Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath
schließlich fort. »Das könnten wir
wiederholen.«
Mehr sagte er nicht. Nachdem Kitiara eine Weile offensichtlich unentschlossen herumgestanden hatte, schüttelte
sie den Kopf und begann ebenfalls ihre Sachen zu packen.
»Es ist deine Haut, Halbelf. Auf jeden Fall«, sagte sie still
wie zu sich selbst, »möchte ich den Ettin lieber hier als in
Solace erledigen. Ich will ihn nicht nach Hause locken.«
Tanis blickte von seinem Sack hoch. Auf seinem Gesicht
zeigte sich Überraschung. »Warum sollten wir ihn nach
Solace locken? Was vermutest du, Kitiara?«
Aber Kitiara sagte nichts weiter. Kurz darauf saßen sie
auf Paladin und Obsidian und verließen Haven in südlicher Richtung.»Was ist?« fragte Tanis eine Stunde später.
Er hörte nur Blätterrascheln.
»Jemand folgt uns.« Kitiara biß sich auf die Lippen und
langte zum Schwert.
Sofort schnalzte Tanis seinem großen Wallach zu, der als
er fa hrenes P fe rd bereits am Wegrand Deckung suchte. Kitiara und Obsidian verschmolzen auf der anderen Seite mit
den Bäumen.
Bald tauchten zwei Reiter auf, die so scharf galoppierten,
daß ihre Pferde schon schweißgebadet waren. Als Kitiara
und Tanis ihre Verfolger erkannten, kamen sie auf den
P fa d zurück. Caven zügelte seinen schwarzen Hengst so
unvermittelt, daß sich das Pferd aufbäumte. Auf Tanis und
Paladin regneten Schweißflocken herab. Mackids schwarzes Haar streifte die Zweige der Kiefern und Ahornbäume.
Hinter ihm bremste Wod seine ausgelaugte Mähre in einiger Entfernung von dem Hengst ab.
Cavens Pferd war ein grobknochiges, rabenschwarzes
Schlachtroß. Das einzig Helle an ihm war das Weiße in seinen Augen, die Blesse auf seiner Stirn und die blitzenden
Zähne, die trotz seiner Kandare noch schnappten. Neben
diesem Hengst war der große Paladin ein Zwerg.
»Ich wußte, du würdest dich davonstehlen, Kitiara!« rief
Caven.
Kitiara schwieg zunächst. Dann knurrte sie: »Hast mir
nachspioniert, was, Mackid?«
»Anscheinend aus gutem Grund. Wo willst du hin? Das
ist nicht der Weg nach Solace. Wolltest mich auf die falsche
Fährte locken, hm?«
Tanis meldete sich zu Wort. »Wir sind aufgebrochen, um
das Geld für dich zu verdienen, Mackid.«
Cavens Gesicht war ungläubig. »Wie das?« war alles,
was er sagte.
»Einen Ettin fangen. Gegen Belohnung.«
»Einen Ettin?« Cavens schwarzes Pferd tänzelte vor und
zurück. O ff enbar war es ebenso ungeduldig wie sein Reiter. Die anderen drei Pferde stampften ebenfalls auf, denn
sie ließen sich von dem aufgeregten Hengst anstecken.
»Warum habt ihr mir das nicht gesagt?«
Tanis sah Kitiara an. In seinen Augen stand eine unausgesprochene Frage. Die Kriegerin seufzte. »Ich habe dem
Halbelfen gesagt, ich würde dir eine Nachricht hinterlassen.«
»Daß…?« forderte Mackid.
»Daß wir innerhalb einer Woche mit deinem Geld nach
Haven zurückkommen.«
Mackid starrte Kitiara an. »Hast du zweifellos vergessen«, sagte er triefend vor Ironie. Dann lächelte er Tanis an.
»Ich habe dich gewarnt. Trau ihr nicht, Halbelf.«
Tanis knurrte nur und sah die Söldnerin stirnrunzelnd
an.
»Jedenfalls«, fügte Mackid hinzu, »ist die Nachricht überflüssig. Ich komme mit.«
»Wir brauchen keine Hilfe von dir«, sagte der Halbelf.
Caven Mackid lachte. »Glaubst du, ich lasse Kitiara noch
einmal entwischen? Was sollte sie davon abhalten, die Be l ohnung zu kassieren und dann uns beiden wegzulaufen?«
Er zügelte seinen Hengst und lenkte ihn zwischen Paladin
und Obsidian, die auseinanderwichen. Der gelangweilte
Wod bildete das Schlußlicht. »Also los«, sagte Mackid.
Es schien keinen Ausweg zu geben. Die vier ritten
schweigend weiter. Sie redeten nur, wenn Cavens Hengst
nach den anderen Pferden schnappte, falls sie ihm zu nahe
kamen.
»Wo hast du dieses Tier her?« fragte Tanis schließlich.
»Aus Mithas.« Mithas, das auf der anderen Seite des
Blutmeers lag, war die Heimat der Minotauren, der Stiermenschen, die für ihre gnadenlose Kriegführung und ihre
Bereitschaft, als Söldner zu kämpfen, bekannt waren.
Caven grinste, als er die unausgesprochene Frage beantwortete. »Ich habe Malefiz beim Knochenwerfen gewonnen. Von seinem minotaurischen Herrn.« Lachend warf
Mackid den Kopf zurück. »Als wenn es für Malefiz überhaupt einen Herrn gäbe! Mich duldet er gerade so eben,
und auch das nur, weil er weiß, daß ich eine genauso sture
schwarze Seele habe, wie er.«
Minotauren waren dafür berüchtigt, daß sie Ausländer
umbrachten. Der Mann war
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