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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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verabschieden. Auch Gunthar war da,
der den jungen Mann streng musterte und sich davon überzeugte, daß sein Pferd ordentlich gesattelt war und daß
die ererbte Rüstung auch so saß, wie es einem Solamnier
angemessen ist.
»Diese Rüstung deiner Vorfahren ist ein bißchen… groß,
Bursche«, erklärte Gunthar enttäuscht, während er zweifelnd auf Angriffs Brustharnisch starrte, der so weit war,
daß es aussah, als hätte jemand Sturm in einen Käfig gesteckt. »Vielleicht hast du etwas Angemesseneres in deinem Zimmer?«
»Etwas Passenderes schon, Fürst Gunthar. Aber angemessener? Denn ich bin der Feuerklinge, der vom Herrn
der Wildnis zum Duell gefordert wurde. Mein Erbe zieht
mit mir, wohin, wissen nur die Götter.« Der Junge unterdrückte ein Lächeln. Diese Worte hatte er sich ausgedacht,
während er die Stute gestriegelt hatte, und er fand sie
wohlklingend und dem Maßstab getreu, eine passende Rede zum Auszug und eine passende Einleitung seines eigenen, großen Abenteuers.
Dreister kleiner Wichtigtuer, dachte Fürst Stephan leicht
amüsiert. Wie er in seinem Sarg von Brustharnisch herumplappert. Mal sehen, wie ›der Feuerklinge‹ und seine Erbschaft die Neuigkeiten aufnehmen.
»Wohin, wissen nur die Götter, sehr richtig, Sturm Feuerklinge«, erklärte Stephan laut, als die großen Eichentore
des Turms des Oberklerikers hinter ihm aufgingen. »Aber
dein erstes Ziel ist zweifellos der Südliche Finsterwald, und
anscheinend, hm, besteht Fürst Vertumnus darauf, dir den
Weg dorthin zu zeigen.«
Sturm riß die Augen auf, als er Stephan über die Schulter
sah. Auf unerklärliche Weise waren Ranken über das Pflaster unter dem Südtor gewachsen, die sich wie ein enormes,
grünes Spinnennetz über den breiten Durchgang zogen.
Und draußen auf den Flügeln des Habbakuk, die südöstlich in die felsigen Vorberge abfielen, war aus dem Nichts
ein schmaler Graspfad gewachsen. Über Nacht hatte er sich
von den Schloßtoren bis hinunter zur Solamnischen Ebene
gezogen. Hell wie grünes Feuer strahlte er und war makellos wie ein Ehrenteppich.
»Ein guter Gastgeber, dieser Vertumnus«, scherzte Sturm
unsicher, während er sich die Schulter rieb, die ganz plötzlich wieder zu pochen begann. »Wirklich ein guter Gastgeber, daß er mich vom Turm zu seiner Festung führt.« In der
nebligen Luft klangen seine Worte dünn.
»Ich vertraue darauf, daß das Wagnis nicht so schlimm
ist, wie es dein Freund Kronenhüter macht«, beharrte Fürst
Stephan. »Aber ich würde auch nicht lügen und behaupten,
dein Weg würde leicht sein. Aber mögen auch der Drache
und die Gottesanbeterin dich führen, und möge das Graue
Buch sich auftun und dir seine Weisheit zeigen.«
Jetzt klinge ich selbst schon aufgeblasen, dachte Fürst
Stephan. Muß an der frühen Stunde und am Grünzeug liegen. Denn das hatte auch die Ritter überrascht – daß Vertumnus’ Magie bis direkt vor die Tore des Turms führte. Es
war nur ein schmaler Grünstreifen – aber welche Macht!
Fürst Gunthar war vom Tor weggetreten und berührte das
Gras zuerst mit dem Schwert, dann mit der bloßen Hand.
Stephan war ihm sogleich gefolgt. Das Frühlingsgras fühlte
sich warm und biegsam an, und durch die Berührung erwachte eine seltsame Sehnsucht nach den Tiefen der Wildnis, nach dichten, grünen Wäldern.
»Mögen der Drache und die Gottesanbeterin dich leiten«,
flüsterte er wieder, als Sturm vorsichtig sein Pferd durch
das Rankengewirr zu Vertumnus’ magischem Pfad führte.
Auch Bonifaz und Gunthar sahen von den Mauern aus zu,
und den Rittern kam der Junge verletzlich und völlig unzureichend vorbereitet vor. Wieder bedauerte Fürst Stephan,
daß Eid und Maßstab sie daran hinderten, alle zusammen
die Waffen zu ergreifen und ihm zu folgen.
Mag er auch ein Feuerklinge sein – ja, in Aussehen und
Mut war er wirklich Fürst Angriffs Sohn. Aber was vor ihm
lag…Bonifaz zerrte seinen stotternden Knappen zu einem
abgeschiedenen Platz außerhalb des Gartens, der neben
einem Schuppen lag, wo Gärtnerwerkzeug zwischen zerbrochenen Statuen und den Resten eines gnomischen Beregnungssystems lag, das von Anfang an nicht funktioniert
hatte.
Bonifaz sah sich um und ging sofort auf seinen zerknirschten Neffen los.
»Ist alles bereit, Derek?«
»A-alles?« stammelte der Junge ängstlich.
»Alles, du verzogener, kleiner Trottel! Die Falle an der
Furt, die Stute, der Hinterhalt, die Überraschung im Dorf,
das – «
»Onk – Fürst Bonifaz, bitte!«

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