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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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gegenüber. Wenn du es zu deinem persönlichen Vorteil benutzt, wenn du verdorbene Ziele mit ihm erreichen willst, brichst du den Bund, der von deinen Vorfahren mit jenen geschlossen wurde, die sich die Illusionierer nennen. Bist du bereit, dieses Geschenk anzunehmen?
    Meine Hand schloss sich fester um den Griff. Er war ein Teil von mir. Ich hätte mich ihm gegenüber genauso wenig verweigern können wie meinem Verlangen nach Temellin. Ja, flüsterte ich in meinem Geist. Ja, ich bin bereit, es anzunehmen. Die Antwort war emotional, ja sogar irrational. Es war unmöglich, Tyr und der Bruderschaft und den Magori gleichzeitig zu dienen. Und doch hatte ich das Schwert angenommen und den Widerspruch ignoriert.
    Im Stillen sang ich meinen Dank für die Gabe, und ich wusste, dass ich gehört wurde. Ich schloss die Augen und ließ mich seltsam einlullen, spürte, wie ich dahintrieb, körperlos.
    Und dann kam eine Vision. Es war eine Botschaft, die in Musik eingewoben war, und doch war sie nicht wie Klänge, sondern wie Bilder, damit ich sie erkannte.
    Es war Nacht, und da war ein Illusionist. Es war nicht Temellin oder irgendein anderer bestimmter Illusionist, sondern eher die Essenz eines Illusionisten, die Essenz aller herrschenden Illusionisten und Illusionistinnen, die es jemals gegeben hatte und jemals geben würde. Er kniete mit gesenktem Kopf auf einem gefliesten Boden, und seine Hände hielten das Magorschwert. Ich wusste, dass er gefastet hatte. Ich wusste, dass er betete, aber nicht zu irgendeiner Gottheit. Er betete nicht zu irgendetwas; er betete vielmehr für ein neugeborenes Kind, betete für seine Weisheit und seinen Dienst. Er übergab den Magori ein Baby.
    Er sang Worte, die selbst keine Bedeutung hatten und doch reich an Bedeutung waren. Allmählich begann das Schwert in seinen Händen in einem goldenen Licht zu glühen. Er ließ sich nicht anmerken, dass er es bemerkt hatte, aber er hielt es so in seinen Händen, dass der Griff höher war. Dann, nach einer schier endlosen Zeit, war die Höhlung nicht mehr leer, sondern mit einem Edelstein gefüllt, einem Cabochon. Obwohl ich mich nicht erinnern konnte, dass ich schon jemals einen gesehen hatte, wusste ich sofort, was es war.
    Er hatte die Form eines Taubeneis und war der Länge nach aufgeschnitten.
    Er war abgerundet, aber ungeschliffen. Ich versuchte, seine Farbe zu erkennen, aber manchmal wirkte er golden, manchmal grün und manchmal rot. Er besaß die Essenz sämtlicher Cabochone, die es jemals gegeben hatte…
    Dann endete die Nacht, und der Illusionist erhob sich, das Schwert noch immer in der Hand. Er ging in ein anderes Zimmer, wo das Baby in den Armen seiner Mutter schlief und der Vater bei seiner Frau und seinem Kind stand und beide zärtlich ansah. Die Mutter hielt ihm das Kind hin, und der Illusionist kniete vor ihr nieder und legte den Schwertgriff mit dem Cabochon voran in die winzige linke Hand. Etwas blitzte hell auf, das Baby schrie, und Schmerz flackerte auf, der Schmerz des Illusionisten, als der Cabochon aus seinem Schwert gerissen und für den Rest seines Lebens Teil des Kindes wurde. Als der Illusionist jedoch aufstand, war sein Gesicht ruhig und stolz.
    Begreifen stieg in mir auf, während ich zusah. Wie die Schwerter waren auch die Cabochone Gaben der Macher der Illusion, nur wurden sie durch das Magorschwert übergeben. Die Magori hatten keinerlei Mitspracherecht, was die Farbe des Edelsteins betraf.
    Ich sah auf meine linke Hand hinunter. Irgendwo, irgendwann, hatte ich in den Armen meiner Mutter gelegen, und ein Magori– ein Illusionist? Temellins Onkel Solad?– hatte den Griff eines Magorschwertes gegen meine Handfläche gedrückt…
    Die Vision verschwand.
    Eine andere trat an ihre Stelle, die allerdings weniger scharf war, eher verschwommen, als wäre es etwas, das nie geschehen war, vielleicht auch niemals geschehen würde. Ich sah eine Gestalt– eine kardische, die sowohl Mann als auch Frau hätte sein können. Sie hielt etwas Weiches, Rundes mit den Händen umfangen, etwas, das in einem gleichmäßigen Rhythmus pulsierte. Ich starrte es verwirrt an, dann schickte man mir das Wissen, damit ich begriff, was es war. Die Gebärmutter einer Frau mit einem lebendigen Embryo, eine Gebärmutter mitsamt Inhalt, die der Mutter entrissen worden war… entsetzt wich ich zurück und legte schützend eine Hand auf meinen

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