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Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
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den Schultern
und steuerte ihn aus der Zelle. Der böse Tolpan verrenkte
sich im Griff des Minotaurus, um Sturm über die Schulter
zuzukreischen: »Und ich glaube, du denkst, wir sind den
ganzen Weg hierhergekommen, bloß um dich zu sehen,
Herr Trübseliger Schnurrbart! Hah! Wir sind bloß gerade
zufällig auf dem Weg nach Karthay, wo wir eine Verabredung mit dem Nachtmeister haben und einen großen, fetten, wichtigen Zauberspruch sagen wollen, der Sargonnas
in diese Welt einlaßt. Und hab’ ich schon erwähnt, daß kein
anderer als Kitiara Uth Matar schon dort gefangen sitzt, so
daß wir noch wichtigere Leute zu foltern haben als dich…«
Sturm preßte die Lippen aufeinander.
Die Minotaurenwache ging einen Gang entlang. Fesz, der
Tolpan vor sich her stieß, folgte ihr.
Es war Dogz, der stehenblieb und Sturm anstarrte. Der
Minotaurus rieb sich betreten das Kinn, denn er fand, er
hatte die beiden Menschen wirklich toten sollen, als er ihnen zum ersten Mal begegnet war. Nächstes Mal würde er
es besser wissen. Jetzt steckte er bis zu seinem dicken Stiernacken in Dingen, die er nicht verstand. Seufzend folgte
Dogz Tolpan, Fesz und der Minotaurenwache.
Sturm blieb mit einem halben Schnurrbart zurück und
grübelte herum, was eigentlich los war.
Die drei Minotauren und Tolpan hielten auf das hinterste
Ende des einen, schwach erleuchteten Gangs zu, wo ein
einzelner Gefangener hinter Gittern steckte. Er war an einer
Seitenwand angekettet.
Dieser Gefangene, erklärte Fesz Tolpan unterwegs, war
ein Kyrie, einer der legendären Vogelmenschen, die in abgelegenen Gebirgsregionen von Mithas lebten. Die Kyrie
waren eingeschworene Feinde der Minotaurenrasse und
gerieten nur selten in Gefangenschaft.
»Dein früherer Freund, Caramon, hatte eine Vertrauensstellung, denn er brachte den anderen Gefangenen Wasser
und Essen«, bemerkte Fesz. »Zuletzt wurde er vor der Zelle
des Kyrie gesehen. Dann ist er spurlos verschwunden – wie
durch Zauberei.«
Wenn er über Raistlin reden würde, Caramons Zwillingsbruder, stellte Tolpan mit weiser Miene fest, dann
mußten sie alles Mögliche in Betracht ziehen. Unsichtbarkeitszauber, Zeitreisen, selbst eine Flucht in Gestalt eines
Tausendfüßlers. Aber da es um Caramon ging, war der
Kender sich sicher, daß keine Magie im Spiel war.
»Dieser Raistlin muß ein sehr mächtiger Magier sein«,
knurrte Fesz beeindruckt.
»Ja, sehr mächtig«, stimmte Tolpan zu. Insgeheim fügte
er für sich hinzu: Obwohl er eigentlich noch kein richtiger
Magier ist. Laut sagte er: »So mächtig wie überhaupt einer.
Ich würde nicht einmal zu raten wagen, wie mächtig, denn
noch während ich mir die Zeit zum Raten nehme, würde
Raistlin wohl einen oder zwei neue Sprüche lernen und
noch mächtiger werden!«
Als sie an der Zelle des Kyrie ankamen, war Tolpan enttäuscht und verärgert. Außer den Beinen, die entschieden
vogelähnlich waren, sah der Gefangene nicht gerade wie
ein Vogelmensch aus. Der Kyrie war übel geschlagen worden, und seine Arme hingen schlaff an den Seiten herab.
Ein armseliger Anblick.
Ein leises Zucken verriet Tolpan, daß der Kyrie am Leben
war, aber nur gerade so eben. Vom äußeren Anschein her
hätte er genausogut tot sein können.
Als Dogz sich vorbeugte und Tolpan zuflüsterte, daß die
häßlichen, vereiterten Wunden auf dem Rücken des Kyrie
die Stellen waren, wo man ihm die Flügel herausgerissen
hatte, ging der Kender in die Luft.
»Was?« schrie Tolpan, der sich zu der Wache umdrehte
und den Stiermenschen mehrmals kräftig gegen die knubbeligen Kniescheiben trat. »Da habe ich die Chance meines
Lebens, kann einmal einen Blick auf einen Kyrie werfen,
und ihr mußtet den Mann praktisch totschlagen und ihm
die Flügel ausreißen? Hach, ohne Flügel sieht er doch praktisch aus wie ein Mensch – und dazu sind wir von Atossa
hierhergefahren? Ihr hättet wenigstens warten können, bis
– «
Fesz zog Tolpan von der erstaunten Wache fort, die dem
Kender im ersten Impuls am liebsten eins auf den Kopf gegeben hätte, ehe sie es sich besser überlegte.
Der Wächter ging ein Stück den Gang hoch. Dogz folgte
ihm, um ihm ruhig und mit gesenkter Stimme zu erklären,
daß der Kender auf Geheiß des Schamanen einen gesinnungsverändernden Trank eingenommen hat. Solches Benehmen war zu erwarten und wurde sogar gutgeheißen.
Nachdem Fesz Tolpan beruhigt hatte, warf er einen Blick
auf den bewußtlosen Kyrie. Dann studierte er das Innere
und Äußere der Zelle.

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