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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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törichtes
Risiko. Wie seit Tausenden von Jahren führte die Liebe das
unkluge Herz zum Zauberer. Cyren ging zu Meister Calotte, in den dunkelsten Teil des Waldes, wo grau und fensterlos der Turm von Waylorn liegt, dessen Schatten sich mit
den Schatten der Weiden und Espen mischt, bis alles Licht,
ob Sonne oder Mond, von Blatt und Zweig und Knospe
abgeschirmt wird. Es heißt, die Schmetterlinge dort wären
schwarz und die Eichhörnchen blind, weil es so dunkel ist,
daß sie sich nur nach Geruch und Gehör orientieren, so daß
ihre Augen seit Generationen nicht mehr gebraucht werden.«
Sturm unterdrückte ein Lächeln. Für ihn klang das märchenhaft, dieser dunkle Wohnsitz des Zauberers. Aber er
hörte zu, wie Mara das traurige Ende der Geschichte vortrug.
Unter scheinbarer Hilfsbereitschaft hatte Meister Calotte
offenbar seine eigene Neigung zu Mara verborgen. Er war
ein alter Elf und, soweit das Mädchen gehört hatte, unaussprechlich häßlich, so daß er so wenig hoffen konnte, sie zu
gewinnen. Dem alten Calotte hätte auch kein Zauber helfen
können, denn das Haus der Mystiker konnte feststellen, ob
ein Wesen bezaubert oder herbeigerufen oder anderweitig
verzaubert war, und die Silvanesti erkannten eine durch
Hexerei zustande gekommene Heirat nicht an. Aber mit
Geschick und Umsicht schien dem alten Magier alles möglich.
»Es war leicht«, erklärte Mara wütend, als sie und Sturm
nachmittags auf einer felsigen Anhöhe mitten in der Steppe
Rast machten. »Leicht, einen vertrauensvollen Cyren, der
verzweifelt zu ihm kam, zu betrügen. Leicht, jemanden, der
freiwillig dazu bereit ist, in eine beliebige Kreatur zu verwandeln. Leicht war es auch für Cyren, an der Wand des
Sternenturms bis zu dem Fenster hochzuklettern, wo ich
wartete.«
Mara lächelte und streckte auf dem harten Boden die
Beine aus. Sturm stand neben ihr und starrte über die Solamnische Ebene, wo er weit im Osten den Dunst und das
Schimmern von Wasser zu erkennen glaubte. Waren sie in
der Nähe des Vingaard, oder waren das jene Luftspiegelungen, von denen Reisende aus Burg Thelgard oder der
Stadt der verlorenen Namen immer wieder berichteten?
»Zuerst habe ich mich erschrocken. Wenn eine Spinne,
die doppelt so groß ist wie du, auf deinem Fensterbrett auftaucht und dich zirpend hinauswinkt, wärst du auch vorsichtig.«
Sturm nickte. »Vorsichtig« war nicht das Wort, das ihm
eingefallen war.
»Aber Cyren hat mir schnell zu verstehen gegeben, daß
er keine gewöhnliche Spinne, sondern mein verwandelter
Geliebter war.«
»Wie hat er das geschafft?« fragte Sturm, der sich ein Lächeln verbeißen mußte, denn er stellte sich vor, wie das
Tier mit seiner schrillen, nichtmenschlichen Stimme Liebeslieder sang oder mit seinen Spinnweben Maras Namen
schrieb.
»Er hat eine Art Leiter gesponnen. Ein Webgerüst, wie es
die Druiden nennen, denn darauf spinnen die Tiere ihre
Netze von Baum zu Baum. Es sind komplizierte Speichen
und Spiralen. Aber dieses Webgerüst war nur eine Leiter.
Sie führte von meinem Fenster aus sechzig oder siebzig Fuß
am Turm hinab in die Tiefe, in die dunklen Äste darunter.
Bei Branchala, hatte ich eine Angst!« lachte sie.
»Es war eine mondlose Nacht, so daß ich ungesehen herunterklettern konnte, doch daher habe auch ich nichts gesehen. Als ich einen Fuß unter den anderen setzte, war es,
als würde ich durch Giftschlangen waten, aber das nächste,
was ich weiß, ist, wie meine Füße das Gras des Waldes berührten und Cyren nach Westen zum Turm von Waylorn
stürmte. Er hielt an, drehte sich um und spann einen Faden
hinter sich, den ich aufhob, um ihm zu folgen wie… wie
deine Stute dem Zügel.
So liefen wir durch den Wald. Kein Auge sah mich, kein
Ohr hörte mich, bis wir den Thon-Thalas überquerten,
durch ein Waldstück kamen, das ich nicht kannte, und eine
Lichtung vor dem Turm erreichten.«
Sie erschauerte bei der Erinnerung daran.
»Sofort als ich sah, daß der Zauber von Meister Calotte
stammte«, sagte sie, »fürchtete ich um uns – besonders um
den armen Cyren. Denn ich hatte auch die Blicke des Zauberers schon bemerkt, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen, und ich befürchtete, daß seine Hilfe uns teuer zu
stehen kommen würde. Und so erfuhren wir auch augenblicklich, wie wir bezahlen sollten.«
Mara stand auf. Indem sie Luins Zügel aufnahm, zeigte
sie Sturm, daß die Rast vorbei war und daß es Zeit zum
Weiterwandern war. Sie gingen den Hügel hinunter, gefolgt von

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