Der Bund der Illusionisten 1
Illusion entreiÃen und damit verheerenden Schaden mitten im Herzen und in der Seele der Karden anrichten.
Aber ich hatte keine Möglichkeit, den Eisernen diese Nachricht rechtzeitig zu überbringen. Sie würden durch eine der tückischsten Gebirgsketten der Welt herkommen, würden Schrecknisse ertragen, die ich mir kaum vorstellen konnte, um ihrem Land und ihrem Exaltarchat zu dienen. Um einem kriegerischen Volk Frieden zu bringenâ einem Volk, das nicht in der Lage war, die natürliche Ordnung zu akzeptieren, die die Unterwerfung einer unterlegenen Kultur unter eine überlegene erforderteâ¦
Wir schliefen etwas, dann badeten wir und liebten uns erneut, diesmal mit gemächlicherer Leidenschaft, auch wenn der krönende Abschluss genauso intensiv war wie sonst. Ich schlief nackt in seinen Armen ein und erwachte erst, als es bereits dunkel war.
Temellin war weg, und mein Körper war bereits ausgekühlt.
Es war Garis, der mich geweckt hatte. Er rüttelte an meinem FuÃ. In seiner Stimme schwang unterdrücktes Lachen mit.
» Derya? Bist du wach? Temellin sagt, dass es an der Zeit ist aufzustehen.«
Ich rührte mich und setzte mich auf. Ich war immer noch nackt.
» Na, das ist ein Anblick, für den ich die ganze Nacht durchmarschieren würde!«, rief er aus. Er verdrehte die Augen und grinste. » Du bist einmalig, Derya.«
Ich zog das Schlaffell über meine Nacktheit. » Verschwinde, Garis.«
» Spielverderberin«, sagte er und rührte sich nicht.
» Hau ab, Garis!«
» Ich geh ja schon, ich geh ja schon! Temellin würde es ohnehin nicht schätzen, wenn ich deinen Anblick zu sehr schätze. Aber ich freue mich für ihn, Derya. Das tue ich wirklich.« Das Letzte hatte er ohne jede Neckerei gesagt, und dann war er weg.
Ich freute mich auchâ für mich selbst. In diesem Augenblick.
14
Wir befanden uns auf der vierten Strebe.
Ich lag wach und betrachtete die Muster, die durch die Spiegelung des Wassers an der Höhlendecke entstanden. Eine hübsche Tüpfelung, ein sich bewegendes Kunstwerk. Temellin lag neben mir, noch immer erfüllt vom Lieben. Sein Gesicht war jung und ganz und gar entspannt. Ich widerstand der Versuchung, ihn zu küssen, und berührte stattdessen seinen Cabochon mit meinem. Ich spürte, wie er träumte: angenehme, zufriedene Träume. Ich wünschte mir, dass diese Reise immer so weitergehen würde, dass ich niemals die Entscheidungen würde fällen müssen, die mich auf der anderen Seite der Zitterödnis erwarteten: die Entscheidung zwischen Begierde und Pflicht. Zwischen einem Mann und einer Verpflichtung; zwischen Kardiastan und Tyrans, zwischen dem Land meiner Geburt und dem Land, dem meine Loyalität galt.
Ich wandte meinen Blick wieder zur Höhlendecke und versuchte, das Lied der Zitterödnis nicht zu beachten.
Etwas bewegte drauÃen die Wasseroberfläche, das diese Tüpfelung bewirkte, und doch spürte ich keinen Wind. Verwirrt erhob ich mich, zog mich an und trat hinaus in die glühende Hitze des Tages. Der winzige Teich, der sich zwischen den Felsen verbarg, lag so ruhig da wie Ãl in einer Lampe. Ich sah wieder zur Höhlendecke hoch: Die Tüpfelung war verschwunden.
Meine Haut kribbelte warnend.
Komm. Ich hörte, wie die Stimme im Tanz sang, hörte ihre klare, unmissverständliche Einladung. Ich wusste augenblicklich, dass dies nicht die Stimme der Zitterödnis war; dies war nicht die Melodie sich bewegender Sandkörner, die schön, aber bedeutungslos war. Dies war etwas ganz und gar anderes.
Wir waren es, die dich geweckt haben. Die das Wasser gekräuselt haben. Komm.
Verblüfft fragte ich mit flüsternder Stimme: » Wer seid ihr?«
Wir sind die Illusionierer. Komm.
Die Illusionierer? Was in allen Nebeln von Acheron waren die Illusionierer? » Wohin soll ich mitkommen?«
In den Tanz.
» Ihr wollt mich töten?«
Du wirst nicht sterben. Komm.
» Ich traue mich nicht.« Tatsächlich dachte ich, dass ich diese Unterhaltung wahrscheinlich gar nicht führte. Ich träumte. Oder ich hatte einen ziemlich heftigen Sonnenstich.
Du träumst nicht. Und du bist auch nicht krank. Du lauschst unserem Lied. So wie wir deinem lauschen. Komm. Es ist an der Zeit, dass du das erhältst, was dir gehört, dass du hörst, was du wissen musst, und das Lied deines Geburtsrechts vernimmst.
Ich verspürte ein
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