Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
Vom Netzwerk:
abzulenken, der langsam unter
ihm verschwamm. Caven und Malefiz verblichen allmählich zu kaum wahrnehmbaren Pünktchen. Da er sich vorgenommen hatte, nicht nach unten zu sehen, blickte Tanis
vorsichtig zur Seite. Am Sonnenstand konnte er die Richtung ablesen.
»Du willst doch nicht wirklich die Juwelen verwenden,
um Caven den Weg zu zeigen, oder?« schrie Tanis Xantar
zu. Der Vogel antwortete nicht, doch der Halbelf spürte,
wie das Tier zuckte. Das konnte ein Lachen gewesen sein.
Weit im Westen sah Tanis vier kleine, dunkle Formen
zum Himmel aufsteigen. Er machte Xantar auf sie aufmerksam. Das sind meine Söhne und Töchter. Sie werden Caven
führen und ihn vor den weniger ehrenhaften Bewohnern des
Düsterwalds schützen. Trotz seiner dusseligen Tollkühnheit hat
der Krieger Hilfe verdient.
Im Nordosten konnte sich Tanis gerade so eben vorstellen, wie die Spitzen der turmhohen Vallenholzbäume von
Solace aussehen mußten. Es gab keine höheren Bäume als
diese, die so hoch und stark waren, daß die Bewohner der
Stadt Häuser in ihren Zweigen gebaut und dazwischen
Hängebrücken und Fußwege errichtet hatten. Man konnte
von einem Ende von Solace ans andere laufen, ohne jemals
den Boden zu berühren.
Irgendwo in Solace, dachte Tanis plötzlich sehnsüchtig,
saß jetzt Flint Feuerschmied zu Hause und kochte wahrscheinlich einen Topf Suppe – Flint war kein Freund der
feinen Küche – und freute sich auf einen unterhaltsamen
Abend im Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe«. Tanis freute sich
darauf, den Zwerg wiederzusehen, doch bis dahin würde
sicher einige Zeit vergehen.
Xantar schlug den Weg ins Eisreich ein.Der Wind beutelte die zwei, derweil sie nach Süden flogen. Irgendwann
konnte Tanis sich nicht mehr am Harnisch halten. Einen
schwindelerregenden Moment lang verlor der Halbelf den
Halt und sah sich schon abstürzen. Dann fanden seine
Hände den Riemen wieder, und er konnte sich hochziehen.
Der Vogel hielt in seinen steten Flügelschlägen nicht inne.
Erschöpfung und die beruhigende Wärme von Xantar
verschworen sich und lullten Tanis in Schlaf, doch seine
Arme hatte er in dem selbstgemachten Harnisch verschlungen. Als er aufwachte, verrieten ihm das Stahlblau
und Weiß des Himmels, daß es früher Nachmittag war. Er
sah zu, wie der Himmel gegen Abend orangegelb wurde.
Schließlich verfärbte sich der Horizont rosa, orange und
rot, als nach Sonnenuntergang das Zwielicht aufzog. Die
ganze Zeit flog Xantar ununterbrochen weiter. Tanis blickte
über die Schulter, doch von Caven Mackid war nichts zu
sehen.
Gelegentlich ging die Eule in Gleitflug über, um Kräfte
zu sparen. Wenn sie den Kopf drehte, konnte der Halbelf
sehen, daß ihre Augen in dem braun-grau-gefiederten Gesicht wie orangefarbene Schlitze glühten. Eulen waren
Nachtwesen, das wußte er; deshalb fragte er sich, wie es
Xantar im hellen Tageslicht ergangen war.
Lange Zeit flog die Rieseneule so hoch wie möglich, doch
gegen Abend sank sie tiefer, so daß der vom Wind durchgerüttelte Halbelf auf ihrem Rücken Einzelheiten erkennen
konnte. Sie überquerten gerade die Südgrenze von Qualinesti, schätzte der Halbelf, der über die Stärke und Schnelligkeit der Rieseneule staunte. Überall um sie herum ragten
die zerklüfteten Gipfel des Kharolisgebirges auf, besonders
steil im Südosten. Xantar ging noch tiefer. Die höchsten
Bergspitzen waren von Schnee bedeckt; kleinere Gipfel
zeigten ihre bizarren, flechtenbewachsenen Felsen, die von
keinem Busch oder Baum bestanden waren, bis mehrere
hundert Fuß tiefer an der Baumgrenze plötzlich bodenbedeckendes Gesträuch und kleine Eiben auftauchten. Darunter begann fast so abrupt wie die Baumgrenze selbst die
alpine Vegetation – Fichten, Föhren und Birken hoben sich
kräftig blau, grün und weiß vom scheckigen Grau des Felsbodens ab.
Die Rieseneule glitt im Bogen auf einen Landeplatz oben
auf einer Anhöhe. Sie neigte sich zur Seite, damit Tanis
leichter absteigen konnte. Dann faltete sie die Flügel ein
und auf, wobei sie sich benahm wie ein gefiederter Flint,
der nach einem harten Einsatz am Amboß seine verspannten Schultern reckt. Auch Tanis streckte sich.
»Fühlt sich gut an, wieder festen Boden unter den Füßen
zu haben«, stellte der Halbelf fest.
Xantar antwortete ausnahmsweise einmal laut, nicht in
Gedankensprache. »Für einen Neuling reitest du gut, Halbelf. Ich muß mir jetzt ein Abendessen jagen. Dann ruhe ich
mich aus. Auch wenn es bestimmt seltsam

Weitere Kostenlose Bücher