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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Zwicken
und Kitzeln gewesen waren.
Das ist der Tod, dachte er wieder, als er vor dem Elfenmädchen in die Knie ging. Es ist mein Zuspätkommen,
meine Feigheit, meine Ehrlosigkeit…
Und er dachte nichts mehr.Das Elfenmädchen schüttelte
ihn ziemlich unsanft wach.
Benommen sah Sturm zu dem Mädchen hoch, bis ihm alles einfiel: der Kampf mit der Spinne, der Zorn des Mädchens, ihre Geschichte und ihre Bitte, seine Ablehnung…
Und der Schmerz, der darauf gefolgt war, stechend, zerreißend und weißglühend in seiner verletzten Schulter.
»Na schön«, murmelte er mit trockenem Mund und kratzender Kehle. »Also nach Silvanost. Aber denk dran, erst in
den Südlichen Finsterwald.«
Bevor das Mädchen etwas erwidern konnte, war Sturm
aufgestanden und hatte sich mit schnellem, geübtem
Schwung ihre Sachen auf die Schulter geladen.
Der Schmerz in seiner Schulter war wunderlicherweise
völlig verschwunden. Das überraschte ihn nicht. Bei der
ganzen Begegnung hier im Wald hatte er Vertumnus’ Hand
gespürt, bei dem ganzen Abend voll Kampf, Musik, Versprechen und Mondlicht.
Sturm ächzte etwas unter dem Gewicht des Bündels.
Plötzlich war die Last fünfmal so schwer, die Straße fünfmal so lang. Er dachte an Silvanost. Er dachte an die lange
Reise über das Khalkistgebirge, an der Grenze zu Neraka
durch die Schicksalsberge nach Sanction, dann hinunter
nach Bled und nach Süden in den großen Wald. Immer
zwischen Räubern und Ogern hindurch, wie er gehört hatte. Beinahe hoffte Sturm, daß Vertumnus ihn am ersten
Frühlingstag umbringen würde.Sie hieß Mara, und ihre
Geschichte war die einer Kagonesti-Elfe, voller Magie, verbotener Liebe und Verhängnis.
»Vor vier Jahren ist es losgegangen«, erzählte sie auf
Sturms Frage hin, als die beiden aus dem Wäldchen herauskamen. Es war früh am Morgen, und die Sonne, die
über den Osthorizont blinzelte, war ihr Orientierungspunkt.
Sturm verlagerte das Gewicht des Gepäcks auf seinem
Rücken. Obwohl die Sonne gerade erst aufging, war er jetzt
schon müde, denn er war die ganze Nacht, beladen mit
Mögen-es-die-Götter-wissen-was-für-Sachen, durch den
Wald gelaufen. Mara, die Luin am Zügel führte, folgte ihm,
und hin und wieder hatte er ganz in der Nähe das beunruhigende Geräusch gehört, wie eine Spinne von Ast zu Ast
kletterte.
»Vor vier Jahren?« fragte er träge. Müde versuchte er,
aufmerksam zu bleiben. Es fiel ihm schwer.
»Unten in Silvanost, wo die blonden, braunäugigen
Hochelfen herrschen. Cyren war ein Calamon, Sproß einer
der höchsten Familien, während ich nur die Magd seiner
Cousine war.«
»Verstehe«, sagte Sturm. Er war sich nicht sicher, ob er
wirklich verstand.
»Hindernisse von Anfang an. So daß die Sache nie einen
geraden Verlauf nehmen konnte«, erklärte Mara.
Sie machte eine Pause, als würde sie sich erinnern. Sturm
hörte, wie die Vögel hinter ihm aus den Lärchen aufflogen,
weil sie etwas aufgeschreckt hatte – ohne Zweifel besagter
Sproß.
»Wir sind uns«, fuhr Mara fort, »beim großen Friedensfest zum ersten Mal begegnet, bei dem Fest, das an die Unterzeichnung der Schwertscheidenrolle erinnert. Es findet
jedes Jahr statt, und jedes Jahr ist es wie etwas ganz Neues.
Der Wald füllt sich mit unvorstellbar vielen Lichtern, und
zwischen den Bäumen leuchten Fackeln, die in Qualinost
und Ergod entzündet wurden.«
Mara seufzte. »Es ist ein grandioser Abend. Wie du dir
vorstellen kannst, werden die Frauen aus dem Königshaus,
alle von der Tochter bis zur Dienerin, vor den Blicken der
Männer bewahrt, weil… nun, weil es einen unglücklich
machen kann.«
Sie wurde rot und zog gedankenlos an Luins Zügeln. Die
Stute wieherte und senkte widerspenstig den Kopf.
»Es war ein unvergleichliches Fest damals«, sagte Mara
träumerisch. »Ich erinnere mich an seine Augen – an Cyrens natürlich. Er stieg aus dem Kanu, stand etwas unsicher
am flachen Ufer des Thon-Thalas und schloß sich fast augenblicklich dem Traumtanz an, dem fünften und schönsten Tanz des Festabends. An seinem Tanzen konnte man
erkennen, daß er ein adliger Qualinesti war, aber als die
Cellos erklangen, sah ich ihm lange in die Augen. Braun
waren sie und so tief wie der Wald, und sein Blick so klar,
daß man meinen konnte, er würde nie die Augen schließen,
würde nicht einmal blinzeln, wenn er in die Mittagssonne
starrte. Obwohl ich die Augen seither nur dreimal gesehen
habe, erinnere ich mich so genau an sie wie an die Lichter
im Wald

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