Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
plattgedrücktes
Haar. Jeder Oger, der etwas auf sich hielt, würde sich
schämen, sich in einem Krieg mit den Orughi zu verbünden, aber die Minotauren hatten die Oger schon fast dazu
überredet. Mit Versprechungen und Geschenken hatten sie
sie geködert. Aber Oolong Xak war nicht der einzige unter
ihnen, dessen Zweifel erst durch den letzten Beweis von
Sargonnas persönlich ausgeräumt werden würden.
Viele Meilen entfernt, im Palast der Stadt Lacynos auf der
Insel Mithas, erwarteten die acht Minotauren des Obersten
Kreises und ihr König den großen Zauber mit unterschiedlich großer Begeisterung, Ungeduld und Skepsis.
Der König der Minotauren wünschte sich die Eroberung
Ansalons sehnlichst, weil er seine Untertanen mit der Größe und Reichweite seiner Macht beeindrucken wollte. Der
König hatte Truppen gestellt und viel Geld für die umsichtigen Pläne des Nachtmeisters gegeben. Der Erfolg würde
seiner Weisheit zugeschrieben werden.
Sein einziger, überzeugter Mitstreiter war Atra Cura, der
blutrünstige Abgeordnete der minotaurischen Piraten. Für
Atra Cura und seine bunte Gefolgschaft war jeder Krieg ein
guter Krieg, denn in dem Chaos, das unweigerlich auf den
Schiffsrouten des Blutmeers ausbrechen würde, war für sie
viel zu holen.
Dutzende von Kriegsgaleeren standen im Hafen von Lacynos bereit, und viele Dutzend weitere wurden in den
Buchten und Häfen von Mithas gezimmert. Akz, der Anführer der minotaurischen Marine, hatte seine Sklaven
gnadenlos angetrieben, um die Termine einzuhalten. Allerdings war er geteilter Meinung über die großen Pläne des
Nachtmeisters und mehr oder weniger unentschieden. Akz
war kein besonders religiöser Minotaurus, und er war lange genug Mitglied des Obersten Kreises, um zu wissen, daß
Kriegspläne kamen und gingen.
Immerhin hatte bisher noch nie jemand den Versuch gewagt, Sargonnas in die Welt zu rufen. Dazu brauchte man
Kühnheit und Ehrgeiz, gab Akz zu. Aber falls der Spruch
sein Ziel nicht erreichte – na und? Die Galeeren konnten für
andere, zukünftige Unternehmungen genutzt werden. Akz
hatte es nicht eilig, seine Schiffe und seine geschulten Leute
in einem unübersehbaren, langwierigen Krieg zu opfern,
wenn nicht klar war, daß die Götter persönlich ihn guthießen. Deshalb würde Akz keinen Finger krumm machen,
solange Sargonnas ihn nicht persönlich dazu aufforderte.
Obwohl Inultus, der Befehlshaber über das minotaurische Heer, Akz haßte, stimmten sie in Kriegsfragen stets
überein. Auch Inultus würde mit Freuden seine Legionen
gut gedrillter Soldaten hergeben… wenn Sargonnas dies
verfügte. Andernfalls sah Inultus keinen Grund, einen in
der Geschichte einmaligen und höchst geschmacklosen
Pakt mit den Ogern und den Orughi einzugehen, um den
in den Annalen der Minotauren bedeutendsten Angriff auf
den Kontinent Ansalon zu entfesseln.
Zwei weitere Mitglieder des Obersten Kreises waren
zweifellos dem König ergeben und stützten seine Politik,
obwohl sie persönliche Vorbehalte gegen Bündnisse mit
den Ogern und Orughi hatten. Victri, der gewählte Vertreter der ländlichen Minotauren, würde bereitwillig in jedem
Krieg kämpfen, den der König befahl, doch bei diesem hatte er Bedenken und hoffte insgeheim, daß der Nachtmeister
scheitern würde. Der große Gelehrte und Historiker Juvabit
stimmte gleichfalls mit dem König, den er durch verwandtschaftliche Beziehungen seit seiner Jugend kannte. Aber
der verstandesbetonte Juvabit mißtraute dem Mystiker, der
der Nachtmeister war, und seinem fanatischen Kult. Deshalb wünschte sich auch Juvabit heimlich, daß der Nachtmeister erfolglos bleiben würde.
Groppis, der Schatzmeister, hatte nur die Meinung, daß
er wünschte, die ganze Sache hätte bis jetzt nicht so viel
gekostet – fast so sehr, wie er wünschte, der vorgesehene
Feldzug zur Eroberung Ansalons wäre niedriger angesetzt.
Damit blieben Kharis-O, die einzige Frau, Anführerin der
Minotaurennomaden, und Bartill, das Oberhaupt der Gilde
der Architekten und Baumeister.
An ihrer Sicht bestand kein Zweifel. Beide waren ausdrücklich gegen das Bündnis, gegen den geplanten Krieg
und gegen die größenwahnsinnigen Ideen des Nachtmeisters. Bartill, weil er sich immer um seine eigenen Projekte
sorgte, für die er Geld brauchte; Kharis-O, weil sie abgesonderte Clans vertrat und grundsätzlich immer gegen alles war. Sie stimmte regelmäßig gegen die Mehrheit, und
grundsätzlich unterlag sie.
Wie Bartill
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