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Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
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angezogen.
Das Singen dauerte lange. Caramon merkte, wie er allmählich davon eingelullt wurde. Als er die Augen aufriß,
sah er, daß auch die anderen ihre Augen geschlossen hatten. Die Kyrie hatten sich gezielt in Trance versetzt. Jemand
hatte Räucherstäbchen angezündet, und ein durchdringender Geruch, der von Rauchkringeln begleitet wurde, erfüllte die Höhle.
Ganz plötzlich hörte das Singen auf, und aus einer dunklen Ecke kam Wolkenstürmer mit einer großen, schweren
Holzkiste wieder zu ihnen. Vorsichtig stellte er sie in die
Kreismitte. Alle verfolgten jede seiner Bewegungen, als sich
der Kyrie bückte, den verriegelten Deckel öffnete und –
Caramon hielt die Luft an – einen seltenen Meeresdrachen
herauszog.
Der Meeresdrache war groß. Mit seinem echsenartigen
Kopf, der dicken, dunklen Schale, den Schwimmhäuten an
den Zehen und den umfangreichen, paddelähnlichen Flossen ähnelte er einer Riesenschildkröte. Caramon wußte,
daß diese wilden Tiere, die keine echten Drachen waren,
dafür berüchtigt waren, Schiffe anzugreifen. Sie wurden
selten lebend gefangen. Obwohl sie sowohl Luft als auch
Wasser atmen konnten, überlebten sie auf dem Trockenen
nicht lange.
Wolkenstürmer hielt ihn hoch und überreichte ihn mit
theatralischer Geste Vogelgeist, der Caramon gegenüber
saß. Der Kopf des Meeresdrachen peitschte herum, seine
mächtigen Kiefer schnappten in die Luft. Minutenlang hielt
Vogelgeist den Meeresdrachen über seinen Kopf, wobei er
sang und murmelte, während das ungezähmte Tier mit
aller Kraft bemüht war, sich seinem Griff zu entwinden
und ihn anzugreifen.
Vogelgeist gab den Meeresdrachen an Wolkenstürmer
zurück, der ihn dem nächsten Kyrie reichte. So ging es im
Kreis herum, bis Wolkenstürmer das Tier zu Caramon
brachte. Die anderen beobachteten ihn eindringlich. Aus
der Nähe war das Meerestier abstoßend. Es kreischte,
peitschte mit dem Schwanz, stieß mit dem Maul zu. Caramon zögerte einen Augenblick und nahm Wolkenstürmer
den Meeresdrachen ab.
Er folgte dem Beispiel der anderen und hielt den Meeresdrachen über seinen Kopf, schwieg aber, während die
anderen Kyrie für ihn sangen. Der Majerezwilling hielt das
Tier hoch, bis ihm die Arme wehtaten. Dann nahm er ihn
herunter und gab ihn Wolkenstürmer zurück.
Wolkenstürmer sah Caramon in die Augen und gab den
Meeresdrachen an den nächsten Kyrie weiter.
Nachdem der Meeresdrache die Runde gemacht hatte,
wurde der Gesang lauter, während Wolkenstürmer das
Tier in der Mitte des Kreises auf den Boden drückte. Er zog
ein langes, scharfes Messer heraus, und als das Tier sich im
Bemühen zu fliehen herumwarf, stieß Wolkenstürmer ihm
wieder und wieder das Messer in den Rücken, um die
Schale zu durchbohren. Vogelgeist eilte mit einer Schale
hin, mit der er das Blut und die Körpersäfte des Meerestiers
auffing.
Nach einer Weile lag das Tier still. Einer der Kyrie brachte den toten Körper zurück in die Kiste und zog diese zur
Seite.
Wieder wandte sich Wolkenstürmer zuerst Vogelgeist
zu. Diesmal reichte er seinem Freund das Messer. Vogelgeist nahm das Messer und schnitt sich quer über den Unterarm, so daß Blut aus der Wunde tropfte. Wolkenstürmer
fing etwas Blut in der Schale auf, nahm Vogelgeist dann die
Schale ab und gab sie im Kreis weiter.
Einer nach dem anderen schnitten sich die anderen und
ließen ihr eigenes Blut in die Schale mit den Körpersäften
des seltenen Meeresdrachen tropfen.
Als das Messer bei Caramon ankam, sah er auf und begegnete wieder Wolkenstürmers Blick. Ohne zu wissen
warum, aber im Vertrauen auf die Rituale dieser guten,
ehrenvollen Rasse der Vogelmenschen, schnitt sich Caramon in den Unterarm. Da er unerfahren war, geriet ihm
der Schnitt ziemlich tief, und nachdem Blut in die Schale
gesprudelt war, mußte er die Hand auf den Arm drücken,
um den Blutfluß zu stoppen.
Wolkenstürmer vollzog das Ritual als letzter.
Alles schwieg jetzt. Niemand sang mehr. Keiner rührte
sich.
Wolkenstürmer kniete in der Mitte des Kreises. Er trank
als erster aus der Schale. Er wollte sie Vogelgeist reichen,
hielt dann jedoch noch einmal inne. Der Sohn von Sonnenfeder, Bruder von Morgenhimmel, Erbe der Herrschaft über die Kyrie, drehte sich um und brachte die Schale Caramon Majere.
Um ehrlich zu sein, wurde Caramon ganz schlecht bei
dem Gedanken, diese Mischung zu trinken, aber bisher
hatte er alles mitgemacht. Er würde tun, um was man ihn
bat. Nachdem er die Schale mit beiden

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