Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
hoch,
doch sie war bereits bei ihm, kniete sich neben dem Monster hin und schnitt die Spinnweben durch, die es festhielten.
»Ich… aber ich…«, setzte Sturm an, doch aus dem Blick,
den ihm die Elfe zuwarf, sprach eine so schäumende Wut
und so viel Haß, daß er seine Erklärungsversuche aufgab.
Verlegen stand er dabei und sah zu, wie sie an dem Strang
herumsäbelte. Schließlich kniete er sich widerwillig neben
sie und setzte die Klinge seines Breitschwerts gegen die
groben, klebrigen Stränge ein.
Nach ungefähr einer Minute war die Spinne frei. Sie
stand wackelig da, als wäre sie gerade aus dem Schlaf erwacht. Sturm sah vorsichtig zu, hielt das Schwert tief, den
Schild hoch, doch das Ungetüm taumelte, zirpte und rannte schnell in den Wald. In seinem Schrei lag ein seltsam
schluchzender Ton, als würde es weinen. Völlig perplex
sah Sturm, wie das Tier zwischen den Zedern, Pinien und
Lärchen verschwand, wobei es ein verletztes Bein nachzog.
»Was – «, setzte er an, doch er brachte den Satz nicht
mehr zu Ende. Die Ohrfeige des Elfenmädchens saß.
»Wie kannst du es wagen, mit deinem Schwert auf meine
Lichtung zu platzen und hier ein Chaos anzurichten!«
schrie sie. Dann hob sie die Hand, um ihn erneut zu ohrfeigen. Sturm wich stolpernd zurück.
»Ich dachte, du wärst in Gefahr«, erklärte er und zuckte
zusammen, als sich das Mädchen plötzlich wieder bewegte.
Diesmal allerdings strich sie sich nur die dunklen Haare
zurück. Auf ihrem Gesicht rang Trauer mit Ärger.
»Du dummer Junge«, sagte sie still. »Du hast keine Ahnung, was du angerichtet hast, nicht wahr?«
Sturm sagte nichts. Mit schwachem, melancholischem
Lächeln zeigte das Elfenmädchen zum Himmel.
»Guck nach oben«, sagte sie. »Was siehst du?«
»Eine Lücke in den Bäumen«, erwiderte Sturm unsicher.
»Den Nachthimmel. Die zwei Monde…«
Sein Kopf drehte sich, als sie ihm wieder eine Ohrfeige
verpaßte.
»›Die zwei Monde‹, richtig, du Knallkopf! Du vorschneller, bartloser, zwergenhirniger Möchtegernritter!«
Die Elfe wankte und klammerte sich an die stützende
Rinde eines Vallenholzbaums.
»Zwei Monde«, sagte sie ruhiger, »die sich im Zeichen
der Mishakal am Winterhimmel begegnen… wie oft, was
meinst du?«
»Ich bin kein Astronom, Lady«, gestand Sturm. »Ich weiß
nicht, wie oft.«
»Ach, nur so etwa alle fünf Jahre«, sagte das Mädchen
mit aufeinandergebissenen Zähnen, wobei ihre glitzernden
Augen den Jungen mit schwer beherrschtem Zorn fixierten.
»Alle fünf Jahre, und dann kann eine besondere Melodie
aus der neunten Tonart der Harmonien von Branchala, deren Feinheiten ein Musiker drei Jahre lang geübt hat, benutzt werden, um die Magie von Druiden und Zauberern
zu brechen.«
»Verstehe ich nicht«, sagte Sturm, der zurückwich, als
das Mädchen zornig einen Schritt auf ihn zu machte.
»Du verstehst es nicht«, wiederholte sie kalt. Ihre Hand
spielte mit dem Messer: Klinge, Heft, Klinge. »Das Lied löst
Verzauberung, hebt Flüche auf und erlöst die Transmogrifizierten.«
»Transmogrifizierte?«
»Alle, die in Spinnen verwandelt wurden!« fauchte das
Mädchen und warf das Messer knapp an Sturms Ohr vorbei. Bestürzt stand er reglos da, während der Dolch gute
zwanzig Fuß hinter ihm in einer kahlen Eiche zitterte. Eine
Haarsträhne, die unterhalb seines Ohrs sauber abgetrennt
war, fiel auf seine Schulter.
»Im unpassendsten Augenblick der letzten fünf Jahre«,
sagte die Elfe, »bist du auf diese Lichtung getreten. Und
hast so dafür gesorgt, daß Cyren vom Königshaus in Silvanost, Nachfahre von Königen und Herr über mein Herz,
noch einmal fünf Jahre allein in seinen Netzen herumklettern muß. Mit acht Beinen und sechs Augen kann er Ungeziefer und Aas fressen, bis der weiße Solinari und der rote
Lunitari auf ihren getrennten Pfaden durch den ganzen
gottverdammten Himmel gesegelt sind, an Fixsternen und
Wandelsternen vorbei, und sich wieder vereinen!«
»Ich… es tut mir…«, fing Sturm an, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.
»Keine Entschuldigungen«, sagte das Mädchen mit schiefem, gefährlichem Lächeln, als Solinari hinter die schwankenden Lärchen tauchte und die Lichtung nur noch im unbehaglich roten Licht von Lunitari lag. »Keine Entschuldigungen. Ich würde dich immer noch am liebsten umbringen.«
Kapitel 9
Mara und die Spinne
    Nach ein paar Minuten hatte Sturm das Elfenmädchen beruhigt, indem er sie mit Entschuldigungen überhäufte und
zugab, ja, er sei wirklich der dämlichste

Weitere Kostenlose Bücher