenster frei wurde. Arky hatte, zumindest für einen Abend, wirklich genug gesehen.
Huddie erzählte Sandy, was passiert war, und dann sah sich Sandy das Ding dort in der Ecke lange und aufmerksam an. Er überlegte auch, was der Sergeant anfordern würde, wenn er kam, und stellte die Sachen in einem Karton neben der Tür bereit.
Tony fuhr vor, hielt schräg hinter dem alten Schulbus und lief dann zum Schuppen B. Ohne Umschweife schob er mit dem Ellbogen Carl Brundage von dem Fenster weg, das dem toten Wesen am nächsten war, und schaute selbst hinein, während Huddie ihm Bericht erstattete. Dann rief er Arky herbei und hörte sich dessen Version der Geschichte an.
Sandy fand, dass sich Tonys Grundsätze für den Umgang mit dem Roadmaster, nachdem sie an diesem Abend auf die Probe gestellt worden waren, als vernünftig erwiesen hatten. Während Tony sich von Huddie und Arky Bericht erstatten ließ, kamen immer mehr Kollegen dazu. Die meisten der Männer waren nicht im Dienst. Die wenigen Uniformierten waren, als sie Huddie den Buick-Code durchgeben hörten, nah genug gewesen, um sich das mal anzuschauen. Doch trotzdem gab es kein lautstarkes Stimmengewirr und kein Gedränge und Geschubse, und niemand stellte sich Tonys Ermittlungen in den Weg oder hielt mit vielen dummen Fragen alles auf. Und vor allem gab es keine erhitzten Gemüter und kam keine Panik auf. Wären Reporter dabei gewesen und hätten miterlebt, was für eine atavistische Macht dieses Ding hatte – ein Wesen, das Furcht einflößend und bedrohlich wirkte, obwohl es ganz offensichtlich tot war: Sandy mochte sich gar nicht ausdenken, was dabei herausgekommen wäre. Als er das am Tag darauf Schoondist gegenüber erwähnte, lachte der Sarge. » Der Riese von Cardiff, aber noch tausendmal schlimmer«, sagte er. » Das wäre dabei rausgekommen, Sandy.«
Beide, der gegenwärtige und der spätere Sarge, wussten, wie die Presse eine solche Informationspolitik seitens der Polizei bezeichnet hätte – als faschistisch nämlich. Das war sicher etwas übertrieben, aber andererseits bezweifelten sie beide nicht, dass ein derartiges Verhalten vielfältigem Amtsmissbrauch Tür und Tor öffnete. ( » Wenn du Bullen sehen willst, die sich nicht im Griff haben, dann schau nach L.A.«, hatte Tony mal gesagt. » Auf drei gute Polizisten kommen da zwei junge Neonazi-Schwachköpfe auf Motorrädern.«) Doch die Sache mit dem Buick war eben wirklich ein Sonderfall – auch das bezweifelte keiner der beiden.
Huddie wollte wissen, ob es richtig gewesen sei, Curtis nicht anzurufen. Er war besorgt, Curt könne sich ausgeschlossen oder übergangen fühlen. Wenn der Sarge wollte, würde er, Huddie, sofort in die Kaserne gehen und zum Telefon greifen. Und zwar gern.
» Curtis ist da bestens aufgehoben, wo er ist«, sagte Tony. » Und wenn man ihm erklärt, warum er nicht gerufen wurde, wird er das verstehen. Und was den Rest von euch angeht …«
Tony trat vom Schuppentor zurück. Seine Haltung war locker und entspannt, aber sein Gesicht war kreidebleich. Der Anblick dieses Dings da in der Ecke hatte ihm, selbst durch eine Glasscheibe hindurch, genauso zugesetzt wie Huddie und Arky zuvor. Sandy ging es ebenso. Aber er spürte bei Sergeant Schoondist auch große
Weitere Kostenlose Bücher