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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Bonifaz geheimnisvoll. »Aber dieses Schwert, das ist… mein Geschenk.«
Er reichte ihm das Breitschwert aus seinem Schoß. »Dein
Vater hat die Blitzklinge anscheinend mitgenommen oder
irgendwo versteckt, wo sie nicht einmal seine Freunde gefunden haben. Aber Angriff Feuerklinges Sohn verdient ein
Schwert wie das, das ich dir hier gebe.«
Er streckte ihm das Heft der Waffe entgegen. Im Lampenschein von Sturms Zimmer glänzte es matt.
»Mach es zu deinem«, flüsterte Bonifaz geheimnisvoll.
»Dein blitzendes, zweischneidiges Schwert.«Bonifaz ließ
Sturm mit dem Schwert auf den Knien zurück. Ein oder
zwei Stunden lang polierte der Junge die Waffe. In der
glänzenden Klinge konnte er sein Spiegelbild sehen, und
ähnlich im eckigen Rand des Schildes. Als Fürst Gunthar
Uth Wistan das Zimmer betrat, nahm Sturm ihn kaum
wahr.
»Im Südlichen Finsterwald mußt du besser auf der Hut
sein«, bemerkte der Hofrichter, als der Junge überrascht
aufsprang und das Schwert klirrend auf den Steinboden
fiel.
»Ich habe… ich…«
Fürst Gunthar ignorierte das Gestammel des Jungen und
setzte sich, wobei sein Kettenhemd rasselte. Vorsichtig legte er das Bündel ab, das er mitgebracht hatte – etwas
Schweres, Unförmiges, das in eine Decke gewickelt war.
Sturm wunderte sich, daß der Mann in voller Rüstung
durch die Gänge des Turms gewandert war. Man konnte
meinen, der Turm des Oberklerikers würde belagert.
Jetzt streckte Gunthar seinen Arm aus. In der Handfläche
des Handschuhs lagen ein paar hellgrüne Blätter. »Kennst
du die?« fragte er kurz.
Sturm schüttelte den Kopf.
»Kalvianeiche«, stellte der Ritter schlicht fest. »Erinnerst
du dich an das alte Sprichwort?«
Sturm nickte. Mit Reimen und Legenden kannte er sich
besser aus als mit Blättern und Bäumen. ›»Grünt zuletzt
und fällt zuletzt‹, Sir. Heißt es jedenfalls unten in Solace.«
»Hier sagt man genauso«, bestätigte Gunthar. »Deshalb
ist es auch so merkwürdig, daß ich diese Blätter mitten im
Winter anbringe, meinst du nicht auch?«
Er bedachte Sturm mit einem ruhigen, undurchschaubaren Blick.
»Ich muß aufbrechen«, stellte der Junge fest. »Das hat es
zu bedeuten.« Das Zimmer kam ihm warm vor, und durch
das Fenster trieb ein leichter Südostwind Blütenduft herein.
Kapitel 5
Abreisen und Pläne An diesem Morgen wendeten nur die Frechsten ihre Augen
nicht ab.
    Während die Nacht zu Ende ging und die Glocke der
dritten Wacht tief und einsam durch die kalten, fackelerhellten Korridore hallte, regten sich die Knappen langsam,
um ihren Herren die Rüstung zu richten. Sie murrten über
das Wetter und die frühe Stunde. Zu dieser Zeit wurde es
normalerweise richtig lebendig, es wurde gescherzt und
geschwatzt, aber heute morgen war es still, alle dämpften
ihre Stimmen, als Sturm auf dem Weg zum Stall vorbeieilte. Schweigend, fast beschämt, wendeten Ritter und Knappen die Augen ab. Sogar die Diener, die den Angelegenheiten der Solamnier sonst gleichgültig gegenüberstanden,
unterhielten sich nur noch im Flüsterton.
»Als wenn sie einen Verdammten verabschieden«, murmelte Sturm in sich hinein. Er trat in den zentralen Burghof, in die Dunkelheit und die letzten Schneewehen des
Winters. Derek Kronenhüter stand einen Steinwurf weit
von der Stalltür entfernt. Er war in Decken und Nebelwolken gehüllt. Zwei von den Jeoffreys standen bei ihm. Da sie
alle Aristokraten waren und ihre Familien seit Generationen an der Spitze standen, hatten die drei keine morgendlichen Pflichten. Sturm rätselte, was sie aus ihren warmen
Betten und ihren hochwohlgeborenen Träumen getrieben
hatte.
    Als der Junge in den Stall ging und nach seinem Sattel
griff, der am gewohnten Platz an der Wand hing, war dieser mit trockenem Efeu festgezurrt und bizarr mit Ewigkeitsbaumgrün geschmückt. Er hörte es draußen lachen
und zerrte wütend den Sattel aus der Umklammerung des
Grünzeugs. Die Ranken rissen, so daß er mit dem Sattel ins
Taumeln geriet, und da erhob sich aus der dunklen Kälte
ein Chor junger Stimmen.
    »An deine Brust nimm, Huma, ihn«, sangen sie. »An deine
Brust nimm, Huma, ihn
Am Himmel, ungeteilt und wild.
Gönn eines Kriegers Frieden ihm;
Befrei den letzten Blick so mild
Von den Wolken der Kriegesflammen
Die von Sternenfackeln stammen… «Sturm trat aus dem
Stall. Unwillkürlich mußte er lächeln. Schließlich sangen
die Jungen eine solamnische Totenklage.
Sie brachten den Vers zu Ende und standen verächtlich
vor ihm.

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