Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
Vom Netzwerk:
sich zu den anderen zwei hohen Akolythen des Nachtmeisters begab. Als der Nachtmeister sich über seine Berechnungen beugte, standen die Hohen Drei hinter ihm. Sie
achteten darauf, ihn nicht zu unterbrechen, ihm jedoch sofort jeden Wunsch zu erfüllen, wenn er eine Anweisung
brummte.
Tolpan zuckte mit den Achseln und hüpfte zu dem
Holzverschlag, in dem Kitiara gefangen saß. Sie sah ein
wenig abgemagert und ungebadet aus, dachte er bei sich.
Er bemerkte, daß Dogz, der in der Nähe auf einer Decke
lag, ihn genau beobachtete.
»Also, Kit«, sagte Tolpan gutgelaunt, »wie bist du denn
so schnell nach Karthay gekommen? Ich bin beeindruckt.
Ich wette, es war etwas Magisches, hm?«
Kitiara sah ihn mit steinernem Blick an.
»Gut, dann verrate mir eines: Wie kommt es, daß sie dich
so leicht erwischt haben? Ich dachte, Caramon wäre der
einzige blöde Majere.«
Sie funkelte ihn an und stieß jedes Wort einzeln heraus:
»Wie oft muß ich dir das eigentlich noch sagen? Ich bin
keine Majere!«
Tolpan zuckte mit den Achseln. »Na gut, dann eben eine
halbe Majere. Wahrscheinlich die Hälfte, die gefangen
wurde.« Er kicherte über seinen eigenen Witz.
»Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, hier
wimmelt es nur so von Minotauren. Woher sollte ich das
wissen?«
Tolpan schnitt ihr das Wort ab. »He, ich hab’ gehört, daß
du geopfert werden sollst, wenn es soweit ist – morgen abend, hat Fesz gesagt. Wenn ich Raistlin also noch irgend
etwas von dir ausrichten soll, falls ich ihn je wiedersehe,
dann kannst du es mir jetzt sagen.«
Mit aller verbliebenen Kraft warf sich Kit vergeblich gegen das Käfiggitter. Die Latten erzitterten, und der Kender
wich auf eine sichere Entfernung zurück. Kit drückte ihr
Gesicht an die Latten und fauchte Tolpan an.
»Ich weiß nicht, was du Böses im Schilde führst, Tolpan«,
zischte Kit, »aber wenn ich je wieder hier rauskomme, dann
lege ich meine Hände um deinen kleinen Verräterhals und
bring’ dich um!«
»Ach, tut mir leid, daß du so denkst«, sagte Tolpan in
verletztem Ton, »weil wir doch so gute, alte Freunde sind.
Außerdem«, fügte er frech hinzu, »frage ich mich, ob du
nicht ein kleines bißchen eifersüchtig bist. Gib’s zu, du hättest nichts dagegen, selbst mal ein Weilchen böse zu
sein…«
Kit durchbohrte ihn mit ihren Blicken.
Tolpan trat grinsend zu Dogz zurück. Der Kender drehte
sich um und sah den Minotaurus an, der ihn bedauernd
ansah.
»Und was ist mit dir los?« fragte Tolpan, der sich neben
dem Minotaurus, der ihn bewachen sollte, auf den Boden
hockte.
»Nichts, Freund Tolpan«, sagte Dogz, der etwas trockene
Asche durch seine Finger rieseln ließ. Er mied Tolpans
Blick.
»Nichts, Freund Tolpan«, ahmte Tolpan ihn mit singender Stimme nach. Er sah sich um. Seiner Schätzung nach
umstand etwa ein Dutzend Minotauren das Lager des
Nachtmeisters. Sie trugen alle möglichen Waffen – Doppeläxte, beschlagene Keulen, Wurfspeere und Geißeln. Dutzende weitere durchstreiften weiter draußen das Gelände.
Im Gegensatz dazu war keiner der Hohen Drei bewaffnet, auch der Nachtmeister nicht. Nur Dogz trug Breitschwert, Katar und Kettenflegel.
Dogz senkte seine Stimme zu einem leisen Knurren.
»Manchmal wundere ich mich über dich, Freund Tolpan«,
sagte der Minotaurus.
»Was wunderst du dich?«
»Ob du wirklich mit all diesen Leuten befreundet bist –
erst Sturm. Und jetzt diese Frau, Kitiara. So wie du sie behandelst.«
Tolpan klopfte Dogz auf die Schulter. »Tja, ich bin doch
jetzt ein böser Kender, oder?« erinnerte er Dogz. »Ich gebe
mir bloß größte Mühe, mich entsprechend zu verhalten.
Klar, sie waren mal meine Freunde. Aber damals war ich
gut – na ja, ziemlich gut – jedenfalls meistens. Jetzt bin ich
böse. Und wenn ich sie verrate, mache ich es als Böser doch
ganz richtig. Du solltest stolz auf mich sein.«
»Ja«, sagte Dogz zögernd.
»Ich sehe das so«, führte Tolpan aus, der sich auf dem
Rücken auf die aschebedeckte Erde legte und die Hände
hinter dem Kopf verschränkte. »Inzwischen bin ich so eine
Art Ehrenmitglied der Minotauren. Hast du mir nicht erzählt, daß die Macht das Recht bestimmt und daß die Minotaurenrasse eines Tages die Welt erobern will und so?«
»Ja«, erwiderte Dogz wieder.
»Nun, ich beweise nur meine Treue gegenüber dem minotaurischen Volk. Wenn du die Wahl hast, dein Volk zu
verraten oder deine Freunde – hups, ich meine, deine ehemaligen Freunde –, was würdest du

Weitere Kostenlose Bücher