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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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einem Schrei in einem klaffenden Loch.
Nachdem Janusz einen Spruch angestimmt und Zeichen in
die Luft gemalt hatte, schwebte Res-Lacua durch das Loch
nach oben. Er lachte, als er wieder auf festem Eis landete.
Kitiara schlüpfte aus dem Schlitten, rannte vor und beugte
sich über den Rand des Lochs.
Es war eine hundert Fuß tiefe Gletscherspalte. Kitiara
wich eilig vom Rand zurück. »Da ist ein Riß im Eis«, erklärte sie Lida. »Und er ist praktisch unsichtbar, bis man hineinfällt.«
»Ein schönes Hindernis für angreifende Armeen«, ergänzte Janusz.
Sie zogen weiter, indem sie westlich an der Eisspalte entlang fuhren und schließlich wieder eine südliche Richtung
einschlugen. Bald hielten sie jedoch erneut an. »Was ist
denn jetzt?« murrte Kitiara. Lida zeigte auf einen dunklen
Fleck im Schnee. »Ein See?« fragte Kitiara. »In diesem Klima?«
Der Ettin ging nicht auf Kundschaft. Er knallte nur mit
der Peitsche, um die Schreckenswölfe um den dunklen
Fleck herumzulenken. Sonne glitzerte auf der Oberfläche
und enthüllte das Eis, das eine dünne Haut über dem Wasser bildete. »Ein Eissee«, erklärte Janusz. »Voller Fische.
Alle Bewohner des Eisreichs leben von diesen Eisseen –
außer uns natürlich. Ich biete weit bessere Kost im Eisbau.
Außer natürlich«, fügte er hinzu, »wenn ihr rohen Fisch
mögt. Das Eisvolk liebt ihn, aber es ist auch nicht zivilisiert.
Roher Fisch, unbearbeitete Häute, rauchende Torffeuer und
der abscheuliche Gestank von Walroßfett. Sie verwenden
alles vom Fisch, sie kochen damit und fetten die Kufen ihrer Schneeboote damit ein.«
Nach kurzer Zeit rief Res-Lacua den Schreckenswölfen
etwas zu. Etwas langsamer bogen sie um eine Reihe gewaltiger Eisblöcke. Die Gefangenen hatten einzelne Auswüchse der natürlichen Gebilde gesehen, doch diese Blöcke sahen so aus, als ob sie absichtlich und mit Bedacht hierhin
gestellt worden waren.
Wortlos zeigte Lida auf den Umriß einer Gestalt oben auf
einem Block, doch Kitiara hatte die bullige Figur mit den
kurzen Hörnern, die sich zur Stirn hinbogen, bereits entdeckt. »Minotaurus«, sagte die Kriegerin.
Der Schlitten glitt um das Ende der Reihe, und plötzlich
waren sie inmitten von rufenden, gestikulierenden Minotauren und Ettins. Res-Lacua stürmte mit einem Freudenschrei in die Menge, um zahlreiche Ettins herzlich zu begrüßen. Die Ettins, die fast doppelt so groß waren wie die
Minotauren, schlugen ihre Dornenkeulen aneinander,
klopften einander auf die Schultern und brüllten sich auf
orkisch Worte zu. Die Minotauren überblickten das Spektakel, fanden es aber anscheinend unter ihrer Würde, während eine dritte Gruppe Wesen, die halb Mensch, halb Walroß waren, mit dümmlicher Miene zusah. »Thanoi«, sagte
Kitiara. »Walroßmenschen.«
Einer der Thanoi, ein breiter Kerl, dem zu beiden Seiten
aus dem Mund lange Stoßzähne herauswuchsen, schien
besonders reizbar. Er war unbekleidet, hatte menschliche
Arme und Beine, jedoch das Gesicht, den Körper und die
dunkelgraue Haut eines Walrosses. Dicke Schwimmhäute
verbanden seine Finger und Zehen. Grobe Borsten hingen
von seiner Oberlippe herunter; sie verdeckten den breiten
Mund des Thanoi. In einer Hand hielt er eine Harpune, mit
der anderen griff er nach den Frauen. Er stank nach totem
Fisch. Lida schrak zurück bis in Kitiaras Arme, doch die
Kriegerin warf die Zauberin auf den Schlittenboden,
sprang auf den festgetretenen Schnee und nahm Kampfhaltung ein, obwohl sie nicht einmal eine Waffe hatte. Sie
wollte dem Thanoi gerade die Harpune entreißen, als ein
Schrei die Luft zerriß.
»Despack!«
Die Ettins und die Thanoi zogen sich zurück. Die Minotauren blieben, wo sie waren, kamen jedoch nicht auf Kitiara oder Lida zu.
Janusz redete wieder in einer Sprache, die Kitiara nicht
kannte. Die Minotauren hingegen hörten zu, und als die
Ansprache des Magiers vorbei war, trat einer der Stiermenschen vor, blickte auf die Kriegerin herab, als wäre sie
nichts Lästigeres als ein Floh, und stieß Kitiara mit dem
Stiel seiner Doppelaxt auf die Walroßmenschen und die
zweiköpfigen Trolle zu. Kitiara schrie zu Janusz zurück:
»Denk dran, Zauberer, wenn sie mich umbringen, wirst du
nie erfahren, was du wissen willst.«
Der Zauberer lächelte nur. Sein Selbstbewußtsein schien
grenzenlos zu sein, und als Kitiara sich von den Waffen
von Hunderten böser Wesen umgeben sah, die ihm und
dem Valdan dienten, dachte sie zum ersten Mal, daß sie
nun wohl doch

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