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Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stahl und Stein
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angegriffen. Er hat meinen Mann getötet. Soll ich das vergeben?«
»Ich rate dir nicht, etwas zu vergeben. Ich sage, daß du
ihn aufhalten mußt. Vielleicht bist du als einzige dazu imstande.«
Kai-lid rutschte von ihrem Ast auf einen tieferen, dann
auf den Boden. Sie blickte zu der Eule hoch. »Das kann ich
nicht.«
»Du bist entkommen, weil deine Zofe zurückgegangen
ist, hast du gesagt.«
Kai-lids Gesicht wurde kreideweiß. »Hör auf.«
Aber Xanthar fuhr fort. »Lida ist zurückgegangen«, sagte
er. »Du hast es mir selbst erzählt, Kai-lid. Lida ging zurück.
Sie zog deine Kleider an, weil ihr klar war, daß dein Vater
das Schloß zerstören würde, und weil sie wußte, daß nur
ein toter Körper, den man für den von Dreena ten Valdan
hielt, ihn davon abhalten würde, dich zu verfolgen.«
Die Eule nahm keine Rücksicht. Kai-lid hielt sich die Ohren zu. Der Vogel ging zur Gedankensprache über.
Sie war deine Freundin. Ihr seid zusammen aufgewachsen; ihre
Mutter hat euch zusammen erzogen. Und sie ist für dich gestorben. Ob Dreena ten Valdan oder Kai-lid Entenaka – kannst du
jetzt selbstsüchtig sein?
Die Zauberin begann zu weinen.
Erinnere dich an jenen Morgen, Kai-lid. Erinnere dich, Dreena.
Unwillkürlich erinnerte sich die Zauberin, wie sie mit Lida aus dem Schloß geflohen war. Ihre Zofe war mitten im
Fluchttunnel stehengeblieben, weil sie noch etwas vergessen hatte, und hatte Dreena gefragt, ob sie ihr Hochzeitsamulett als letzte Liebesgabe im Sarg des Meir lassen wolle.
Die Erinnerung an diesen hastigen Wortwechsel im Morgengrauen verfolgte Kai-lid noch immer. Lidas Gesicht im
Schatten, auf dem sich abwechselnd Entschlossenheit und
Furcht abzeichneten. Die feuchten Steinmauern des Gangs.
Der Modergeruch des Erdbodens. Das Geräusch der Wassertropfen. Und, alles übertönend, das Schlagen der feindlichen Trommeln, das Dreenas Herzklopfen wiedergab. Sie
hatte das Amulett abgenommen, den flachen, grünen Stein
geküßt und ihn Lida in die Hand gedrückt. Halb hatte sie
geahnt, was ihre treue Freundin vorhatte, doch sie hatte
nichts dagegen gesagt. Dreena hatte mit Lida verabredet,
daß sie sich in einer Höhle unter einem Wäldchen westlich
des Schlosses treffen würden. Dann hatte die Dienerin
Dreena fest umarmt, sie geküßt und, bevor sie zurückgelaufen war, geflüstert: »Meine Schwester.«
Wie viele läßt du noch sterben, damit du sicher bist, Dreena?
Kai-lid schrie auf und rannte in die Höhle zurück, wo sie
sich schluchzend in die Dunkelheit hockte. Schließlich verriet ihr das Geraschel und das Kratzen von Krallen auf den
Steinen, daß Xanthar am Eingang stand. Seine Gedanken
waren jetzt freundlicher.
I ch glaube dir deinen Traum, Kai-lid. Aber ich glaube, er ist
ein Zeichen, daß nur du deinen Vater aufhalten kannst. Er wartete. Als Kai-lid nicht antwortete, fügte er hinzu: Ich begleite
dich.
»Das kannst du nicht«, flüsterte Kai-lid.
Ich lasse dich nicht alleine gehen.
»Und dann stirbt noch einer für mich, Xanthar?« wollte
sie verbittert wissen.
Entschuldige. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Jeder trifft seine eigene Wahl. L ida hat sich dafür entschieden, im Schloß zu
bleiben. Ich habe mich dazu entschlossen, mit dir zu gehen. Eine
Art Lächeln erreichte sie mit den Gedanken der Eule. Ich
sollte darauf hinweisen, daß ich entschlossen bin, heil und unversehrt zurückzukommen, damit ich meine Enkel weiter mit meinen brummigen Launen beeindrucken kann.
    Kai-lid saß auf ihrem Lager, bis sie zu zittern aufhörte.
Dann zog sie ihre Sandalen an, stand auf und schloß den
Vorhang vor dem Eingang, so daß die Eule ausgeschlossen
war.
    Was hast du vor? fragte Xanthar.
»Ich habe eine Idee.«
Sie spürte die Frage der Eule und antwortete schon, bevor sie sich in ihrem Kopf formte. »Die Söldner. Vielleicht
kann ich sie dazu bringen, mich zu begleiten. Sie sind gut
ausgebildet.«
    Die Eule zögerte, bevor sie sagte: Das ist ein guter Gedanke. Kannst du sie durch Magie finden?
»Vielleicht. Ich brauche Ruhe, Xanthar.«
Die Zustimmung des Vogels spürte sie mehr, als daß sie
sie hörte. Ein Schatten fiel über den Vorhang, als Xanthar
sich dort als Wache aufstellte.
Die Schale, nach der die Zauberin griff, sah von außen
ganz gewöhnlich aus – auf Hochglanz poliertes Ahornholz.
Aber innen glitzerte sie, denn sie war mit Gold ausgeschlagen. Genau in der Mitte unterbrach ein Symbol das gehämmerte Muster – ein eingeritztes Edelweiß.
Jetzt beugte sie sich

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