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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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dem Knirschen
des Schnees durchbrochen wurde. Der Ettin hatte aufgehört zu summen.
Irgendwann ließen Schnee- und Eisregen nach, und die
grauen Wolken wichen dem wohl hellsten Sonnenschein,
den Kitiara je gesehen hatte. Die Sonne wurde von der
weißen Umgebung zurückgeworfen, bis Kitiara vor
Schmerz die Augen tränten. Den Ettin schien das gleißende
Licht nicht zu stören. Kitiara und Lida zogen die Kapuzen
ihrer Pelzmäntel über, kniffen die Augen zusammen und
senkten den Blick. Erst da merkte Kitiara, daß die Fahrt zu
Ende war. »Aussteigen«, befahl Janusz.
»Hier?« Kitiara hob den Kopf. Einen Augenblick lang sah
sie nichts als Schnee. Dann paßten sich ihre tränenden Augen an, und sie sah einen graublauen Spalt vor sich. Sie
und Lida kletterten aus dem Schlitten und streckten sich,
um ihre steifen Muskeln zu lockern.
Hinter dem Schatten stieg der Gletscher steiler an als alles, was sie bisher gesehen hatten. »Schloß«, sagte der Ettin.
Kitiara und Lida sahen sich um und blickten einander
dann verwundert an. Es war keine Behausung in Sicht und
schon gar kein Schloß.
»Magie?« flüsterte Kitiara. »Ist es unsichtbar?« Lida
schaute sich um. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich sehe
kein Anzeichen von Magie.« Der Ettin zeigte auf das Eisgebirge vor ihnen. »Vielleicht werden wir wieder teleportiert«, überlegte Kitiara. Ihre Gedanken waren nicht bei der
Sache, als sie vorwärts ging. Plötzlich stießen ihr starke
Hände ins Kreuz. Sie fiel in das Blaugrau. In den Schneeschatten. Ins… Nichts.
Kitiara hörte Lida schreien und sah die Zauberin mit ihr
in die Leere stürzen. Während Kitiara mit den Armen rudernd und sich drehend fiel, erkannte sie ihren Fehler. Sie
war in eine schneebedeckte Gletscherspalte gestoßen worden, die im gleißenden Licht der untergehenden Sonne
nicht zu sehen war. Sie sah Bruchstücke vom Himmel, eine
glatte Wand, ein fernes V auf dem Grund, das mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zuraste. Als sie sich herumwarf, sah sie den Zauberer des Valdans wie eine Feder
oben schweben. Warum sollte er sie umbringen, ehe er
wußte, wo die Eisjuwelen waren? Das war völlig unlogisch.
Die Kriegerin sah Eiszacken auf dem Grund der Spalte.
Es gab nichts, was sie tun konnte. Weit oben sah man nur
noch einen Lichtpunkt. Wieder hörte sie Lidas Kreischen.
Kitiara gab einen Strom von Unflätigkeiten von sich. Wenigstens würde sie den Göttern zeigen, daß Kitiara Uth Matar das Leben nicht maunzend wie ein Kätzchen verließ wie
diese Zauberin.
Beim Fluchen fiel ihr das ungeborene Kind ein. Kitiara
würde sterben, ohne dieses Baby zu bekommen. Nein, versicherte sie sich, sie hätte es sowieso nicht bekommen. Es
gab schließlich Zauberer, die sich gegen Bezahlung um solche Unannehmlichkeiten kümmerten.
Aber…
Sie verdrängte den Gedanken.
Hätte ihr Baby ihre schwarzen Locken gehabt? Cavens
schwarze Augen? Oder Tanis’ spitze Ohren und seine
schrägen, haselbraunen Augen? Hätte es wohl die irritierende, urteilende Mentalität des Halbelfen geerbt, immer
das Rechte tun zu wollen?
Tat sich da unten in der Gletscherspalte, durch die sie
stürzte, nicht eine weitere Spalte auf?
Kitiara wäre bei den Geburtswehen tapferer gewesen als
ihre Mutter, das wußte sie.
Obwohl sie glaubte, daß sie gleich sterben würde, tröstete sich Kitiara mit dem Gedanken, daß sie bei den Geburtsschmerzen nicht gewimmert hätte. Sie hätte die Hebamme
mit ihrer Tapferkeit in Erstaunen versetzt. Nein, erinnerte
sich Kit wieder, sie hätte das Baby doch gar nicht bekommen. Oder, fügte sie hinzu, wenn sie es geboren hätte, hätte
sie es jedenfalls sicher nicht behalten.
Sie hatte sich nie vor einer Schwangerschaft geschützt.
Ihr war nie der Gedanke gekommen. Wie konnte ihr Frauenkörper sie derart verraten haben?
Dann verschwand Lida – in einem Seitenkanal.
Kitiara raste ihr hinterher. Ganz plötzlich verlangsamte
sich ihr Fall, als wäre sie aus der Luft in ein dichteres Element gelangt. Unter ihr schwebte Lida jetzt mit den Füßen
nach unten zum Boden eines Schachtes. Kitiara landete neben ihr. Sie hörte Janusz husten. Als sie herumfuhr, sah sie
den Zauberer dreißig Fuß höher in einer Wandöffnung stehen. Er hob die Hand zum spöttischen Willkommensgruß.
Kitiara sah weg.
Sie waren in einem Verlies, doch es war ein Verlies, wie
Kitiara es noch nie gesehen hatte. Dieses Gefängnis war nur
aus Eis errichtet, aus riesigen Schollen. Die Wände erstreckten sich ohne

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