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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Büro der Aufsicht, das sich in einem festen Steingebäude direkt daneben befand. Gleich hinter der Tür brannten Weihrauchkiesel. Sie sollten die weniger attraktiven Gerüche und den Gestank der Krankheit, der von draußen hereinwehte, vertreiben. Die Aufsicht selbst war gerade weg, nur die Unteraufsicht war da, ein Mann namens Hargen Bivius. Er fläzte sich hinter dem Tisch, als ich eintrat, hatte die Füße auf der Tischplatte und einen Krug Wein in der Hand. Als er mich sah, kniff er die Augen missmutig zusammen, rührte sich jedoch nicht. » Ligea«, sagte er mit gedehnter Stimme, » und noch dazu in ihren schönen Kleidern. Wir fühlen uns wirklich geehrt. Aber Vorsicht, meine Liebe, der Saum von Eurem ach so schönen Umhang könnte hier leicht schmutzig werden.«
    Ich ließ mich nicht von ihm aus der Fassung bringen. » Der Sohn von Dorus, dem Juwelier– Markis heißt er, glaube ich–, in welchem Käfig ist er?«
    Er brauchte eine Weile, bis er sich dazu entschied, sich zu bewegen. Schließlich stellte er den Krug aufreizend sorgfältig auf dem Tisch ab und schwang seine Beine auf den Boden, so dass er eine Wachstafel betrachten konnte, die sich vor ihm befand. Weihrauchschwaden trieben zwischen uns in der Luft und wirbelten zart, als sie sich mit seinen Atemzügen vermischten. Nervenzermürbend langsam fuhr er mit dem Finger die Spalte der Namen entlang, die in die Tafel geritzt waren, und gab mir schließlich die Information, die ich brauchte. » Nummer achtundzwanzig. Eine der luxuriöseren Unterkünfte– hoch genug, dass man stehen kann, das ist Nummer achtundzwanzig. Auf Eure Bitte hin, schätze ich. Vielleicht ein Geliebter von Euch? Bedürftig in diesen Tagen, was, Kamerad?«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. » Geht es ihm gut?«
    Â» So gut, wie man das erwarten kann.« Sein säuerlicher Atem überdeckte den Duft der Weihrauchkiesel.
    Â» Es ist darauf zu achten, dass er bei guter Gesundheit bleibt.«
    Er verbeugte sich übertrieben. » Wir tun alles, um dem Schoßhündchen des Vorstehers zu Gefallen zu sein.«
    Â» Betrachtet es als eine Verpflichtung gegenüber der Bruderschaft, Hargen. Und wenn Ihr Markis aus irgendeinem armseligen Grund quälen solltet, werde ich dafür sorgen, dass Ihr den Zorn der Bruderschaft zu spüren bekommt.«
    Er packte die Tischkante, als wäre das die einzige Möglichkeit, die Hände unter Kontrolle zu halten. » Ligea, meine Liebe, habt Ihr auch nur eine vage Vorstellung davon, wie sehr ich Euch hasse?«
    Ich konnte seinen Abscheu spüren, ohne dass ich mich groß konzentrieren musste. » Durchaus. Aber denkt daran, dass Ihr Euch den Zorn von Rathrox zuzieht, wenn Markis irgendetwas zustößt, nicht meinen.«
    Hargen Bivius war einmal ein Kamerad gewesen und auch ein Legionär. Doch irgendwann war ich zu dem Schluss gekommen, dass die Bruderschaft ohne ihn besser dran wäre. Er war ein unnötig grausamer und kleinlicher Mann, der sich mir immer wieder aus reiner Bösartigkeit in den Weg gestellt hatte, und daher hatte ich auch keinerlei Gewissensbisse verspürt, als ich seiner Karriere ein Ende machte. Er hatte das Privileg nicht verdient, ein Kamerad zu sein; wegen seines Verhaltens hatte die Bruderschaft an Wirksamkeit eingebüßt. Es hatte mir Spaß gemacht, ihm einen Schubs zu geben in die selbstzerstörerische Richtung, die er ohnehin schon eingeschlagen hatte. Offensichtlich hatte er herausgefunden, welche Rolle ich bei seinem Schicksal gespielt hatte: Seine Emotionen stürmten jetzt mit voller Wucht auf mich ein.
    Â» Eines Tages«, versprach er, » kriege ich meine Rache.«
    Ich hörte die Lüge und lächelte innerlich. Hargen war genauso entschlossen wie eine Schnecke ohne Haus. » Das bezweifle ich«, sagte ich. » Der Wein löst die Zunge, aber er schärft selten den Verstand; und das Rückgrat richtet er schon gar nicht auf. Oder sonst etwas.« Ich nickte ihm freundlich zu und kehrte wieder auf die Straße zurück.
    Der Gestank der Käfige brachte mich zum Würgen. Nur mit Mühe drehte ich mich zu einer der diensthabenden Wachen um. Ich bat sie darum, mich zu Nummer achtundzwanzig zu führen. Es war anstrengend, auch nur normal zu atmen und die Ratten zu ignorieren, die mit vor Schmutz starrendem Fell durch die Straßenrinnen schlichen. Ich hatte fast Mitleid mit

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