Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
Sorge.«
»Ich lasse dich ungern zurück«, sagte Tanis.
»Keine Sorge«, scherzte Flint. »Schließlich paßt Kirsig auf
mich auf.«
Tanis lächelte. »Ja«, gab der Halbelf zu. »Ich glaube, sie
kann es bald mit Lolly Ockenfels aufnehmen.«
»Das ist das letzte Mal, daß ich versuche, ein vernünftiges Gespräch mit dir zu führen, Tanis Halbelf!« explodierte
Flint und wurde knallrot. »Kein Respekt! Du hast keinen
Respekt vor mir!« Flint zeterte weiter, während Tanis und
die anderen abhoben.Die Kyrie hatten Zeit gehabt, für ihre
Passagiere Geschirre aus Leder und Seilen herzustellen. Die
starken Klauen der Vogelmenschen würden die Geschirre
packen und die Menschen so tragen. Das war nicht die anmutigste Art zu fliegen, wie Tanis fand – an den Schultern
aufgehängt und mit baumelnden Beinen. Aber es mußte
reichen.
Ein Kyrie namens Herz des Sturms trug den Halbelfen.
Stundenlang schlugen seine großen Schwingen stetig weiter, während unter ihnen das Land vorbeizog. Manchmal
konnte Tanis einen Blick auf die anderen erhaschen, aber
zu anderen Zeiten war die Kyrieformation in den Wolkenbänken nicht zu sehen. Tanis war glücklich über den Schatten vom Herz des Sturms, denn wieder brannte die Sonne
vom Himmel.
Als sie sich dem Dach der Welt näherten, rückten die Kyrie enger zusammen und flogen tiefer. Wolkenstürmer, der
Caramon trug, schlug einen weiten Bogen nach Westen
und landete auf einem hohen Plateau, von dem aus man im
Osten die Ruinenstadt überblicken konnte, während im
Westen der Vulkan Weltendach schlummerte. Die Kyrie
legten nur eine kurze Pause ein. Sie warteten, bis Tanis und
die anderen ihre Geschirre abgelegt hatten, und brachen
dann wieder auf, um die zu holen, die sie zurückgelassen
hatten.
Die alte Stadt, die nur wenige Meilen entfernt lag, sah
wie eine graue, pockennarbige Mondlandschaft aus. Aus
dieser Entfernung konnten die Gefährten keinen Hinweis
darauf erkennen, daß dort jemand lebte – nur geborstene
Türme und meilenweit von Lava überkrustete Ruinen.
Weiter im Norden ragte das Dach der Welt auf, ein dunkler, drohender Wall, das seinen Schatten über die Ruinen
von Karthay warf.
Raistlin brach das ehrfürchtige Schweigen der Gruppe,
die den Anblick betrachtete. »Yuril, du wartest hier mit
Sturm auf die anderen«, entschied der Zauberer. »Caramon, Tanis und ich erkunden die unmittelbare Umgebung,
damit wir sicher sind, daß keine Minotauren in der Nähe
sind. Vielleicht finden wir auch etwas zum Abendessen.«
Yuril nickte kühl. Während die anderen einen Pfad hinunterliefen, begann sie, an einem Stein ihr Schwert zu
wetzen. Sturm, der immer noch nicht ganz bei Kräften war,
streckte sich neben ihr auf der Erde aus.
Selbst so weit von der Stadt entfernt lag noch schwarze
Asche auf dem Boden. Eine halbe Meile weiter gabelte sich
der Pfad. Raistlin rieb sich das Kinn, als er dastand und
beide Möglichkeiten in Betracht zog. Beide Wege führten
bergab.
»Hier lang«, zeigte Caramon.
»Nein«, sagte Tanis, der auf den anderen Weg zeigte.
»Hier lang.«
»Ich gehe da lang«, sagte Raistlin und wählte den Weg,
auf den Tanis gewiesen hatte, »und ihr zwei probiert den
anderen Pfad aus.«
Sowohl Caramon als auch Tanis waren entgeistert, daß
Raistlin allein gehen wollte, aber keinem von ihnen fiel ein
passender Einwand ein. Der Magier starrte sie kühl an.
»Nun?« fragte er nach.
»Meinst du – meinst du nicht, wir sollten zusammenbleiben?« stammelte Caramon.
Tanis nickte zustimmend.
»Es wäre besser, beide Richtungen zu überprüfen«, sagte
Raistlin.
»Nur…«, sagte Tanis.
»Nur was?« fragte Raistlin mit finsterem Blick.
»Wir sollten nur übereinkommen«, meinte der Halbelf,
»daß wir uns in zwei Stunden wieder hier treffen.«
» Einverstanden.«
»Ruf uns, wenn du etwas siehst«, fügte Caramon hinzu.
»Natürlich«, sagte Raistlin gereizt.
Mit gemischten Gefühlen sahen Tanis und Caramon, wie
Raistlin allein losging. Dann seufzten sie einträchtig und
nahmen den anderen Weg.
Die beiden hatten Glück. Caramon tötete eine fette
Schlange, aus der man eine Suppe kochen konnte, und Tanis fand ein paar eßbare Nüsse an einem struppigen Busch,
der sich an die Felsen klammerte. Sie fanden keine Spur
von Minotauren oder anderen Feinden. Nachdem sie den
Pfad eine Stunde lang erkundet hatten, kehrten sie um. Über eine Stunde warteten sie am verabredeten Ort, aber
Raistlin tauchte nicht auf. Besorgt kletterten sie zu dem
Platz hoch, wo
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