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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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dieser Mann auch so einer.
    Â» Was hast du gewollt, Helot?«, fragte ich.
    Â» N-nichts.« Er stotterte vor Schreck. » Ich bin nur so rumgelaufen…«
    Ich verstärkte meinen Griff. » Das war deine erste Lüge«, sagte ich. » Bei der nächsten breche ich dir einen Knochen. Wieso bist du mir gefolgt?«
    Â» Das bin ich nicht, Domina…«
    Ich veränderte meinen Griff leicht und brach ihm den kleinen Finger. Er schrie auf vor Schmerz und Fassungslosigkeit.
    Â» Wieso bist du mir gefolgt?«
    Er schwieg, und ich begann, Druck auf den nächsten Finger auszuüben.
    Â» Nein!«, brüllte er, aber es war bereits zu spät.
    Â» Warst du hinter meiner Geldbörse her? Willst du noch einen dritten Finger opfern?«
    Er heulte kurz auf, aber ein bisschen zusätzlicher Druck brachte ihn schnell zu einem Geständnis. Seine Fassungslosigkeit hatte sich jetzt in Angst verwandelt und seine Wut in betäubte Resignation – eine ziemlich geläufige Reaktion bei den Unterprivilegierten, wenn sie es mit jemandem zu tun hatten, der oder die ihnen überlegen waren.
    Â» Gibt es noch irgendeinen anderen Grund?«
    Â» Nein– im Namen der Göttin, ich schwöre es! Bitte , Domina…«
    Ich spürte, dass er die Wahrheit sprach, und lockerte den Griff etwas. Normalerweise hätte ich ihn so lange befragt, bis ich eine Möglichkeit gefunden hätte, ihn zu benutzen; ich hätte ihm gedroht, ihn einsperren zu lassen, und ihn dann in die Gruppe meiner Informanten aufgenommen. Aber was für einen Sinn hatte das jetzt noch? Ich würde nach Kardiastan gehen und hatte keinen Bedarf mehr an Informanten.
    Â» Dafür könntest du eine Weile im Käfig sitzen, mein Freund«, sagte ich. » Aber du hast Glück. Ich bin heute in barmherziger Stimmung. Verschwinde.«
    Ich ließ ihn abrupt los und stand auf. Er kämpfte sich auf die Beine, während er sich die gebrochenen Finger hielt. Er öffnete schon den Mund, um mich zu verfluchen, sah dann aber meinen Gesichtsausdruck und änderte seine Meinung. Ohne ein weiteres Wort trippelte er eine kleine Seitenstraße entlang und verschwand.
    Ich ging weiter, während ich mir den schmerzenden Kopf rieb und mich fragte, warum mich das, was passiert war, so anwiderte. Gewöhnlich machten mir derartige Zwischenfälle nicht sehr zu schaffen. Der beißende Hass des Mannes jedoch, der auch dann noch in der Luft hing, als er selbst bereits verschwunden war, ließ mich daran zweifeln, ob meine Fähigkeiten es wirklich wert waren, sie zu haben– besonders diejenigen, die mich die Gefühle anderer wahrnehmen ließen.
    Als Kind war ich immer wieder durch mein ungebeten auftauchendes Wissen verletzt worden, bis ich gelernt hatte, eine Mauer um meinen allzu weichen Kern zu errichten. Als ich sehr jung gewesen war, dachte ich, dass alle anderen Menschen genauso empfinden würden wie ich, und das hatte ich so lange geglaubt, bis Aemid– die kardische Sklavin, die meine Amme gewesen war– mich eines Besseren belehrt hatte. Eines Tages hatte sie mich zur Seite genommen, sich vergewissert, dass uns niemand zuhörte, und erklärt: » Du fühlst Dinge, die andere nicht fühlen. Du weißt Dinge, die du nicht wissen solltest. Solange du nicht lernst, diese Gefühle zu kontrollieren, das Wissen beiseitezuschieben, all das zu ignorieren, was so ungebeten zu dir kommt– so lange wirst du weiter verletzt werden. Dein inneres Wissen wird dir nicht guttun, Ligea; höre nicht darauf. Irgendwann wird es sich dann schon verflüchtigen.«
    Anfangs hatte ich versucht, ihren Rat zu befolgen. Dann aber war es mir eines Tages gelungen, mich vor einer ziemlich unangenehmen Situation zu schützen: Ich hatte im Voraus gewusst, dass ein paar Spielkameraden im Garten unserer Villa einen fiesen Hinterhalt für mich gelegt hatten. Das brachte mich zu der Einsicht, dass Aemid Unrecht hatte. Das Wissen, über das ich ungebeten verfügte, mochte mich häufig verletzt haben, aber es erwies sich auch als Quelle wertvoller Einsichten. Statt es also zu unterdrücken, nährte ich es. Ich übte mich darin, brachte mir bei zuzuhören, aufmerksam zu sein, die Dinge zu spüren, die andere nicht fühlen konnten, und zu wissen, was niemand wissen konnte. Allmählich lernte ich, auch nebulöse Eingebungen in eine zusammenhängende Form der Wahrnehmung zu überführen,

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