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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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Risse über Hunderte von Fuß nach oben.
An den Rändern des Verlieses baumelten ohne sichtbare
Aufhänger ein Dutzend Leichen in unterschiedlichen Zerfallsstadien. Kitiara hörte Lida würgen. Die Kriegerin erkannte die Kleidung der Leichen – die weißen Mäntel des
Eisvolks. Sie blickte wieder zu Janusz.
»Die Eisjuwelen stammen aus dem Eisreich«, sagte der
alte Magier gelassen. »Da bin ich sicher. So sicher wie darin, daß das Eisvolk weiß, wo man nach diesen Steinen
schürfen kann.« Er wies auf die vertrockneten Krieger. »So
enden alle, die mir das Wissen verweigern, das ich zu bekommen wünsche. Solltest du dir merken, Hauptmann.«
Die Wände des Kerkers waren glatt, als wären sie geschmolzen und wieder gefroren, fand Kitiara. Der Boden
hingegen war mit etwas bedeckt, das wie dickes Segeltuch
aussah. Sonst gab es keine Polsterung, doch sie und Lida
waren unverletzt gelandet. Lida schien vom Anblick der
Leichen wie hypnotisiert. Ihr Gesicht wirkte in dem kalten
Licht, das von den Wänden ausging, aschblau.
Nun bückte sich die Kriegerin und klopfte sich den
Schnee von Hosen und Mantel. Endlich war ihr mal warm
genug, obwohl sich die Eiswände nach oben erstreckten, so
weit sie sehen konnte. Kitiara ging auf die nächste Leiche
zu und streckte die Hand nach dem Toten aus.
»Woran sind sie wohl aufgehängt, was meinst du?« flüsterte sie Lida zu. »Was – «
»Nicht anfassen!« rief Lida aus. Zu spät und zu weit weg
streckte sie die Hand aus, um die Bewegung der Kriegerin
aufzuhalten.
Kitiara hatte die Fingerspitzen an die Eiswand gelegt. Sie
war kalt, aber nicht allzu…
Dann runzelte sie die Stirn und zog.
Die Fingerspitzen ihrer rechten Hand waren an der
Wand festgefroren. Hinter und über sich hörte sie, wie Janusz lachte.
Im Nu war Lida bei ihr. »Faß die Wand nicht noch mit
der anderen Hand an«, warnte sie, während sie Kitiaras
Finger untersuchte. »Tut es weh?«
Kitiara schüttelte den Kopf. »Was ist das für ein Zeug?«
»Eis«, erwiderte Lida gereizt. »Hast du noch nie im Winter mit der Zunge eiskaltes Metall berührt? Das hier funktioniert genauso. Aber ich habe dich gewarnt. Hörst du denn
nie auf irgend jemanden außer Kitiara Uth Matar?«
Was für eine Frechheit! »Ich steh’ doch nicht hier rum
und lass’ mich von einer wie dir beleidigen«, fauchte Kitiara.
»Nein?« fragte Lida. »Und wo willst du hin, Hauptmann
Uth Matar?« Von der gefrorenen Wand ringelte sich dünner Dampf hoch.
Kitiara starrte Lida an. Dann drehte sich die Kriegerin
wieder zur Wand um, umklammerte mit der linken Hand
ihr rechtes Handgelenk und zog. »Ich brauche einen Dolch
oder so etwas. Dann schneide ich mich los.«
In der Tasche tastete sie nach dem scharfen Stein, den sie
im Wolfsschlitten heimlich aufgehoben hatte. Obwohl sie in
einem schwierigen Winkel stehen mußte, begann Kitiara,
mit der linken Hand ungeschickt das Eis um ihre gefangenen Finger abzuschlagen. Das Zeug schien hart wie Eisen
zu sein. Janusz lachte wieder. Dann hörte der alte Magier
auf und bellte Lida ein paar Worte in einer anderen Sprache zu. Es klang wie Altkernisch. Kitiara hatte die Diener
des Valdans einige Male in dieser Sprache reden hören,
wenn sie nicht wollten, daß die fremden Söldner sie verstanden.
Wortlos sah Lida ihren einstigen Lehrer an, der ihre wahre Identität noch nicht erkannt hatte. Dann wandte sie sich
Kitiara zu. »Laß mich mal.«
Zweifellos würde Lida mit zwei Händen mehr bewerkstelligen als Kitiara mit einer. Kitiara übergab ihr das Stück
Schiefer.
»Mach die Augen zu«, sagte Lida. Obwohl Kit sich über
ihre eigene plötzliche Fügsamkeit wunderte, befolgte sie
die Anweisung der Zauberin.
Mit leisem Gemurmel näherte Lida sich Kitiara. Sie
schien jemanden anzurufen – einen Gott. Kitiara hörte etwas rascheln und wußte, daß Lida in einer Tasche ihrer
Robe kramte. Ein leichter Hauch warmer Luft streifte Kitiaras linke Wange. Er hob sich von der Kälte ab, die von der
Wand ausging. Kitiara merkte ein kräftiges Tippen an jedem Finger, machte jedoch die Augen nicht auf.
Sie zog an ihrer Hand, und da bewegte sich das Eis unter
ihren Fingern. Es war, als wäre das Eis einen Herzschlag
lang getaut und wieder gefroren. Doch ihre Finger klebten
immer noch an der Wand.
»Ich dachte, du könntest hier nicht zaubern?« flüsterte
Kit.
»Janusz hat mich freigegeben«, entgegnete Lida mit normaler Lautstärke. »Er sagt, selbst im vollen Besitz meiner
Kräfte wäre ich hier

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