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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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oder die schrägstehenden Sterne der Mishakal –
die Sterne, die ich monatelang beobachtet habe, während
ich auf die eine Nacht in fünf Jahren gewartet habe…«
Sturm sackte in sich zusammen. Bei Maras Erzählung
schien der Weg in den Finsterwald länger und länger zu
werden.
»Aber genug davon«, beschloß Mara. »Du hast gefragt,
wie es zu dem gekommen ist, was gestern abend stattfinden sollte.«
Sturm verlagerte wieder das Gewicht des Bündels. Spinneneier? Felsbrocken? Häuser? Was war in diese Decken
und Blätter und Spinnweben eingeschnürt?
»Lord Cyren mochte mich auf Anhieb«, sagte Mara. »Im
wechselnden Licht machte er mir zum Lied der Harfe und
des tiefen Cellos mit Blicken den Hof. Aber ich war ein
Dienstmädchen, meine Familie Kriegsbeute. Und obwohl
Cyren gut aussah, verdrängte ich jeden Gedanken an eine
Verbindung zwischen uns, denn das war einfach unvorstellbar. Und zudem war er ein merkwürdiger Exot – fast
ohne Geschichte, denn er kam von den äußersten Grenzen
des Waldes, und keiner seiner vielen Cousins hatte ihn je
gesehen, nur wenige hatten überhaupt von ihm gehört.«
Schweigend wanderten sie weiter. Nach einer Weile erzählte sie weiter.
»In den nächsten Tagen schickte er mir Botschaften – auf
kleinen Blätterbooten, wie Kinder sie als Spielzeug machen.
Er ließ seine Botschaften auf dem langsam fließenden
Thon-Thalas flußabwärts treiben, wenn ich hüfttief im
Wasser stand, um die Kleider meiner Herrin zu waschen.
Seine Worte waren neckisch und frech und verführerisch –
er wollte mich zu sich locken.
Cyren schrieb, es gäbe eine Brücke am äußersten Westrand des Waldes. Wenn ich einverstanden wäre, mit ihm
fortzugehen, sollte ich ihn im Mondlicht an der Brücke treffen. Wir würden gemeinsam über die Staubebenen davonreiten – in ein Land, wo kein Unterschied zwischen Kagonesti und Silvanesti gemacht wird, in dem die Leute Hochelfen nicht von Wildelfen unterscheiden können.«
»Solche Länder gibt es«, gab Sturm zu. »Ich glaube, Solamnia gehört durchaus dazu.«
»Selbst die Ritter können Elfen von Spinnen unterscheiden«, erwiderte Mara bitter. »Aber das kommt später.
Vorläufig sei gesagt, daß Cyren Calamon vom Königshaus jeden Tag seine grüne Flotte den Thon-Thalas hinuntersegeln ließ, doch jede Nacht kehrte ich in den Turm
meiner Herrin zurück, ohne auf seine Briefe zu antworten.
Es gehört sich nicht für ein Mädchen, so… unüberlegt zu
handeln. Er drängte und drängte, bis ich wußte, daß er es
längst gelassen hätte, wenn seine Absichten unehrenhaft
gewesen wären. Da willigte ich ein, mich mit ihm zu treffen
– nicht an der Brücke, wo der Wald endete und die wilden,
freien Länder jenseits unserer Grenzen winkten, sondern
an einem sichereren Platz, an der Fähre westlich von Silvanost. Das war ein Ort, der außer Sichtweite der Marmorbauten lag, in denen König Lorac und seine Tochter im
Sternenturm leben, und doch war es ein weniger… riskanter und versteckter Platz als alles, was mein neuer Freund
mir vorgeschlagen hatte.
Unsere Freude machte uns dumm. Obwohl unsere Begegnungen vorsichtig und sogar anständig verliefen, hat
uns jemand gesehen, und vielleicht«, fügte sie zweideutig
hinzu, »war dieser Jemand eifersüchtig. Und jemand hat
die Geschichte von unseren Stelldicheins im Königshaus
verbreitet. Ich bekam andere Arbeit, und meine Herrin zog
in hochliegende Gemächer im Sternenturm um. Für sie war
es eine Ehre – diese hohlköpfige, kleine Gans glaubte, ihre
Wichtigkeit würde mit der Höhe steigen. Ihr wurde nie so
recht bewußt, daß ihre neue Stellung am Hof irgend etwas
mit ihrer Dienerin zu tun haben könnte. Aber für mich war
es eine Qual.
So litten wir beide monatelang einsam vor uns hin. Beide
sehnten wir uns nach einer mitternächtlichen Flucht an einen Ort, wo Herkunft und Abstammung nichts mehr zählen.«
»So einen Ort gibt es nicht!« rief Sturm aus, wurde aber
sofort still, weil er sich über seine heftige Reaktion wunderte. Mara schien nichts zu bemerken, denn sie war in Gedanken bei ihrer Geschichte.
»Hier wird die Geschichte noch düsterer, Solamnier.
Denn Cyren durfte den Turm nicht betreten, und die hohen
Fenster waren außerhalb seiner Reichweite, solang er nicht
die Flügel eines Vogels hatte oder klettern konnte…«
»Wie eine Spinne?« fragte Sturm.
»Ja, wie eine Spinne«, nickte Mara. »Du verstehst den
Plan, oder? Tja, sieh es als das, was es war – ein

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