Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
Caven auf und holte sein Schwert.
Da der Minotaurus abgelenkt war, griff der Kerner ihn von
hinten an. Tanis schloß sich dem Kampf an.
Toj fing den Angriff geschickt ab. Während er Mensch
und Halbelf zurücktrieb, winkte er den Thanoi und Ettins
ab, die ihm zur Hilfe kommen wollten. Die anderen Minotauren boten keine Hilfe an. Sie nickten Toj bloß gemessen
zu und schossen weiter mit Katapulten auf die Angreifer
aus der Luft. Tojs Doppelaxt schwang vor Tanis und Caven
auf und ab. In der linken Hand hielt der Stiermensch eine
lange Peitsche.
»Wir können ihn besiegen«, sagte Tanis zu Caven.
»Ich weiß«, sagte der Kerner. Der Mann hatte jetzt keinerlei Furcht, wie Tanis bemerkte, denn der Söldner brannte darauf, sich mit dem Minotaurus zu messen. »Auch Minotauren haben ihre schwachen Punkte.«
»Sei da nicht so sicher, Mensch«, kam die Antwort von
Toj. »Ihr solltet euch lieber ergeben, du und dein Elfenfreund.«
»Tu’s nicht, Halbelf«, sagte Caven. »Er bringt dich um.
Minotauren machen keine Gefangenen.«
Wo lag die Schwäche dieses Minotaurus? Caven überlegte. Vielleicht wetten? So hatte Caven schließlich auch Malefiz gewonnen. »Auf dem Schlachtfeld sind wir wohl gleich
stark, Stiermensch, du allein gegen uns beide. Vielleicht
sollten wir drei das hier lieber mit einem Knochenspiel beilegen.«
»Knochenspiel?« wiederholte Toj. Seine Axt wurde etwas
langsamer, denn er starrte verdutzt den Kerner an. »Du
willst auf dem Schlachtfeld spielen?« In den Worten des
Minotaurus lag Unglauben. Seine Hufe kratzten aufgeregt
über das Eis.
»Außer wenn du Angst hast zu verlieren«, sagte Caven
wegwerfend. »Das ist nämlich wahrscheinlich. Ich hab’ ein
gutes Händchen mit Knochen.«
Toj schnaubte. »Du willst mich ködern, Mensch.«
»Der Sieger bekommt alles«, fuhr Caven fort. »Wenn du
gewinnst, sind wir deine Gefangenen. Wenn wir verlieren,
haben wir dich.« Er flüsterte Tanis zu: »Fertigmachen zum
Angriff.«
Toj stand wie angewurzelt da. Der Minotaurus hielt immer noch die Axt in der Rechten, die lange Peitsche in der
Linken. Ein durchtriebener Ausdruck machte sich auf dem
Stiergesicht breit. »Ist einen Versuch wert«, sagte Toj. Caven, der immer noch sein Schwert in der Hand hielt, ging
auf den Minotaurus zu. Dann warf sich der Kerner auf den
Minotaurus und stach mit dem Schwert zu. »Jetzt, Tanis!«
schrie er.
Aber Tanis war bereits unterwegs. Er warf sich ebenfalls
auf Toj und wich gerade rechtzeitig der tödlichen Klinge
der Axt aus. Der Halbelf fuhr herum und streifte den Leder- und Kettenharnisch seines Gegners. Blut rann an Tojs
Seite herab.
Der Krieger wurde wild vor Blutgier. Toj warf sich auf
Tanis, doch Caven und Tanis trieben den Minotaurus mit
dem Schwert zurück. Tojs Wutschrei vermischte sich mit
dem Lärm der Schlacht. Die Peitsche schnellte vor, wickelte
sich um Tanis’ linken Arm und zog den Halbelfen auf den
Minotaurus zu.
Es gelang Tanis, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er hatte das Schwert in der rechten Hand, war also noch nicht
hilflos. Also ließ er es zu, daß Toj ihn vorwärts zog. Caven
stürzte sich mit einem Kriegsschrei auf den Minotaurus,
doch dieser hielt ihn mit der Axt auf Abstand. Gleichzeitig
zog er Tanis unaufhaltsam näher heran.
Der Halbelf tat so, als würde er voller Panik gegen die
Peitsche ankämpfen. Tanis sah, wie sich Befriedigung auf
dem Fellgesicht des Minotaurus breitmachte. Als der Halbelf in Reichweite von Tojs Axt war, sah er, wie die Waffe
auf ihn heruntersausen wollte.
Im gleichen Augenblick hörte Tanis auf, sich gegen den
Zug der Peitsche zu wehren. Statt dessen sprang er auf den
Minotaurus zu und wich so der Axt aus.
Tanis stieß sein Schwert tief in den Minotaurus. Bevor
Tojs Kameraden Gelegenheit fanden, zu reagieren, stürmten Tanis und Caven auf Klecks und Goldener Flügel zu,
die schon warteten. Augenblicke später kreisten die beiden
Männer schon wieder hoch über dem Schlachtgetümmel.
Delged, der Kundschafter, rief Tanis und Caven zu:
»Schnell!« Er und seine Eule schossen nach Süden. Das
Brüllen der Schlacht hinter ihnen hatte nachgelassen, als
Delged seine Eule zum Senkflug lenkte. Wieder wies er mit
der Hand nach unten. Tanis sah die blaugraue Spalte im
scheinbar endlosen Schnee, sah den Schatten, der Delgeds
Worten zufolge den Eingang zum Schloß des Valdans
verbarg. Goldener Flügel und Klecks landeten. Sie warteten, bis Tanis seinen Sack, den Bogen und das Schwert geholt hatte und
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