Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
Männer
lautlos zusammen und wurde von einem triumphierenden
Ettin weggetragen. Die übrigen zogen den Block mit einem
letzten Kraftakt in die Reihe der anderen. Dann wurden sie
von bewaffneten Ettins und Thanoi wieder in die Weiten
des Eisreichs getrieben.
»Wozu diese Mauer aus Blöcken?« fragte Kitiara.
Der Minotaurus lachte. Das Geräusch klang eigentümlich
muhend.
»Der Zauberer hat gesagt, du wärst nicht nur dickköpfig,
sondern auch neugierig«, stellte Toj fest. »Es sieht aus wie
eine Mauer, und mehr ist es auch nicht. Es gibt noch eine
Mauer weit im Süden. Die ist ein natürliches Gebilde und
viel größer als diese, aber für uns von keinem strategischen
Nutzen. Der Valdan will, daß hier eine zweite gebaut wird,
um den Feind aufzuhalten, falls er kommt.« Er zeigte darauf. Obwohl seine Beine in Stierhufen endeten, waren seine
Hände wie die eines Menschen. »Die Mauer leitet den
Feind zu einer Gletscherspalte. Die Öffnung ist nicht zu
sehen. Der Zauberer hat einen Spruch darüber gelegt, und
es heißt sogar, daß die Spalte sich bewegt, obwohl ich vermute, daß das nur Erfindung ist, um die Thanoi vom Umherstreunen abzuhalten. Der Feind wird die Gefahr jedenfalls nicht erkennen, bis alle seine Soldaten in den Tod
stürzen!«
»Und wer ist der Feind?« fragte sie rasch. »Ganz Krynn«,
erwiderte der Minotaurus ebenso schnell. »Jeder, der sich
uns in den Weg stellt.« Er warf ihr einen verschlagenen
Blick zu. »Du tätest gut daran, dich uns anzuschließen,
Hauptmann Uth Matar. Wie ich höre, hast du eine ungewöhnliche militärische Begabung. Der Valdan könnte dich
gebrauchen. Ich hätte nichts gegen eine solche Hilfe.«
Kitiara schnaubte. »Irgendwie bezweifle ich, daß ich dazu Gelegenheit bekomme. Der Zauberer scheint mich nicht
zu mögen.«
»Oh, aber Zauberer Janusz ist nicht der Feldherr. Es ist
der Valdan, den du beeindrucken mußt. Vielleicht erweist
er sich gnädig.«
Kitiara war wirklich versucht. Der Valdan hatte die
Macht. Aber der Zauberer würde nie zulassen, daß sie einen eigenen Handel mit dem Valdan abschloß. Sie zuckte
mit den Schultern, und Toj ließ das Thema fallen.
Sie schlossen ihren Rundgang durch das Lager ab. Lida
und Janusz warteten schweigend, als Toj sie zum Schlitten
führte. Die Feindseligkeit zwischen den Zauberkundigen
war offensichtlich. Sie vermieden es sogar, einander anzusehen. Res-Lacua stürmte heran. Er rülpste und stank nach
Fisch. Wortlos bestiegen Kitiara und Lida den Schlitten,
doch diesmal gesellte sich Janusz zu ihnen. Die Schreckenswölfe warfen sich ins Geschirr, und sie ließen das Lager hinter sich.
»Eindrucksvoller Vorposten, was, Hauptmann?« sagte
Janusz schließlich.
»Ausreichend«, sagte Kitiara. »Es fehlt noch ein fähiger
Befehlshaber, der die Truppen in Form bringt, aber die
Möglichkeiten sind da – bei richtiger Führung.« Lida warf
ihr einen erstaunten Blick zu.
Der Magier warf den Kopf zurück und lachte. »Ach, Kitiara, du hast Nerven! Das muß ich dir lassen.«
Der Ettin rannte hinter dem Wolfsschlitten her. Auf dem
Boden des Schlittens sah Kitiara im Schatten das Stück
Schiefer, das mit ihr vom Düsterwald herteleportiert worden war. Sie hatte es vorhin fallen lassen. Jetzt rutschte sie
darauf zu, um es mit dem Stiefel zu verdecken.
Es begann zu schneien, und bald waren sie von gefrorenem Schnee bedeckt.
Der Ettin strahlte angesichts der Eisschicht auf seinem
fast nackten Körper. Lida und Kitiara zogen gegen den
gnadenlosen Wind ihre Mäntel enger um sich.
»Wenigstens stinkt er in dieser Kälte nicht so«, murmelte
Kitiara. Lida lächelte nur andeutungsweise.
Sie fuhren bergauf. Bald wurde Kitiara klar, daß sie eine
weitere Stufe des Gletschers erklommen.
Die Wölfe flogen über den tiefer werdenden Schnee. Lida
schien in Träume zu versinken. Sie döste ein, erwachte jedoch mit einem Aufschrei, als sie rückwärts vom Schlitten
kippte. Kitiara sprang hinter ihr her und riß die Zauberin
hoch, während sie mit ihren Flüchen die Wölfe von ihr
fernhielt. Der Zwischenfall amüsierte Janusz und den Ettin,
doch was wichtiger war – das Durcheinander lenkte sie ab.
Nachdem Lida gerettet war, steckte das scharfe Stück
Schiefer sicher in Kitiaras Tasche, und die Kriegerin war
überzeugt, daß keiner ihrer Feinde davon wußte. Es war
nicht viel, aber es mochte sich als hilfreich erweisen.
Die Reise ging weiter. Alle versanken in Schweigen, das
von nichts als dem Hecheln der Wölfe und
Weitere Kostenlose Bücher