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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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über etwas freute. Und darüber das ständige Heulen des
Windes und das Donnern der See.
    Kitiara hob den Kopf. Ihre Haare standen praktisch vor
Eis. Sie legte die tauben Hände vors Gesicht. Ohne auf den
Wind zu achten, der wie Nadelstiche auf ihre nackte Haut
einpeitschte, pulte sie an dem Eis, das ihre eine Wange bedeckte. Die Augenlider waren ihr fast zugefroren. Schließlich gelang es ihr, die Augen einen Schlitz weit zu öffnen.
    Sie starrte direkt in zwei fleischlose Kiefer, von denen
Fangzähne wie Eisstalaktiten herunterhingen, während
andere Zähne wie Stalagmiten aufragten. Kitiara fuhr mit
einem Aufschrei zurück. Sie tastete nach Schwert und
Dolch, bis ihr einfiel, daß sie beides verloren hatte. Das Untier, in dessen Rachen sie starrte, war schon seit Generationen tot. Was es ursprünglich gewesen war, konnte Kitiara
nicht sagen, doch sie hätte bequem in den aufklaffenden
Kiefer gepaßt. Es war der Schädel eines Tieres, das schon
lange tot war. Vom Rest des Skeletts war nichts zu sehen.
    Der Ettin lehnte sich an das kräftige Gelenk, das den Kiefer zusammenhielt. Sein rechter Kopf, dem ein gefrorener
Speichelfaden am Kinn herunterlief, lehnte sich schlafend
an den linken. Dieser grinste die Kämpferin an. Man konnte nicht entkommen, wenn der Ettin schlief, denn seine
Köpfe schliefen abwechselnd.
    »Wo sind wir?« übertönte sie das Brausen des Sturms.
Durch die treibenden Schneewolken konnte sie den Ettin
kaum erkennen.
    Res-Lacuas Grinsen wurde breiter. »Daheim«, sagte er.
»Daheim, daheim, daheim.«
»Im Eisreich?« wollte sie wissen. Ihre Stimme weckte den
rechten Kopf, so daß sie nun beide Ettinköpfe angrinsten.
Indem sie den Wind, den Schnee und besonders den Ettin
verfluchte, gelang es der Kriegerin, sich auf die Füße zu
stellen, doch ihre Muskeln waren so taub, daß sie nur langsam reagierten. Sie taumelte wie betrunken und mußte sich
an einem langen Zahn des Monsters abstützen. Wie lange
hatten sie und Lida unbedeckt im Schnee gelegen?
»Kitiara! Was… was ist das denn?« Es war Lida Tenaka,
die das rief. Sie hatte die Robe fest um sich gezogen, starrte
aber entsetzt auf die Kiefer des Skeletts. Ihre Lippen waren
blau, doch ihre Hände regten sich eifrig. Als Kitiara mit
den Achseln zuckte, erschauerte die Zauberin. Lida machte
sich wieder an ihr Vorhaben. Nachdem sie magische Symbole in die Luft gezeichnet hatte, begann sie zu singen. Kitiara erwartete ein magisches Lagerfeuer, an dem sie sich
wärmen konnten, zwei Tassen mit dampfendem Rum, die
vor ihnen auftauchen würden, irgend etwas, was die bittere
Kälte erträglicher machen würde, die sie einhüllte.
Aber es kam nichts – nur ein Zischen und eine winzige
Flamme, die nicht einmal den trockensten Zunder angezündet hätte. Lidas Hände sanken bebend in ihren Schoß.
Ihre Lippen schlossen sich, und ihre Augen spiegelten ihre
Panik. »Es ist genau wie im Düsterwald«, sagte sie, doch
ihre Worte waren im Geheul des Windes kaum zu verstehen. »Meine Magie funktioniert nicht richtig, Kitiara. Ich
kann Xantar nicht erreichen. Es ist, als wäre ich in Gegenwart…«
»… einer weitaus größeren Macht«, schloß Janusz, der
hinter dem Schädel hervortrat. »Einer Macht, die dich mit
Leichtigkeit blockieren kann, Lida. Schließlich war ich es,
der dich und Dreena unterrichtet hat.« Trotz seiner dünnen
Robe schien der äußerlich alte Zauberer sich in der Eiseskälte wohl zu fühlen. Kitiara bemerkte, daß die Luft um ihn
herum flimmerte, wenn er sich bewegte.
»Du hast einen Zauber gesprochen, der dich vor den Elementen schützt«, murmelte Lida. Ihr Zittern war mittlerweile fast unkontrollierbar. Kitiara hatte kein Gefühl mehr
in ihren Gliedern. Als sie versuchte, ein paar Schritte auf
den Mann zuzugehen – mit welcher Absicht, wußte sie
selbst nicht genau –, reagierten ihre Beine nicht.
Janusz lachte rauh. Auf sein Gebot hin ließ der Sturm etwas nach. »Ja, ich wette, euch beiden ist inzwischen etwas
kalt, im Gegensatz zu meinem zweiköpfigen Freund, der
auch ohne magische Hilfe recht zufrieden wirkt.« Er wies
auf Res-Lacua. Der Ettin tollte in Schnee und Eis herum wie
ein Lamm auf der Wiese.
»Die Kiefer«, erklärte Janusz, »sind Überreste einer längst
ausgestorbenen Rasse von Wesen, deren Größe und Stärke
nicht ausreichte, sie vor der Umwälzung zu retten. Das
Eisvolk raubt ihre Knochen, um daraus Zäune um seine
armseligen Dörfer zu ziehen.«
Keine der Frauen

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