Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
Vom Netzwerk:
alles verzehrendes Entsetzen und schüttelte den Kopf. Ich begann zurückzuweichen und dachte daran, Temellin zu wecken. » Ich werde nicht zuhören.«
    Komm, die du dich Ligea nennst.
    Der Schrecken, den ich jetzt empfand, war lähmend. Süße Melete. Sie wissen, wer ich bin! Temellin wird mich töten. Ich dachte diese Worte nur, aber die Stimmen antworteten trotzdem.
    Natürlich wissen wir es. Sind wir nicht die Illusionierer? Und bist du nicht eine der Magori?
    Die Sonne brannte heiß auf mich herunter, und doch war mein Entsetzen so kalt wie Eis. Ich wagte nicht, Temellin aufzuwecken. Stattdessen sammelte ich die Reste meines zerfetzten Mutes und trat an den Rand der Zitterödnis, um in den Tanz zu sehen. Da waren Muster in den Mustern, und irgendwo glaubte ich, Umrisse sehen zu können– schwadenartige Schemen vor dem gemusterten Hintergrund.
    Â» Nein«, sagte ich. » Ihr lockt mich in den Tod. Ich werde da nicht hingehen.« Und doch schlug mein Herz nicht nur aus Angst schneller; da war auch diese elende Liebe zur Gefahr, die mich drängte und mir sagte: Das hier könnte das größte Abenteuer deines Lebens werden…
    Du hast eine Pflicht zu erfüllen. Du bist die Illusionistin.
    Â» Zum Scheißhaufen, ich bin nicht Temellins Gemahlin und werde es auch nie sein.« Worte, die von einem Stich des Bedauerns begleitet wurden. Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Du bist die Illusionistin. Wir wissen nicht, was sein wird, nur, was ist. Was ist, kann nicht geleugnet werden. Weigere dich, jetzt zu uns zu kommen, und wir werden dein Reittier heute Nacht durch den gefrorenen Boden brechen lassen und dich nach unten ziehen. In beiden Fällen wird dir nichts geschehen, aber dieser Weg ist der bessere. Komm.
    Ich sah zurück zur Höhle, in der Temellin schlief, und fühlte mich hin und her gerissen.
    Was sein muss, muss sein, sagte die Stimme sanft. Komm. In dem Tonfall lag keinerlei Hinweis auf eine Gefahr, trotz der Worte. In ihm war überhaupt nichts Bedrohliches, noch nicht einmal etwas Verführerisches. Es war mehr der vernünftige Ton eines Lehrers, der einen zögernden Schüler sanft ermahnte.
    Und ich ging. Ich trat von den Felsen und ging in den Tanz hinein.
    Ich spürte gar nichts. Der Sand schlug nicht auf mich ein; das Einzige, das mich berührte, waren die Liebkosungen des Gesangs, des Liedes der Zitterödnis, das über meine Haut wogte und sich in mein Wesen einwebte. Der tanzende Sand stieg höher und höher um mich herum, während ich weiterging, aber er teilte sich dabei auch vor mir. Schon reichte er mir bis zur Taille, bis zur Schulter, bis zum Kinn– ich warf einen letzten Blick zurück auf die Sicherheit der Strebe und wurde überschwemmt.
    Die Musik war auf eine Weise schön, die fast unerträglich war. Ich konnte sie hören und sehen und fühlen und riechen, wurde in purpurfarbenem Licht gebadet; ich schaute durch einen Nebel von Bewegung hindurch, und irgendwo dahinter konnte ich die Gestalten sehen, die sich dort befanden, ohne dass sie ganz sichtbar wurden. Als ich sie anstarrte, glitten sie wie schwer fassbare Träume davon, immer knapp außer Reichweite, nie ganz zu erfassen.
    Ich hörte die Stimme nicht wieder; aber umgeben von der Musik hörte ich, wie Bedeutung in das Lied der Zitterödnis gewebt wurde, eine Bedeutung, die von etwas– oder von Dingen– kam, die nicht die Zitterödnis waren. Es gab keine Notwendigkeit für Worte. Ich hörte und verstand.
    Als die Musik sich verdrehte und verflocht, sah ich vor mir ein Magorschwert schweben. Das Lied verwob sich mit den Illusionierern, dem Schwert und mir, und ich wusste, dass es meins war; ich musste einfach nur meinen Cabochon in die Höhlung des Griffs legen, und es würde mir gehören, würde niemals gegen mich gerichtet werden können. Ich streckte meine linke Hand aus und schloss sie um den Griff. Er verschmolz mit mir, pochte von dem Wunsch, benutzt zu werden.
    Dies ist dein Magorschwert. Noch immer sprach die Musik zu mir, schob wortloses Wissen in meinen Geist. Mit dieser Waffe geht eine Verantwortung einher. Dies ist kein Schwert von Tyrans, das Blut zum Wohle der Macht trinkt; es ist das Schwert der Magori, ein Instrument des Dienstes.
    Â» Des Dienstes? Wem gegenüber?«, fragte ich.
    Den Magori gegenüber. Kardiastan gegenüber. Den anderen dieses Landes, den Nicht-Magori

Weitere Kostenlose Bücher