Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
Vom Netzwerk:
lieber tot sehen als zulassen wollte, dass ich ihr Volk betrog. (Was wohl kaum die Liebe war, über die Brand mich nachdenken lassen wollte!)
    Wer hatte mich denn geliebt?
    Brand? Sicherlich, ja. Der Sklavenjunge aus Altan. Der achtzehnjährige Junge, der besorgt vom Rücken des Rotschimmels aus zu mir hochgesehen hatte, weil er sich Gedanken machte, dass ich diesen halbgezähmten Hengst vielleicht nicht beherrschen würde. (Und er sollte Recht behalten, der verfluchte Kerl; das Tier hatte mich mehr als einmal abgeworfen, und ich konnte von Glück sagen, dass ich nur mit blauen Flecken und einem gebrochenen Schlüsselbein davongekommen war.)
    Ich dachte an Rathrox Ligatan, meinen Mentor, der mir nie ein Freund gewesen war.
    Was ihn betraf, hatte ich mir nie Illusionen gemacht. Er hatte mich benutzt, wieder und wieder, aber ich war auch mehr als willig gewesen, mich von ihm benutzen zu lassen. Mehr als willig, von ihm zu lernen und ihm als Gegenleistung mit Hilfe meiner Fähigkeiten die Verräter zu bringen, die Verbrecher und die Feinde, die er suchte. Bis er eines Tages gelernt hatte, mich zu fürchten, und mich an den einen Ort schickte, an dem es keine Bruderschaft gab, die mir helfen konnte.
    Nach Kardiastan.
    Um mich loszuwerden? Vielleicht. Oder vielleicht auch, weil er wollte, dass ich mich an dem Volk rächte, das er so hasste… Kälte stieg in mir auf, als ich schlagartig begriff, warum ich mich an diesen sechzehnten Geburtstag erinnern konnte– weil es der Tag war, an dem Rathrox seine Absicht verraten hatte. Es war der Tag gewesen, an dem er mir signalisiert hatte, dass ich nichts weiter für ihn war als ein zukünftiges Werkzeug, um seine eigenen Rachegelüste gegenüber Kardiastan zu befriedigen. Vielleicht hatte er es nicht mit Worten gesagt, aber er hatte es mir trotzdem mitgeteilt. Ich hatte nur einfach nicht hingehört.
    Und auch Gayed war an diesem Tag da gewesen. Gayed, General von Tyrans und der einzige Vater, an den ich mich erinnerte.
    Vielleicht wirst du eines Tages von unschätzbarem Wert für uns werden …
    Die Kälte verstärkte den Griff um meinen Brustkorb. Gayed hatte diese Worte gesprochen…
    Aber Gayed hatte mich in sein Haus geholt, er hatte mir seinen Namen gegeben, hatte mich zu einer Bürgerin von Tyrans gemacht, hatte seinen Reichtum mit mir geteilt. Er hatte mich aufgezogen, mich ausgebildet, hatte mir alles gegeben, das er auch einer echten Tochter gegeben hätte.
    Hätte er eine echte Tochter in die Bruderschaft eintreten lassen? Der Gedanke kam ungebeten, unerwünscht, und plötzlich war es mir unmöglich, mir vorzustellen, dass irgendein Kind von Gayed und Salacia ein Kamerad der Bruderschaft geworden wäre. Gayed hätte so etwas niemals zugelassen . Er hätte es nicht einmal ernsthaft in Erwägung gezogen.
    Hatte er mich geliebt? Dieser stolze Mann, der einer sechzehnjährigen Tochter ein Pferd gegeben hatte, das zu wild für sie war? Weil er wollte, dass sie sich der Herausforderung stellte? Der Mann, der die gleiche Sechzehnjährige dazu gedrängt hatte, in die Bruderschaft einzutreten, um dort, in den manipulativen Händen von Rathrox Ligatan, dazu ausgebildet und abgehärtet und angeleitet zu werden, wie man tötet? Ein stolzer Mann, der einmal Teil einer besiegten Armee gewesen war, einer Armee, die von Kardiastan gedemütigt worden war. Es war das einzige Mal gewesen, dass er auf der Verliererseite gestanden hatte. Das einzige Mal, dass Verrat und nicht militärische Macht den Sieg herbeigeführt hatte.
    Hätte ein solcher Mann ein dreijähriges Kind des Feindes aus Liebe oder Mitgefühl in seine Familie aufgenommen?
    Natürlich nicht. Täuschung.
    Was war dann die Wahrheit?
    Ein weitsichtiger Mann, der ein Kind aus Kardiastan mitgenommen hatte und es in Tyrans zu einer Frau hatte heranwachsen lassen. Ein visionärer Mann, der ein Kind der Magori mitgenommen und zum Kameraden der Bruderschaft gemacht hatte. Ein Mann mit Weitblick und der Fähigkeit zu planen, der mich– das willige, eifrige Kind– geformt hatte; der aus mir ein Werkzeug seiner Rache geschmiedet hatte. Eines Tages wirst du von Wert für uns sein …
    Ich hatte um ihn getrauert, als er gestorben war. Ich hatte bei den Wehklagen an seinem Grab geweint.
    Ich lag da, und angesichts der verratenen Erinnerungen gefror mir das Blut in den Adern.
    Ich war von einem Mann betrogen worden,

Weitere Kostenlose Bücher