Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
tötete drei weitere Eulen mit ihren Reitern.
Unten gellten von Osten her weitere Schreie. Tanis sah
eine Gruppe Krieger mit Frostsplitterern, die ihre Eulen
dicht über die Thanoiwachen streichen ließen und mit ihren Eiswaffen auf diese einschlugen. Dann flogen weitere
Eulen mit Harnisch, aber ohne Reiter, tief über die Pferche
mit den Gefangenen hinweg. Mit Schnäbeln und Klauen
griffen sie die Walroßmenschen an. Nach dem dritten Angriff stieg jede reiterlose Eule mit einem Eisvolksklaven in
den Krallen wieder auf. Die Vögel packten die Menschen
an den Kleidern und trugen sie aus dem Lager heraus. Ein
Stück weiter landeten sie und bedrängten die gerade befreiten Sklaven, auf ihren Rücken zu steigen. Die Gefangenen
waren schwach, doch die Mutigsten unter ihnen kletterten
tapfer auf die Rieseneulen. So verstärkte sich die Truppe
der Angreifer, während weitere Eulen den Rest der Gefangenen aus dem Eisvolk befreiten.
In diesem Augenblick stieß Klecks einen Schrei aus, dem
sich Caven anschloß. Ein zackiges Stück Eis raste von einem Katapult aus auf die beiden zu. Klecks tauchte verzweifelt nach rechts ab, während Goldener Flügel nach
links schoß. Da Tanis sich bereits an die Unwägbarkeiten
beim Eulenreiten gewöhnt hatte, umklammerte er instinktiv den Harnisch und preßte sich dicht an den Rücken der
braunen Eule. Doch Caven schwankte. Er hatte plötzlich
beide Hände frei, Klecks versuchte, seine eigene Bewegung
auszugleichen, doch gleichzeitig warf Caven sich in die
andere Richtung. Mit einem lauten Schrei rutschte der Kerner von der Eule und stürzte ab. Klecks schoß ihm nach.
Tanis zog Goldener Flügel am Flügel. »Hilf ihnen!« sagte
der Halbelf. »Ich kann mich festhalten! Los!«
Ohne zu zögern, tauchte die goldfarbene Eule Klecks hinterher. Tanis umklammerte den Harnisch fester. Seine Augen tränten durch den Fahrtwind des Sturzflugs. Goldener
Flügel schoß fast senkrecht abwärts. Die Flügel hatte er fest
an die Seiten gelegt und hielt damit die Beine des Halbelfen
fest. Klecks sauste in derselben Haltung nach unten.
Plötzlich war Klecks neben dem fallenden Caven, dann
unter ihm. Tanis’ Eule schoß auf den Kerner zu, der nur
noch wenige Fuß vor ihnen war. Dann breitete Goldener
Flügel mit einem Schnappen die Flügel aus, hob den Kopf,
senkte ruckartig den kurzen Schwanz und streckte die verhornten Füße aus. Die Klauen der Eule packten Cavens
schwarzen Mantel an der Rückseite, hielten ihn fest – und
rutschten dann ab.
Durch diesen Einsatz kamen Goldener Flügel und Tanis
ins Taumeln. Doch Cavens Fall wurde gebremst. Der Kerner plumpste der Länge nach auf Klecks’ Rücken, ergriff
den Harnisch und hielt sich fest. Beide Eulen flatterten heftig, während der Boden wirbelnd auf sie zukam. Es gelang
ihnen, im Schnee zu landen, doch Klecks knickte seitlich
ein, wodurch Caven heftig auf den Boden prallte, und Goldener Flügel überschlug sich zweimal. Tanis rutschte in
den Schnee, als die braune Eule sich drehte.
»Tod den Menschen!« Es war ein tiefer Schrei mit einem
eigenartigen Akzent. Der Halbelf rappelte sich schnellstmöglich auf, um sich im Schnee seinem neuen Gegner zu
stellen, erstarrte jedoch, als er feststellte, daß der Schrei überhaupt nicht ihm galt. Vor dem benommenen Caven Mackid stand der Minotaurus, den Delged als Toj erkannt hatte. An seiner Nase baumelte ein Ring, ein weiterer in einem
Ohr. In seiner muskulösen Hand baumelte eine Doppelaxt.
Das Monster brüllte einen Schlachtruf aus Mithas. Überall
um sie her ertönten die Schreie kämpfender und sterbender
Minotauren, Ettins und Thanoi.
Caven kam orientierungslos auf die Knie und tastete
nach seinem Schwert. Doch die Waffe war fort, war irgendwo in den Schnee gefallen. Das Brüllen des Minotaurus ging in Lachen über, das schmetternd über das gefrorene Land hallte. Tanis griff nach seinem Schwert. Der Halbelf bemerkte Goldener Flügel, der neben ihm stand. Die
Eule warf sein Schwert neben ihm in den Schnee. Mit erneutem Brüllen hob der Minotaurus die Axt hoch über Cavens Kopf.
»Begegnen die Minotauren von Mithas so ihren Feinden?« rief Tanis dem Ungeheuer zu. »Indem sie sie angreifen, wenn sie ohne Waffe sind?« Mit erhobenem Schwert
kam der Halbelf auf den Minotaurus zu. Er ging dem gewaltigen Kerl gerade bis zu den breiten Schultern.
Der Minotaurus baute sich grollend vor dem Halbelfen
auf. »Gewagte Worte von einem mickrigen Elfen.« Hinter
dem Minotaurus stand
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