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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Füße und versuchte, die Gedanken des Vorstehers abzuschätzen. Seine Gefühle waren vielschichtig; ein Durcheinander von miteinander rangelnden Emotionen, die schwer zu deuten waren. Ich konnte starke Erheiterung spüren, einen Hauch von Verachtung – aber hauptsächlich war er selbstgefällig. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn vermutlich nicht sehr mögen würde.
    Â» Nun«, fragte Pater mich, und seine dunkelblauen Augen blickten sanft spöttisch drein, » wie gefällt dir dein neues Pferd?«
    Â» Es ist wundervoll! Aber Brand sagt, der Hengst wäre noch zu wild für mich, um ihn reiten zu können.«
    Â» Für meine Ligea? Du musst die Herausforderung annehmen, Kind. In der Bruderschaft ist kein Platz für Schwächlinge, nicht wahr, äh, Rathrox? Bei Ocrastes’ Eiern, was weiß schon ein ungebildeter Sklave über Pferde? Das Tier ist nicht zu schwierig für dich!«
    Â» In der Bruderschaft?«, stammelte ich und widmete mich dem Teil seiner Worte, die für mich am wichtigsten waren. Der Rotschimmel war plötzlich uninteressant.
    Ich wandte mich an Rathrox Ligatan. » Vorsteher? Die – die Bruderschaft wird mich aufnehmen?«
    Er neigte den Kopf und lächelte schwach. » Ich sehe nicht, wieso es ein Nachteil sein sollte, dass du als Kardin geboren wurdest. Du vielleicht, Gayed?«
    Die beiden Männer wechselten Blicke. » Nein, wieso auch?«, fragte Pater. Seine Stimme klang geschmeidig, seine Gesichtszüge waren entspannt, und doch fing ich eine unterschwellige Strömung von etwas anderem auf, das ich gar nicht mochte. Ich hätte meinen Geist für seine Emotionen öffnen können – ich hätte nach einer Lüge suchen können, aber ich tat es nicht. Ich tat es nie bei ihm. Es wäre illoyal gewesen, sogar unehrenhaft. Er war mein Vater, und ich liebte ihn. Die Regeln waren von mir selbst erstellt, aber ich hielt mich an sie.
    Â» Ja, warum?«, pflichtete der Vorsteher ihm bei. » Ich habe nichts gegen die Karden. Tatsächlich bewundere ich sie. Ein gutes Volk in einem interessanten Land.«
    Das war eine so offenkundige Lüge, dass ihre Wucht mich beinahe würgen ließ, gefolgt von einer wirbelnden Schwärze aus Wut und Hass. Einen Moment lang dachte ich, dass dieses Gefühl auf mich gerichtet war, aber als ich meinen Verstand wieder beisammenhatte, begriff ich, dass nicht ich es war, die er so verabscheute. Ganz im Gegenteil, er war auf eine erheiterte, selbstzufriedene Weise sogar erfreut über mich. Was hatte dann einen so intensiven Zorn in ihm entfacht, dass es beinahe irrational war? Die Karden? Kardiastan? Oder hatte die Erwähnung dieses Ortes irgendeine unangenehme Erinnerung in ihm heraufbeschworen? Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden, denn ich konnte zwar Emotionen spüren, nie aber den Grund für sie.
    Ich sah Pater wieder an, der jetzt seinerseits lächelte, als würde er die Empfindungen des Vorstehers bemerken und wäre darüber erheitert. » Du musst hart dafür arbeiten, Ligea«, sagte er. » Eines Tages wirst du ein Kamerad der Bruderschaft sein; sorge dafür, dass du der Beste sein wirst.« Er war jetzt ernst, beinahe kühl. » Du bist meine Tochter; du trägst meinen Namen. Werde ihm gerecht. Der Vorsteher wird sich persönlich um deine Fortschritte kümmern, und vielleicht wirst du eines Tages« – er lächelte leicht –, » vielleicht wirst du eines Tages eine Heldin von Tyr und damit für uns von unschätzbarem Wert werden.«
    Ich richtete mich noch etwas mehr auf und spürte, wie eine Woge des Stolzes in mir aufstieg.
    In dieser Nacht träumte ich von alldem, was ich tun könnte, um meinen Vater stolz auf mich zu machen …
    Der Geruch der Blüten war aus meiner Nase verschwunden, und ich lag wieder auf dem Schlaffell. Temellins Arm ruhte nachlässig auf meinem Körper, und seine Atemzüge gingen gleichmäßig und friedlich. Ich rollte mich leicht weg, denn ich wollte nicht abgelenkt werden.
    Denk nach, Ligea. Denk nach. Denk darüber nach, wer dich wirklich geliebt hat.
    Ganz sicher nicht Salacia. Das hatte ich auch nie geglaubt. Es war Aemid, die für mich wie eine Mutter gewesen war, und ich hatte nie etwas anderes angenommen. Aemid– aus Kardiastan. Aemid, die Sklavin. Aemid, die jetzt die Liebe zu ihrem Land ihrer Zuneigung mir gegenüber vorzog. Die mich

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