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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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einen Gegner gefunden hatte, mit dem sie
nicht fertig werden würde. Sie lief in die Richtung, in die
der Minotaurus gezeigt hatte. Die Menge wich vor ihr und
dem Minotaurus auseinander. Janusz rief ihnen nach: »Toj
soll dich beschützen, Hauptmann – außer natürlich, wenn
er glaubt, du wolltest meine Gastfreundschaft verschmähen. Also nimm dich in acht, Hauptmann.«
Kitiara antwortete nicht. Der Gegner war eindeutig in der
Überzahl, und Lida Tenaka mit ihrer geschwächten Zauberkraft behinderte sie nur. Toj schloß mit Kitiara auf. »Du
warst Söldnerin?« meinte der Minotaurus.
»Nicht war«, stellte Kitiara richtig. »Ich bin es.«
Toj lachte. »Der Zauberer hat gesagt, du wärst dickköpfig. Wie ich sehe, hatte er recht.«
Der Minotaurus redete eigentümlich förmlich. Kitiara
reichte ihm nicht einmal bis an die Schultern, und sie war
unbewaffnet, aber furchtlos. Vorerst zumindest würde der
Minotaurus ihr nichts tun, und falls er sich als gesprächig
erwies, konnte sie vielleicht etwas erfahren. »Du bist ein
bezahlter Soldat?« fragte sie. »Wie die Ettins und die Thanoi?«
Der Minotaurus wandte ihr das Gesicht zu. Seine Augen
blitzten, und seine großen Nüstern blähten sich auf. Toj
trug einen Stahlring durch die Nase und einen weiteren
durch das rechte Ohr – Rangzeichen bei manchen Minotauren, wie Kitiara wußte. Sie sah breite Zähne blitzen. Seine
Doppelaxt schwang gefährlich hin und her; die Muskeln
seines Oberarms zuckten, während er die schwere Waffe
bewegte. Als der Minotaurus schließlich sprach, bebte seine
Stimme vor Zorn.
»Ich bin Söldner«, sagte er. »Ich kämpfe für Lohn. Es gibt
keine besseren Kämpfer als die Minotauren. Diese Fischmänner«, er wies verächtlich auf einen stoßzahnbewehrten
Thanoi, »haben das Hirn einer Schneeflocke. Sie glauben,
der Valdan würde ihnen das Eisreich überlassen, wenn der
Krieg gewonnen und das Eisvolk fort ist. Fischäugige Idioten! Die Ettins sind Sklaven. Sklaven. Und auch sie sind
dumm, so dumm, daß sie noch nicht einmal kapieren, daß
sie Sklaven sind. Vergleiche einen Minotaurus nicht mit
einem Thanoi oder Ettin. Uns nennt man nicht im gleichen
Atemzug mit solchem Gewürm. Wir sind die Krieger. Unsere Aufgabe ist es, die Welt zu erobern. Bei Sargas, wir
sind die Erwählten!«
Toj stieß Kitiara mit der Axt an. »Weiter«, befahl er, und
sie stapfte wieder los.
Hier war es wie in jedem Heerlager: laut, dreckig, stinkend. Aber nach dieser Rede schien der Minotaurus nichts
weiter sagen zu wollen. Kitiara warf ihm verstohlene Blicke
zu, während sie weiterging.
Minotauren bewohnten im allgemeinen Küstenstreifen.
In ganz Ansalon waren sie als gewiefte Schiffsbauer und
Seeleute, aber auch als tollkühne Krieger bekannt. Kitiara
fiel die Warnung ein, die ein Söldner ihr vor Jahren gegeben hatte: Ergib dich nie einem Minotaurus, denn das wird
als Zeichen der Schwäche angesehen und durch Hinrichtung bestraft. Männer wie Frauen wurden für die Schlacht
ausgebildet, und beide zogen gleichermaßen in den Krieg.
Toj mit seinen fast zwei Fuß langen, geschwungenen Hörnern war ein beeindruckendes Exemplar seiner Rasse. Sein
Stiergesicht war von rotbraunem Flaum bedeckt, der am
Rest seines massiven Körpers zu kurzem Pelz wuchs. Trotz
der Kälte trug er nur Lederharnisch und Kilt. Mehrere
Schlingen am Harnisch hielten eine Peitsche, einen Morgenstern und einige Dolche.
Schließlich hielten sie auf einem Grat über einem flachen
Tal. Toj und Kitiara waren am Ende der Eisblockreihe angelangt. Nicht weit vor ihnen zogen Dutzende von Männern,
Frauen und Kindern in Lumpen und schmutzigen Jacken
stöhnend an einem dreifach mannshohen Eisblock. Stricke,
die wahrscheinlich aus Robbenhaut bestanden, fesselten sie
an den Block, der sich bei jedem Ruck nur einen knappen
Fingerbreit bewegte.
»Eisvolk?« fragte Kitiara.
Der Minotaurus nickte. »Wir haben zahlreiche Dörfer erobert«, bemerkte er.
Die Gefangenen sahen so aus, wie es bei Menschen in so
rauhem Klima zu erwarten war. Ihre Haut war ledern, die
Haare lang. Kitiara hatte von diesem Nomadenvolk aus
den Schneegebieten gehört, von den besonderen Waffen
aus verdichtetem Eis, dem außergewöhnlichen Stolz und
den Eisbooten. Die Gefangenen wirkten, als hätten sie tagelang nichts zu essen bekommen.
»Die Überlebenden geben gute Sklaven ab – solange sie
durchhalten«, sagte Toj. »Aber sie sind rasch verbraucht.«
Noch während dieser Worte brach einer der

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