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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Markis Dorus, auch wenn er Verrat begangen hatte. Er war achtzehn Jahre alt, ein verwöhnter Junge mit einer übereifrigen Zunge, der plötzlich herausgefunden hatte, dass die Welt ein bösartiger und unfreundlicher Ort für die Unklugen sein konnte.
    Er hockte allein in seinem Käfig, zusammengekauert an dem einen Ende. Seine Haare waren verfilzt, seine Kleidung starrte vor Dreck, und seine Haut war schorfig und schmutzig. Abgesehen vom Dreck wirkte er allerdings wohlbehalten, und er hatte etwas zu essen und Wasser in abgedeckten Eimern neben sich stehen. Seine Familie kümmerte sich offenbar um ihn, was mehr war, als man von den anderen Eingesperrten sagen konnte.
    Ich machte mir nicht die Mühe, mit ihm zu sprechen. Ich hatte mit Markis nichts zu schaffen, sondern mit seinem Vater. Mich über die Gesetzesbrecher zu freuen, die ich der Gerichtsbarkeit überführt hatte, übte keinen Reiz auf mich aus. Die Mehrheit der Gefangenen, die hier waren, bestand aus Mördern, Vergewaltigern, Entführern, Verrätern– Männern und Frauen, die von Grausamkeit, Verschwendungssucht und Gier verzerrt waren. Ich kannte ihre abscheulichen Verbrechen besser als die meisten anderen Menschen, aber im Gegensatz zu manchen Hochgeborenen bereitete es mir kein Vergnügen, sie in ihrem Elend zu sehen. Ich wollte nur sicherstellen, dass es Markis gut ging, und nachdem das geschehen war, kehrte ich ihnen allen den Rücken und machte mich wieder durch das Gewirr davon.
    Ich war erleichtert, als ich endlich das Künstlerviertel betrat. Die Gassen in diesem Teil der Stadt mochten schmal sein, aber zumindest waren sie gepflastert und sauber, und die Steinmauern waren instand gesetzt und getüncht. Türen und Fenster waren geschlossen und um diese Uhrzeit verriegelt, da die Inhaber der Geschäfte und die Hausbesitzer irgendwo dahinter schliefen: Es war Siesta.
    Als ich mein Ziel– den Juwelier Dorus– erreichte, verharrte ich einen Moment reglos, bis ich sicher war, dass ich nicht beobachtet wurde. Dann zog ich am Glockenstrang. Es dauerte jedoch eine Weile, bis der Riegel zurückgeschoben und die Tür geöffnet wurde. Der Mann, der in der Öffnung auftauchte, starrte mich an; seine Miene war ausdruckslos, da er mich in dieser Kleidung nicht erkannte. Dann wurde sein rundliches Gesicht bleich. » Kamerad… Heilige Göttin!« Er winkte mich herein, nicht ohne zuvor einen raschen, qualvoll entsetzten Blick auf die Straße zu werfen. » Kamerad, wenn Euch irgendjemand erkannt hat…«
    Â» Niemand hat mich gesehen, Dorus. Habt Ihr die Information?«
    Â» Ja, ja! Sie liegt oben. Aber sie ist mehr wert als mein Leben; sie werden mich töten, wenn mich jemand dabei beobachtet, wie ich mit Euch spreche!« Er deutete auf einen Stuhl in der dunkelsten Ecke seiner Werkstatt. » Bleibt da, bitte. Ich hole es.«
    Ich ließ den Stuhl unbeachtet und wanderte in dem Geschäft umher, während er weg war, sah mir die Silberstücke an, die er hergestellt hatte. Ich interessierte mich nicht besonders für Schmuck, auch wenn ich eine ganze Menge davon besaß. Ich hatte ihn von meiner Mutter geerbt, aber ich benutzte die Juwelen nicht. Das einzige Stück, das ich gelegentlich trug, war mein persönlicher Siegelring. Dennoch konnte ich erkennen, dass es sich um eine schöne Filigranarbeit handelte. Dorus arbeitete hauptsächlich mit Silber, und viele seiner Stücke trugen polierte Steine. Ich erkannte den rauchigen Topas des nördlichen Tyrans, rote und schwarze Korallen aus dem Issischen Meer, goldenen Bernstein von der Insel Insch– und Achate aus Kardiastan. Ich fuhr mit einem Finger über die geschliffene Oberfläche eines größeren Steins aus pinkfarbenem und weißem Achat und versuchte mich zu erinnern, wieso mir seine geometrischen Muster so vertraut vorkamen.
    Kurz darauf kehrte Dorus mit einer Tontafel zurück. Das Zittern seiner Hände veranlasste mich dazu, sie ihm abzunehmen, bevor er sie fallen ließ. » Die Namen von allen, die damit zu tun hatten«, flüsterte er. Er versuchte, das Zittern zu kontrollieren. » Sie werden mich töten, wenn sie es jemals herausfinden sollten.«
    Â» Von mir werden sie es nicht hören.« Ich warf einen Blick auf die Liste. » Ihr habt gute Arbeit geleistet.« Ich holte eine Münze aus der Börse, die ich in den Falten meines Überwurfs versteckte.
    Â» Ich

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